Kampf um die Löwenburg
Hunde fort. Nominus sah ihnen nach, dann klatschte er in die Hände. Kerfel schlurfte herbei. „Ab mit dir ins Dorf, im Namen des neuen Herrn von Elvenden, Dominus terrae! Wir brauchen junge Frauen und Männer auf der Burg, ach was, die gesamte Dorfbevölkerung, damit wir unsere Gäste bewirten können. Sollten sie sich weigern, sag ihnen, dass ich sie durch meine Krulljäger holen lasse. Das wird ihnen Beine machen.“
Knig der Knochentrolle
Plötzlich ächzten die Bäume, Äste schlugen aneinander. Etwas unvorstellbar Großes näherte sich der Hütte und erschütterte den schneebedeckten Boden. Es untersuchte fauchend das schäbige Dach, ein schreckliches Heulen erschütterte die Holzbretter. Florian kauerte sich auf den Boden. Die Tür wurde aus den Angeln gerissen und fortgeworfen. Er musste hilflos mitansehen, wie sich etwas Haariges, einer fünfbeinigen Riesenspinne ähnlich, in den kleinen Raum zwängte – die Klaue eines Riesen. Florian schloss die Augen, spürte, wie er grob gepackt und ins Freie gezogen wurde. Er wehrte sich nur schwach. Wie würde das Ende kommen? Ein glatter Biss, dann würde er wohl nichts mehr spüren. Auch ein fester Druck der Klaue genügte, und aus.
Nein, der Riese ließ sich Zeit. Seine Stimme donnerte wie ein Orkan: „Hab ich doch nicht falsch gerochen! Etwas Lebendiges hat sich in der Hütte des Schattenhockers verborgen! Ein Leckerbissen. Gleich werden deine Knöchelchen unter meinen Zähnen knirschen, ja! Ein köstliches Geräusch wird das sein, fürwahr, dein Schädelchen wird wie ein Vogelei knacksen, bevor es zerbricht. Und dein warmes Blut will ich schlürfen, mmh! Ist zwar nicht viel dran an dir, aber fürs Erste soll es genug sein. Mmh, du riechst köstlich.“ Eine entsetzlich große, stinkende Nase fuhr über seinen Körper, blieb plötzlich über dem verletzten Bein stehen. „Aber … diesen Geruch kenne ich doch? Wo hab ich dein süßes Blut schon gerochen, Menschlein?“ Der riesige Troll hob das Gesicht, dachte nach. „Jetzt weiß ich’s! Dein Blut riecht wie das Blut auf meiner Krone – ha! Du warst es, der mir meine Krone gestohlen hat! Elender Kronendieb!“ Der Troll riss das Maul auf und wollte sich Florian zwischen die ungeheuren Zähne schieben. Aber dann erstarrte er. Florian hing leblos vor dem grässlichen Maul und musste den üblen Geruch halb verwester Speisereste einatmen. Der Trollkönig knurrte: „Nein, der Kronendieb bist du nicht. Schwarzalbendreck stinkt auf meiner edlen Krone. Doch Schwarzalben gehen nie auf Bäume. Sie fürchten die Bäume, dieses hässliche Geschmeiß. Wie aber kommt meine Krone in einen Baum? Wir sind nicht dumm. Nein, das sind wir nicht. Meine Krone habe ich oben im Geäst einer Eiche gefunden, gerade in Griffweite. Sie duftete nach deinem Blut, sie stank erbärmlich nach Schwarzalbendreck … Du hast meine Krone in den Baum getragen, Menschlein.“ Ein riesiges Auge erschien vor Florians Kopf. „Du hast meine kostbare Krone den Schwarzalben entrissen, diesen dreckigen Dieben. Du hast mich glücklich gemacht, Menschlein.“ Der riesige Knochentroll gab ein abscheuliches Geräusch von sich. Seufzte er? Plötzlich war seine Stimme leiser, nicht mehr grob und bedrohlich. „Kommst du von außen, kleiner Mensch? Du stammst nicht aus Elvenden, ist es nicht so, mein winziger Freund?“ Florian nickte matt. Der Knochentroll schnüffelte an ihm herum und grollte: „Wer die Krone des Königs rettet, darf nicht gefressen werden, auch wenn er noch so gut riecht. Du bist frei, kleiner Mensch. Sag – was ist dein Wunsch?“
Florian antwortete mit piepsender Stimme: „Herr König, Nominus von der Löwenburg will euch alle töten lassen. Rettet das Alte Volk!“
Der König der Knochentrolle knurrte: „Was wisperst du da, kleine Maus? Nominus Dominus? Die schwarze Warze, der Eiterpickel von Elvenden?“ Der riesige Troll setzte Florian überraschend zart in den Schnee. Er ragte vor ihm auf wie ein gewaltiger Baum, ein bedrohlicher Turm. Der König der Trolle knurrte aus abgrundtiefer Kehle: „Dominus, soso. Hat die alte Trollmutter nicht eine ähnliche Botschaft schicken lassen? Ein winziges Menschlein habe ihr etwas von Nominus Dominus geflüstert! Ich glaube fast, du warst es, kleines Eichhörnchen. Nie hätte ich gedacht, dass dieser hässliche Bursche, dieser Eindringling es wagt, sich gegen uns aufzulehnen. Die schwarze Küchenschabe glaubt, wir wären in den Winterschlaf gefallen, wenn alles von Schnee bedeckt ist.
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