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Kampf um die Löwenburg

Kampf um die Löwenburg

Titel: Kampf um die Löwenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
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glitzerten böse.
    Der Burgherr traf zusammen mit Kerfel als Letzter ein. Er stieg vom Pferd und sah sich suchend um. Dann fragte er besorgt: „Ist der Junge bei dir? Nominus, er ist doch mit dir geritten!“
    Nominus schüttelte mitleidig den Kopf. „Euer Gnaden, muss ich Euch an das Gespräch vor einigen Tagen erinnern? Es war ein Jagdunfall. Ihr wolltet nichts damit zu tun haben, und ich habe mich daran gehalten.“
    Lucidus riss die Augen auf. „Was? Du hast den Jungen umgebracht? Du bist wahnsinnig! In der Früh habe ich dich so verstanden, dass du den verrückten Vermummten beseitigen wolltest, weil du ihn als Aufwiegler entlarvt hattest! Von dem Jungen war nie die Rede! Nominus, wir bringen keine Kinder um! Florian war mir ans Herz gewachsen, und du …“ Der Burgherr packte Nominus an seinem schwarzen Ledermantel und schüttelte ihn. „Das hat ein bitteres Nachspiel, Truchsess, ein sehr bitteres, das kannst du mir glauben!“ Ohne weiteres Wort ging er zu seinem Pferd zurück, stieg auf und ritt in die Burg.
    Hinter ihm stieß Nominus ein leises, grausames Lachen aus.
    Florian schrie, als er fiel. Das war es also. Aus und vorbei. So starb man im Traumland. Ohne Wiederkehr.
    Da prallte er auf etwas Riesiges, das nachgab und seinen Sturz auffing. Es stank entsetzlich, bewegte sich und brüllte wütend. Auf welches Ungeheuer war er gefallen? Er wurde gepackt und herumgerissen. Florian starrte in ein riesiges, graues, entsetzlich hässliches Gesicht. „Ich frage mich nur“, sagte eine ölig glucksende Stimme, „bist du ein Abendessen oder ein Bräutigam?“ Florian wurde jäh fallen gelassen und landete zu Füßen des Ungeheuers. Der Boden schwankte. Er bestand aus miteinander verflochtenen Ästen, mit Moos ausgepolstert. Florian saß in einem riesigen Nest, das in der Mitte der Schlucht hing. Er war umgeben von Schädeln, Brustkörben und Wirbelsäulen, die in den Maschen des Nestes hingen.
    Das Gesicht näherte sich. „Soso, für einen Bräutigam bist du freilich zu jung. Als Abendessen allerdings …“ Die Stimme schmatzte vergnügt. „Warum kommst du freiwillig zu mir, als Appetithappen sozusagen?“
    Florian krächzte hastig: „Nominus, der Verwalter der Löwenburg, hat mich hinuntergestoßen zu Euch. Er will alle Elfen und Trolle töten lassen. Sehr bald, in wenigen Tagen schon. Er hat die Krull geholt!“
    Das Ungeheuer starrte ihn an. Seine Hauer klafften aus dem breiten Maul. „Der Appetithappen kann sprechen. Soso. Und er berichtet von Dominus terrae, dieser schäbigen Aaskrähe, und von den Krull. Das ist merkwürdig.“ Eine haarige Klauenhand stellte Florian auf die Füße. Er taumelte benommen zurück. „Kleiner Mensch, du kommst, um uns zu warnen? Das ist rührend von dir. Vor Dominus, diesem faulenden Stück Schwarzalbendreck, willst du uns warnen? Weißt du, wer ich bin? Ich bin die große Trollmutter. Die große Trollmutter fürchtet nichts und niemanden, schon gar nicht diesen geifernden Mistkäfer Dominus.“ Die Trollfrau schüttelte ihren mächtigen Kopf. Die grauen Hängebacken wabbelten, zäher Speichel tropfte Florian ins Gesicht. „Aber du willst uns warnen. Das ist edel von dir. Ein Abendessen, das in guter Absicht kommt, verdirbt uns den Magen. Lauf weg, kleiner Mann, bevor dich mein Bruder, der König der Knochentrolle, erwischt. Ich danke dir. Ich werde mit meinem Bruder darüber reden. Verschieben wir unseren Winterschlaf, aber nicht zu lange, denn mein Bruder ist schon höchst gereizt. Ja, das ist er.“ Die Trollmutter blinzelte mit ihren verquollenen Augen und wies mit der Klaue auf eine lange Wurzel, die bis zum Rand der Schlucht reichte. „Da, klettere hinauf und fall nicht wieder auf mich. Ich könnte sonst doch noch Appetit bekommen.“
    Florian kletterte mühsam an der Wurzel zum Rand der Schlucht empor. Einmal sah er noch hinunter. Die Trollfrau schenkte ihm keine Beachtung mehr. Aus Löchern und Nischen der Felswand blitzte es weiß. Florian wandte sich ab. Er wusste, was das war: alte Vorratskammern der Trollmutter.

Umzingelt
    Am Rand der Schlucht warf Florian sich erschöpft in den Schnee, steif und halb erfroren. Er war gerade noch davongekommen. Wenn Nominus das ahnte, würde er sofort zurückkehren und ihn mit dem Schwert erledigen. Aber der Verwalter war sich zu sicher, dass es aus der Schlucht kein Entrinnen gab. Was sollte Florian jetzt tun? Am besten liegen bleiben. Angst und Kälte ließen ihn am ganzen Körper zittern. Nein, er musste etwas tun.

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