Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
und sah zu dem Fremden auf.
„Brrrm?“, brummte der Bär.
„Nun, du wurdest auserwählt. Du wurdest dazu bestimmt, zu etwas Größerem zu werden als nur ein Kuscheltier für Kinder zu sein. Ich möchte, dass du jemanden für mich im Auge behältst.“, antwortete ihm der Mann, als hätte er das Brummen des lebendig gewordenen Teddybären verstanden. „Ihr Name ist Sarah. Jetzt ist sie noch ein Baby aber eines Tages wird sie einen Freund wie dich brauchen. Sie wird einen Freund brauchen, dem sie blind vertrauen kann, einen den sie ihr ganzes Leben lang kennt und dem ihre Liebe gehört. Dieser Freund wirst du sein, einverstanden?“.
Der Teddy zog eine plüschige Braue hoch und brummte wieder etwas. Da hockte sich der Mann etwas herunter und hielt dem Kuscheltier seine ausgestreckte Hand hin.
„Mein Name ist Artifex. Und dein Name wird Mister Barcley sein.“.
Der Teddy mit dem frischen Namen Mister Barcley, legte seine Tatze in die Hand des Mannes und schien zu lächeln.
„Brrmrmm!“
„Ich freue mich auch dich kennenzulernen. Doch nun lass uns gehen. Sonst entdeckt uns noch der einsame Wachmann. Und wir wollen doch nicht, dass der Arme dann vor Schreck umfällt, weil ihm ein seltsamer Mann mit einem lebendigen Teddybär über den Weg läuft, oder?“ zwinkerte Artifex und hob Mister Barcley sanft mit beiden Händen empor. Der Teddy machte es sich dann in dessen Mantel gemütlich, sodass auf Brusthöhe nur sein Kopf heraus lugte.
„Bereit?“
„Brmm!“
Dann verließ der Mann namens Artifex die Londoner Teddybärfabrik still und leise und kehrte zurück auf die verschneiten Straßen Londons. Es war kein langer Fußmarsch, den er machen musste und noch bevor die Sonne aufging, erreichten Mann und Bär ihr Ziel.
Wie er zuvor, ohne Hand anzulegen, die verschlossene Tür der Fabrik geöffnet hatte, so öffnete er diesmal auch die Tür zu dem Wohnhaus, zu dem er mit Mister Barcley nun gegangen war. Es war ein altes, typisch britisches Haus, doch in einem sehr guten Zustand. Eine kleine steinerne Treppe führte zur Haustür hinauf und wurde am Fuß flankiert von zwei kleinen, steinernen Gargoylefiguren, die den Anschein erweckten, sie würden die Bewohner des Hauses vor Störenfireden beschützen wollen. Unter dem winzigen Vordach hing eine historisch anmutende Hängeleuchte und erhellte den Hauseingang.
Lautlos schwang die Tür auf und ließ einige Schneeflocken ins Innere des Hauses. Artifex setzte den Teddy auf der Türschwelle ab und blickte in den langen Flur des fremden Hauses. Es war still dort drin.
„Alles schläft, friedlich und selig in der Nacht nach Weihnacht.“, flüsterte Artifex und lächelte zufrieden. Dann schaute er hinab zu Mister Barcley.
„Die kleine Sarah schläft in ihrem Bettchen im oberen Stockwerk. Zu Weihnachten bekam sie einen Teddy geschenkt. Er sieht genauso aus wie du, nur mit dem Unterschied, dass er nicht lebendig ist. Du wirst ihn wohl oder übel aus dem Weg räumen müssen.“
„Brmmrm Brm?“, fragte Mister Barcley mit großen Augen, doch Artifex winkte ab.
„Nein nein, natürlich nicht. Wirf ihn einfach aus dem Fenster.“
Der Bär salutierte militärisch und Artifex hockte sich erneut vor ihn hin.
„Mister Barcley, hör mir jetzt gut zu. Die größte Macht im Universum ist die Macht der Liebe. Die Liebe ist ein mächtiger Verbündeter. Wenn du sie zulässt, wird sie dich und jene die du liebst immerwährend umgeben und durchdringen. Liebe hält das Universum zusammen, verstehst du? Nichts ist mächtiger. Sie kann Berge versetzen und eigene Welten erschaffen. Vergiss das niemals!“
Da nickte Mister Barcley und umarmte den Mann namens Artifex, der ihn zum Leben erweckt hatte. Dann ging der kleine Teddybär den Flur des fremden Hauses entlang bis hin zu der Treppe, die zum oberen Stockwerk führte. Es brauchte einige Zeit, bis er sie überwunden hatte, denn er musste jede einzelne Stufe regelrecht hinaufklettern, aber schließlich schaffte er es. Leise drückte er dort oben die Tür auf, auf der mit großen bunten Buchstaben der Name Sarah stand, und spähte hinein. Dort sah er das kleine Mädchen, von dem Artifex gesprochen hatte.
Friedlich schlief sie mit einem Teddy im Arm in einem kleinen Gitterbettchen. Vereinzelt wuchsen niedliche blonde Löckchen auf dem kleinen Babyköpfchen. Ganz leise kam Mister Barcley näher, ergriff den anderen Teddybären an einer Tatze und zog ihn sachte und vorsichtig aus den Ärmchen des Babies. Es gelang ihm. Dieser
Weitere Kostenlose Bücher