Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
andere Teddybär sah wirklich exakt genauso aus wie Mister Barcley selbst. Doch gerade, als er ihn zum Fenster heraus werfen wollte fiel ihm etwas auf. Ein kleiner Zettel am Po des Bären. Dort stand in kleinen Buchstaben:
Made in Hong Kong
Mühevoll drehte Mister Barcley den Kopf, wobei er sich einmal komplett im Kreis drehte, und schaute zu dem Zettel, der aus seinem eigenen Allerwertesten ragte. Dort stand:
Made in United Kingdom
Der andere Teddybär war also eindeutig ein Plagiat von ihm selbst, aber dennoch könnte irgendwann einmal irgendjemand einen Unterschied feststellen. Nämlich die unterschiedlichen Herkunftsbeschriftungen ihrer Popos. Mister Barcley zögerte nicht lange. Er ergriff den Zettel des anderen Bären und riss ihn ab. Dann tastete er mit einer Tatze zu seinem eigenen Zettel. Er griff zu, atmete tief ein, hielt die Luft an und zog.
Ritsch!
Doch es hatte nicht so wehgetan, wie er befürchtet hatte.
Nach dieser, für Teddybärverhältnisse äußerst schweißtreibenden Aktion, schubste er den anderen Bären schließlich aus dem Fenster und warf seinen eigenen Zettel hinterher. Nun brauchte er jedoch Nadel und Faden für den Zettel in seiner Hand. Oder vielleicht doch nicht? Mal sehen. Er hielt ihn kurz zu Testzwecken an sein Hinterteil, da flutschte er dem Bären aus der Tatze und steckte plötzlich fest dort, wo zuvor sein eigener Zettel gewesen war. Überrascht brummte Mister Barcley und zog kurz an ihm. Doch er saß fest. Als hätte er nie dem anderen Bären gehört.
Magie! schoss es dem Teddy durch den plüschigen Kopf.
Da riss ihn ein leises Schluchzen aus seinen Gedanken. Erschrocken blickte er auf zu dem Baby. Das Mädchen tastete durch sein kleines Bettchen, als suche es etwas. Aber ja, es suchte seinen Teddy, jenen Teddy, den Mister Barcley gerade eben aus dem Fenster geworfen hatte. Nein, das war falsch. Jetzt suchte die kleine Sarah nach ihm, sie suchte nach Mister Barcley. Also hüpfte der lebendig gewordene Teddybär flugs zum Bettchen des Babies und schlüpfte geschickt durch die Gitterstäbe hinein. Sofort als Sarah sein flauschiges Fell ertastete, hörte sie auf zu schluchzen und lächelte sogar. Und als sie Mister Barcley feste an sich drückte, da war sie auch schon wieder eingeschlafen.
Sanft strich der Teddy dem kleinen Mädchen über die niedlichen blonden Löckchen und brummte leise etwas. Er brummte Folgendes:
„Schlaf schön, kleines Mädchen. Ich werde auf dich aufpassen und für immer dein bester Freund sein.“
Dann schlief auch Mister Barcley ein.
Draußen, reglos im Schnee stehend, blickte Artifex zu dem Fenster hinauf, aus dem zuvor ein Teddybär geflogen war. Er hob ihn aus einer weichen pulverigen Schneewehe heraus und klopfte ihm die Flocken aus dem Fell.
„Tut mir leid, mein Kleiner. Du hast wohl ausgedient.“, sagte er. Dann steckte er ihn liebevoll unter seinen Mantel und schritt durch die Nacht davon.
Was bisher geschah,…
…das wusste der König von Anduras. Naja, so richtig wusste er es eigentlich nicht, irgendwie schon, aber irgendwie nun doch nicht.
All diese Leute um ihn herum hatten versucht, ihm so viel zu erzählen und so viel versucht, zu erklären. Von Krieg war die Rede. Von der finsteren Kaiserin. Von dem roten Retter. Und von dem anderen roten Retter. Der ältere rote Retter war wohl anscheinend der Stiefvater des jungen roten Retters, der nebenbei auch noch sein eigener Diener Miguel war, der ihn wiederum eben noch um die Hand seiner Tochter, der Prinzessin, gebeten hatte.
Von Augenblick zu Augenblick schien der König verwirrter zu werden. So stand der hilflose Monarch nun in seinem großen, wunderschönen Palastgarten und war umgeben von allerlei Leuten, die ihm Dinge erzählten. Die meisten von ihnen kannte er überhaupt nicht. Den alten Chronisten hatte er schon einmal gesehen und auch dessen Diener Mietroll. Wahrscheinlich war er ihnen irgendwann einmal zufällig beim Einkaufen begegnet. Aber er wusste, wer sie waren.
Miguel war ihm hingegen schon lange bekannt. Dann war da dieser verschrobene Zauberer mit seiner Eule. Nein, den hatte er nie gesehen. Und dieses kleine Mädchen mit ihrem lebendigen Teddybären, wer war sie? Den grünhäutigen Kobold mit dem großen Hut und der langen bunten Feder daran nahm er hingegen gar nicht richtig wahr.
Diese Leute standen nun also alle mitten in seinem königlichen Garten und sprachen wild durcheinander,
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