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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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wieder. Die Kerle haben mich aus der fahrenden Straßenbahn geworfen.
    »Halt, bleib stehen! Das mit der Knoblauchwurst, dem Ziegenkäse und dem Salmonellenei war doch nur als Witz gemeint. Das könnt ihr mir doch nicht wegnehmen! Wie soll ich denn jetzt acht Stunden Arbeit durchstehen?«
    Aber da biegt die Straßenbahn schon um die Ecke, und die beiden Gangster winken mir fröhlich zu, während sie genüsslich in meine Brote beißen. Na ja, lieber einen leeren Magen ohne Loch als ein Sieb mit Tee drin.
    Was für ein Tag! So früh am Morgen, noch vor der Arbeit, wurde ich aus einem fahrenden Fahrzeug herausgeworfen. Und das an meinem 52. Geburtstag. Wenn der Geburtstag schon so losgeht, dann kann ich froh sein, wenn ich den 53. überhaupt erlebe.
    Sind Sie aus der Straßenbahn gefallen, oder was?« fragt mich ein Passant.
    Da sieht man mal wieder, dass ihr Deutschen von uns Ausländern überhaupt keine Ahnung habt«, fluche ich verärgert, während ich mein ramponiertes Bein hinter mir herschleife.
    »Nach der Methode steigen wir Araber immer vom Kamel!«
    Humpelnd schleiche ich zu meinem zukünftigen Gemüseladen. Yusuf ist gerade dabei, die Gemüsekisten auf den Bürgersteig zu stapeln. Völlig erschöpft setze ich mich auf eine der großen Wassermelonen.
    »Na, Osman, hast du wieder die ganze Nacht gearbeitet? Du siehst total fertig aus, geh doch nach Hause und leg dich hin.«
    »Yusuf, ich komme gerade von Zuhause. Ich habe vorhin etwas Pech gehabt. Um meine Laune zu verbessern, wollte ich mir meinen Gemüseladen anschauen.«
    »Noch habe ich mich nicht entschieden. Es kann immer noch sein, dass der Leckmikowski meinen Laden bekommt.«
    »Yusuf, willst du deinen Laden etwa einem Ungläubigen übergeben, anstatt mir, einem gottesfürchtigen Moslem?«
    »Von deiner Gottesfurcht kann ich mir nichts kaufen, Osman.
    Du und der Leckmikowski, ihr seid doch beide arm wie die Moscheemäuse. »
    »Wie Moscheemäuse?«
    »Ja. Keiner von euch beiden ist in der Lage, eine Anzahlung zu machen. Deshalb gebe ich demjenigen den Laden, bei dem ich mir sicher bin, dass er auch seine Raten bezahlt.«
    »Ich habe eine große Familie, um diesen Laden hier zu führen.
    Dazu arbeite ich noch in Halle 4. Ein Kinderspiel, dir die Raten zu bezahlen. Und du kannst auf Lebenszeit bei mir kostenlos einkaufen.«
    »Osman, noch ein Tipp! Falls du den Laden bekommst, musst du unbedingt gegenüber der Kasse einige Kisten auf den Fußboden stellen. So wie ich jetzt. Möglichst Tomaten- und Apfelkisten. Dann müssen sich nämlich junge Frauen mit ihren kurzen Röcken bücken, um das Gemüse auszusuchen. Allein dieser Anblick ist es, der diesen Beruf immer wieder erträglich macht.«
    »Yusuf, meine Frau würde sämtliche Tomaten auf meinem Kopf zu Ketchup verarbeiten ... aber mit einer kleinen Kiste könnte ich es vielleicht doch probieren!«
    »Osman, schau mal, da drüben kommt ja auch
    Leckmikowski.« »Was macht der denn so früh hier?«
    »Er ist jetzt jeden Tag hier und hilft mir, die Kisten rauszutragen. Der hockt nicht wie du die ganze Zeit auf den Wassermelonen rum.«
    »Yusuf, der würde in deinem tollen Laden später sogar Schweinefleisch verkaufen!«
    »Wenn er mir das Geld rechtzeitig gibt, dann kann er sein Schweinefleisch meinetwegen selbst mir andrehen!«
    »Kann der Ausländer denn Deutsch?« fragt Leckmikowski den Yusuf abfällig über mich.
    »Ja«, sagt Yusuf.
    »Gut, dann brauche ich jetzt also keinen arabischen Dolmetscher«, sagt er.
    »Yusuf, kann der Zoni Deutsch?« frage ich den Yusuf noch abfälliger.
    »Ja«, sagt Yusuf.
    »Gut, dann brauche ich also keinen russischen Dolmetscher!
    Hören Sie mal, Sie, Leckmikowski, Sie! Solange ich in dieser Stadt lebe, bekommen Sie diesen Laden nicht«, drohe ich meinem Konkurrenten mit einer großen Gurke in der Hand.
    »Aber, Osman, der heißt doch nicht wirklich Leckmikowski, du Trottel«, zischt Yusuf auf türkisch. »Ich nenne ihn nur so, weil er ständig >Leck mich< sagt und aus dem Osten kommt.«
    »Ach, leck mich doch. Passen Sie mal auf!« schreit Leckmikowski mich an. »Drohen Sie mir nicht, Sie wissen ja nicht, mit wem Sie es zu tun haben. Wenn Sie’s drauf ankommen lassen, dann kann ic h dafür sorgen, dass Sie aus dieser Stadt für immer verschwinden. Auf dem Gebiet kenne ich mich bestens aus. Ich habe genug Philippinos aus der DDR
    rausgejagt!«
    »Yusuf, ich gehe lieber rüber zur Halle 4, bevor ich dem Kerl hier die Wassermelone auf den Kopf knalle!«
    Gleich am

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