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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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macht!« »Aber ich schlage wirklich sehr viel! « »Das macht nichts! Wie lange kannst du denn schon schlagen?!« ruft die Frau selbstsicher. »Ich schlage solange, bis du das Geld wieder rausrückst!« Haahii hooo hiiiho, man, ist das nicht lustig, Jungs?«
    Alle Kollegen im Raum lachen sich fast kaputt. Kollege Hans stößt mich mit dem Ellbogen an:
    »Mensch, Osman, lach auch! Du weißt doch, wenn der Meister einen Witz erzählt, dann muss jeder lachen.«
    »Ich muss über seine blöden Witze nicht mehr lachen«, sage ich stocksauer, »dafür werde ich nicht mehr bezahlt! Der Chef hat mich gerade rausgeschmissen.«
    »Was? Wovon redest du denn da?«
    »Ich brauche dem Meister nicht mehr in den Arsch zu kriechen, der Boss hat mich eben gefeuert! Aber du hast recht, verglichen mit den Witzen, die er sonst erzählt, war der heute richtig klasse!«
    Ich komme überhaupt nicht mehr dazu, allen Kollegen zu erzählen, warum sie mich gefeuert haben, ich habe es selber überhaupt nicht kapiert. Der Meister treibt alle aus der Umkleidekabine in die Halle.

    »Los, Jungs, an die Arbeit! Zack, zack! Ihr werdet hier nicht fürs dumm Rumlabern bezahlt!«
    »Meister, wer labert hier eigentlich den ganzen Tag dumm rum? Du oder wir?«
    Jetzt endlich kann ich ne große Lippe riskieren. Der Meister schaut durch mich durch, als wenn ich gar nicht da wäre. Der weiß schon länger als ich, dass er ab sofort in seiner Schicht einen Lacher weniger hat! Nachdem ich das alte Butterbrot vom letzten Freitag auch noch rausgenommen habe, ist mein Spind leer. Vorsichtig ziehe ich die Klebestreifen von dem Foto in der Spindtür ab. Es ist das Foto von der ersten großen Liebe meines Lebens: Ein grasgrüner Ford-Transit, Baujahr 63! Alu-Felgen, 72 PS, 1500 ccm, von Null auf 100 in drei Minuten und 12
    Sekunden und zwangsweise tiefergelegt durch die 18 Koffer beim Ableisten der Urlaubspflicht in der Heimat. Als wäre ich selbst Schuld an meinem Rausschmiss, schleiche ich mich heimlich an Pförtner Harry vorbei nach draußen. Ich verlasse meine geliebte Halle 4, wo ich die besten Jahre meines Lebens verbracht habe, wie ein Dieb!
    Ein Glück, dass ich bald meinen eigenen Laden habe. Sonst würde ich völlig auf der Straße sitzen.
    Aus der Telefonzelle um die Ecke rufe ich gleich zu Hause bei meiner Frau an:
    »Happy birthday to you, happy birthday to you, Osman!«
    gratuliert Eminanim mir quicklebendig um diese unmögliche Uhrzeit zum Geburtstag.
    »Thank you, thank you, ich wünsche dir auch viel Happy-birthday-to-you und so weiter! Frau, ich muss dir was sagen: Die haben mich gefeuert!«
    »Das ist ja schön. Freut mich für dich!«
    »Eminanim, ich glaube, du hast mich nicht richtig verstanden.« »Doch, ich hab’ dich schon verstanden. Du hast gesagt, ihr habt deinen Geburtstag gefeiert.«

    »Nein, ich hab’ gesagt: Der Boss hat mich gefeuert!«
    »Waaas? Bist du wahnsinnig? Das kann doch nicht wahr sein!
    So was ist doch kein Geburtstagsgeschenk!«
    »Doch, das stimmt leider!«
    »Osman, was war denn los? Was hast du angestellt? An deinem hohen Alter trägst du doch keine Schuld!«
    »Die Ausländerbehörde hat meiner Firma geschrieben, ich sei ein abgelehnter Asylbewerber! Ich vermute, der Beamte von der Ausländerbehörde hat im Büro auch seinen Geburtstag gefeiert und hat dabei ein paar über den Durst getrunken. Oder dieser Mensch hat einfach in den falschen Karteikasten gegriffen. Oder die Computer haben sich gelangweilt und spielen ganz einfach verrückt! Frau, wir treffen uns direkt vor der Ausländerbehörde.
    Ich fahre jetzt gleich dahin.«
    »Osman, warte mal, jetzt erinnere ich mich daran. Freitag haben wir auch so ein Schreiben bekommen. Ich hab’s gar nicht richtig gelesen. Ich dachte, die haben unseren
    Einbürgerungsantrag erneut abgelehnt. Mein Gott, was soll die Asylgeschichte jetzt? Haben die keine anderen Asylanten mehr zum Abschieben oder was?!«

    Montag, 18. Juni, 7:53 Uhr

    Wir kommen in aller Herrgottsfrühe in der Ausländerbehörde an. Wir sind früher da als der Hausmeister, geschweige die Beamten.
    »Die haben ja auch keinen Grund, früh zu kommen«, philosophiere ich, »die werden ja auch nicht abgeschoben!«
    »Das wäre ja was, wenn man die gesamte Ausländerbehörde abschieben könnte. Aber die Brüder würden wohl gleich auf der ganzen Welt als Flüchtlinge anerkannt. Die haben schon so viele Schicksale auf dem Gewissen«, ruft meine Frau und reicht mir den bewussten Brief von der Ausländerbehörde, der

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