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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Ausländer wirklich bestens trainiert. Ganz objektiv gesehen, muss ich zugeben, dass ihr Gegenangriff wirklich hervorragend ist:

    »Oh, das kann einen ganz simplen Grund haben: Die ganzen Jahre habt ihr hier unauffällig als normale Gastarbeiter gelebt, aber hinterlistig, wie ihr seid, habt ihr vor zwei Jahren einen Asylantrag gestellt!«
    Alle Kollegen im Raum sind begeistert und klatschen jubelnd Beifall:
    »Genau! So wird’s gewesen sein!«
    »Richtig, gib’s ihnen, Anneliese«, tönt es von allen Seiten.
    »Mach sie fertig, reiß ihnen die Eier ab!« schreit eine solide Mittfünfzigerin, von der man so was nie erwartet hätte. Und alle Computer blinken und piepsen vergnügt vor sich hin.
    »Finden Sie es eigentlich logisch«, stehe ich meiner Frau tapfer bei, »dass wir so blöd sind, einen Asylantrag zu stellen, wo wir doch als Gastarbeiter bereits seit 30 Jahren glücklich und problemlos hier leben können?«
    »Das dürfen Sie mich nicht fragen! Ich weiß auch nicht, warum sich die ganzen Asylanten ausgerechnet hier bei uns in Deutschland einnisten wollen. Ich habe das nie verstehen können«, philosophiert meine Sachbearbeiterin.
    Meine Frau und ich gucken uns hilflos an. Ich fühle mich in die Ecke gedrängt und total ratlos. Mit dem Rücken zur Wand starte ich einen letzten schwachen Gegenangriff:
    »Also gut, nehmen wir an, wir hätten einen Asylantrag gestellt und der wäre abgelehnt worden. Dann würden wir doch nicht versuchen, die Existenz dieses Antrags zu leugnen, sondern würden sofort einen zweiten Antrag stellen. Finden Sie das nicht auch?«
    »Mag sein, aber vielleicht ist das bereits Ihr zweiter Antrag.
    Das kann ich von hier aus nicht ersehen. Ich weiß nur eins: In sieben Tagen müssen Sie aus Deutschland raus sein. Sonst helfen wir auch gerne nach!«
    »Haben Sie Erbarmen, Frau Beamtin«, rufe ich mit weinerlicher Stimme. »Sagen Sie uns doch bitte wenigstens, mit welcher Begründung der Antrag abgelehnt wurde!«
    »Es tut mir leid, hier auf dem Monitor habe ich natürlich nicht den ganzen Vorgang, sondern nur das Ergebnis. Dafür müsste ich erst ihre Akte einsehen. Aber wie ich hier an dem Vermerk erkenne, ist sie auf dem Dienstweg in der Behördenpost.«
    »Nun geht schon raus, das ist hier nicht ihr Privatbüro«, ruft der Beamte am Schreibtisch gegenüber, »wir haben draußen noch ein paar andere Kunden!«
    Meine Frau und ich, wir schauen uns nicht mal mehr an.
    Keiner will dem anderen zeigen, wie elend er sich fühlt.
    »Nun gehen Sie schon raus, machen Sie Platz für die anderen Versager draußen vor der Tür, wenn Sie nichts mehr zu sagen haben!« bellt Frau Kottzmeyer-Göbelsberg in ihrer unnachahmlich sympathischen Art.
    »Doch, Pisse«, brülle ich und starte meinen allerletzten Versuch.
    »Pisse? Was soll das heißen? Werden Sie hier bloß nicht frech!« »Doch, doch, ich habe vor 30 Jahren Pisse gekauft, daran kann ich mich noch genau erinnern.«
    »Wohl bekomm’s, lassen Sie es sich schmecken«, rufen die Kollegen von den anderen Schreibtischen.
    »Ich weiß es genau: Als uns die deutschen Ärzte vor 30 Jahren in der Türkei untersucht haben, um festzustellen, ob wir auch wirklich gesund ge nug sind und für die schwere Arbeit in Deutschland geeignet, da habe ich Pisse gekauft. Ich wollte damals kein Risiko eingehen. Mein Urin hätte vielleicht ungesund sein können. Und ich wollte meine Bewerbung auf gar keinen Fall in Gefahr bringen. Für die paar Tropfen verlangte dieser Urinverkäufer damals 200 Lira von mir. Ich erinnere mich noch ganz genau daran. Ich wollte den Halsabschneider runterhandeln und bot ihm freiwillig 100 Lira an. Der Gauner sagte, das bringe nicht mal das Kapital wieder herein, welches er in seinen Urin investiert habe. Ich habe damals entsetzt gebrüllt:
    »Aber seit wann kostet denn Pisse etwas? Auf einer öffentlichen Toilette musst du sogar dafür bezahlen, um Wasser lassen zu dürfen!« Der Gangster erwiderte: »Natürlich muss man für Pisse Geld investieren, mein Herr. Von nichts kommt nichts! Man muss ständig was trinken, damit überhaupt etwas kommt, nicht wahr?« Schließlich einigten wir uns damals vor 30 Jahren auf 150 Lira!
    Was will ich damit sagen? Liebe Frau Kottzmeyer-Göbelsberg, wie könnte ich mich an dieses Ereignis so detailliert erinnern, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte? Dies ist doch der eindeutige Beweis dafür, dass ich damals vor 30 Jahren als ordentlicher Gastarbeiter nach Deutschland eingereist bin.«
    Am Funkeln der

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