Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
Hause zu haben, als sie jemals im Pub würde verdienen können. Außerdem war er alles andere als begeistert davon, dass es im Service quasi zum Jobprofil gehörte, von den Gästen angebaggert zu werden. Als sie vorschlug, Sebastian zu fragen, ob sie nur noch wochentags mittags für ihn arbeiten könne, reagierte Nathan auch nicht gerade mit stürmischer Begeisterung. Also hatte sie schließlich und endlich gekündigt. Allerdings nur ungern, da sie fest entschlossen war, sich nicht in finanzielle Abhängigkeit zu begeben. Nathans wiederholte Beteuerungen, er könne sie finanziell mittragen, bis sie einen Job gefunden habe, mit dem sie beide leben könnten, hatten sie nicht wirklich überzeugt. Erst ein bisschen Süßholzraspelei (»Ich vermisse dich aber doch so!«) hatte sie weichkochen können.
    Und Alice wollte sich sofort auf Jobsuche begeben.
    Nur wonach sollte sie suchen?
    Bei den meisten Wochentags-tagsüber-Jobs fristete man sein Dasein in einem Laden oder einem Büro.
    Und von Läden und Büros war sie in etwa so angetan wie Nathan von betrunkenen, schmierig grinsenden Pubgästen.
    Und dann war sie wie von Zauberhand – oder hatte das berühmte Schicksal da die Finger im Spiel? – quasi im wahrsten Sinne in ihre neue Tätigkeit gestolpert: Bei einem ihrer kontemplativen Spaziergänge durch die Wälder von Whattelly Hall war sie über eine Brombeerranke gestolpert und inmitten der größten, saftigsten, glitzerndsten Brombeeren gelandet, die sie je gesehen hatte. Sie zog ihren Rock aus und sammelte die süßen, unwiderstehlichen Früchte darin. Dann sprintete sie nach Hause und betete, dass niemand sie sehen möge – schließlich trug sie nur ein ärmelloses Top und eine gelbe Unterhose mit dem Aufdruck »Dienstag« …
    Aus der Beute wollte sie Nathan am Sonntag einen Brombeerstreuselkuchen machen. Aus einem wurden zwei – und schließlich täglich einer, bis Weihnachten, so üppig war die Ernte in dem Jahr.
    Wer hätte gedacht, dass ihre Überlegungen dazu, was sie mit den restlichen Brombeeren machen sollte, so nachhaltigen Einfluss auf ihr Leben haben würden?
    Als ihr Großvater der Herr des Hauses war, war Bess Lively die Köchin der Familie gewesen. Alle Kinder nannten sie Bessy. Zwar bestand hinsichtlich des Namens eine gewisse Ähnlichkeit zu Nathans Haushälterin Bella, aber ansonsten war Bessy das komplette Gegenteil von ihr gewesen. Bella konnte stachelig sein wie die Ranken eines Brombeerstrauchs – Bessy war so lieblich gewesen wie seine Früchte.
    Und wie viele glückliche Stunden hatte Alice damit verbracht, Bessy beim Kochen zuzusehen. Das Schönste war für sie immer, wenn die Köchin die überreichlichen, vielfältigen Erzeugnisse des Anwesens in die köstlichsten Konfitüren und Konserven verwandelte.
    Es waren die schmackhaftesten Konfitüren gewesen, die Alice je gegessen hatte.
    Bessy hatte immer behauptet, das liege an ihren ganz besonderen »Geheimzutaten«, die so geheim waren, dass sie nicht einmal in den Rezepten genannt wurden, die sie Alice qua Testament hinterließ.
    Alice musste also selbst darauf kommen.
    Sie durchstöberte sämtliche Küchenschränke und fand unter anderem eine Flasche Tabasco und eine uralte Flasche Portwein, was sie zu einer Konfitürenkomposition inspirierte, die sie »BrombeerBombe« nannte: achtzehn Gläser süße, alkoholische, klebrige Masse mit einem Hauch Schärfe.
    Am Anfang verschenkte sie sie an Freunde und Bekannte.
    Dann kamen diese Freunde und Bekannten mit den leeren Gläsern wieder und wollten mehr. Dann kamen sie erneut wieder und brachten Alice ihrerseits Geschenke mit, als Gegenleistung. Und da dämmerte es Alice langsam, dass sie möglicherweise etwas gefunden hatte.
    Etwas, das die Leute gerne haben wollten.
    Ein Produkt.
    Von Wirtschaft hatte Alice nicht viel Ahnung, aber eines wusste sie: Produkte konnte man verkaufen.
    Und so wurde Alices Marke KonfiKunst geboren.
    Die ansonsten eher zurückhaltende Alice radelte einen ganzen Monat lang in der Gegend herum, um Kunden zu werben und einen Lagerbestand aufzubauen. Der angenehme Nebeneffekt waren so stramme Oberschenkel, dass sie das Obst zwischen ihnen hätte pressen können.
    Ihre körperliche wie klinkenputzerische Ausdauer zahlte sich aus. Diverse lokale Feinkost- und Lebensmittelgeschäfte

Weitere Kostenlose Bücher