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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Geschenkpapier. Zum Vorschein kam eine Schachtel. Sie öffnete sie, arbeitete sich durch mehrere Lagen Seidenpapier und zuckte zurück, als ihre Fingerspitzen etwas Unerwartetes berührten.
    Gummi. Neues, dickes Gummi.
    Eine Wärmflasche!
    In Pink!
    Eine Wärmflasche, denn er wusste, dass ihr im Bett immer kalt war, selbst wenn er sich von hinten an sie drückte und den Arm um sie schlang ...
    Typisch Bastian.
    Halb lachend, halb weinend füllte Hanny die Wärmflasche mit heißem Wasser und hielt sie sich gegen das Herz. Vielleicht ließ es sich damit erwärmen. Doch so heiß und innig sie es sich auch wünschte – sie fühlte noch immer die kalte Wut.

Dieses Mal wachte sie vom Klingeln des Telefons auf. Sie zuckte zusammen, als habe sie einen Stromschlag bekommen. Verschlafen wie sie war, hob sie erst nach mehrfachem Klingeln ab, aber da war es bereits zu spät – der Anrufer hatte schon wieder aufgelegt. Dann sah sie auf die Uhr.
    Zwanzig nach neun!
    So lange schlief Hanny sonst nie! Im Gegenteil – sie war eine ausgeprägte Frühaufsteherin, aber ihr Tagesablauf war völlig durcheinandergeraten, seit Bastian und Sid weg waren.
    Die Nummer auf dem Display verriet, dass es Jai gewesen war.
    Jai. Als sie sich kennenlernten, fanden sie durch einen Zufall heraus, dass sie am selben Tag Geburtstag hatten, und beschlossen, dies sei als Wink des Schicksals zu verstehen: von da an waren sie Freunde. Sie hatten sich während des Studiums in London kennengelernt. Zwar studierten sie an verschiedenen Unis – Hanny an der St. Martins, Jai an der City –, aber eines Abends standen beide etwas verloren auf derselben Party herum. Sie sahen sich an, lächelten einander zu, tranken ein Glas Wein zusammen und gründeten zwei Tage später eine WG.
    Zwei Jahre lang verbrachten sie jeden Tag miteinander, und als Hanny dann beschloss, London zu verlassen und wieder nach Cornwall zu ziehen, heulten sie beide wie die Schlosshunde. Fast wäre Jai mitgekommen, aber dann ergatterte er einen Job in einer der angesehensten Literaturagenturen Londons.
    Und Hanny war seine erste Vertragspartnerin gewesen ...
    Heute war Jais Anruf die Rettung, denn sicher hatte er Arbeit für sie.
    Einen neuen Auftrag, mit dem sie sich ablenken konnte.
    Mit klopfendem Herzen rief sie ihn zurück.
    Es dauerte etwas, bis er zum Punkt kam. Zum einen, weil er in dem Glauben war, sie wollte mal eine kreative Pause machen, und wusste, wenn sie dieses Buch erst gelesen hatte, würde sie nicht Nein sagen. Zum anderen, weil Unterhaltungen mit Jai immer etwas von einem Drei-Gänge-Menü hatten: zur Vorspeise Fragen nach dem Befinden; als Hauptspeise der neueste Tratsch; zum Nachtisch neueste private Entwicklungen. Erst zum Espresso wurde dann der eigentliche Grund des Anrufes kredenzt.
    Heute kam Hanny Gott sei Dank um die Fragen nach dem Befinden herum, weil der neueste Tratsch nämlich so brisant war, dass Jai sich nicht lange beherrschen konnte. Zehn Minuten lang berichtete er ihr haarklein von einem Lektor bei einem bekannten Verlag, der dabei erwischt worden war, sein eigenes Buch unter fremdem Namen im eigenen Verlag zu veröffentlichen.
    Â»Der Witz ist, durch die ganze Publicity, die die Sache hervorgerufen hat, kann man jetzt schon davon ausgehen, dass diese kleine Novelle ein Bestseller werden wird. Mich würde es ja nicht wundern, wenn der Gute das alles absichtlich so eingefädelt hat. Das würde heißen, er hat sich selbst eine fette Vorschusszahlung angedeihen lassen und von den Zeitungen auch noch Kohle für die Story kassiert! Und da sagen die Leute, der Kerl sei dumm. Das ist doch superclever!«
    Ohne Punkt und Komma ließ Jai sich weitere fünf Minuten über diesen »Skandal« aus. Wenn er redete, konnte man meinen, er würde nie atmen. Seine Sprachmelodie war eine wunderbare Mischung aus koreanischem Akzent und tuntiger Affektiertheit. Als er zum Ende seines reich ausgeschmückten Berichtes gekommen war, holte er tief Luft und sagte wie nebenbei:
    Â»Ach, übrigens, ich hätte da einen neuen Auftrag für dich. Ich hab dir ’ne Mail geschickt. Kannst es ja mal lesen und dich dann melden.«
    Und damit legte er auf.
    Hanny stürzte sich auf seine E-Mail wie ein hungriger Hund auf sein spätes Abendessen.
    Noch während sie las, lächelte sie. Von dem Autor hatte sie noch nie zuvor etwas gehört, die

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