Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
Story war schräg: Es ging um einen kleinen Jungen und sein geliebtes Schwein.
    Das Schwein konnte sprechen, und es konnte Witze machen. Es fuhr im Sportwagen durch die Gegend und war ein Meister der Backkunst. Außerdem konnte es steppen, und es klärte Geheimnisse auf.
    In ihrer Vorstellung fertigte Hanny bereits die ersten Zeichnungen an, als sie Jai zurückrief.
    Â»Ich bin begeistert!«
    Jai seufzte erleichtert. Hanny musste von einem Buch restlos überzeugt sein, das wusste er, sonst illustrierte sie es nicht. Wenn ihr die Grundidee nicht gefiel, war sie nicht inspiriert. Und wenn sie nicht inspiriert war, würden ihre Zeichnungen auch die Betrachter nicht inspirieren, so einfach war das. In ihren Augen war es daher für alle Beteiligten besser, einen Auftrag auch mal abzulehnen, und Jai akzeptierte das. Aber bei diesem Buch hatte der Verlag darauf bestanden, dass Hanny es illustrieren sollte. Man war überzeugt davon, dass dies der nächste große Kinderbuchhit werden würde.
    Jai hatte nicht gewagt, auch nur anzudeuten, dass Hanny möglicherweise nicht zur Verfügung stand.
    Â»Du nimmst also an?« Er war sehr bemüht, das hoffnungsvolle, bange Beben in der Stimme zu unterdrücken.
    Â»Na, klar. Ich hab schon die ersten Entwürfe im Kopf.« Sie fing an, auf einem Block ein Schwein zu skizzieren.
    Â»Wunderbar! Klasse! Dann schick ich dir gleich mal das ganze Manuskript. Das heißt, ich schicke es dir jetzt ... sofort. In diesem Moment. Ich drücke jetzt auf Senden. Und ... Weg ist es! Und binnen Nanosekunden bei dir. Freut mich wirklich, Hanny. So. Jetzt, wo das Geschäftliche geregelt ist ... Wie geht’s dir?«
    Jai verstummte und wartete ab. Sein Problem war ja nun gelöst, und er hatte alle Zeit der Welt, sich ausführlich anzuhören, wie es seiner Lieblingsfreundin ging.
    Aber Hanny brachte immer noch keinen Ton heraus.
    Â»Alles in Ordnung, Hanny?«
    Hanny war sich schon im Klaren darüber, dass sie jetzt besser möglichst schnell antworten sollte, und trotzdem schwieg sie weiter.
    Normalerweise log sie nicht.
    Nicht, dass sie kategorisch etwas dagegen hatte zu lügen. Trotz der Sache mit Bastian war sie ganz bestimmt keine glühende Verfechterin der absoluten Wahrheit und Ehrlichkeit um jeden Preis. Manchmal bewahrte eine kleine Notlüge die Menschen vor unnötigen Verletzungen. Manchmal rettete sie sogar Leben.
    Â»Ja, danke. Alles gut«, brachte sie schließlich hervor.
    Damit dürfte sie erst mal aus dem Schneider sein.
    Sie sah auf das Blatt Papier mit der Skizze des Schweins. Erschrocken stellte sie fest, dass es Bastians Augen hatte.
    Schnell strich sie es durch, bereute es aber im nächsten Moment. Dieses Schwein mit Bastians Augen hatte etwas an sich ...
    Sie fing erneut an, es zu zeichnen.
    Â»Alles gut?«, hakte Jai nach.
    Â»Hmhm«, brummte Hanny und wechselte dann schnell das Thema. »Weißt du was, ich glaube, ich fange sofort mit dem Schweinebuch an. Mir kommen schon die ersten Ideen.«
    Â»Willst du dir nicht wenigstens ein paar freie Tage gönnen?«
    Â»Ach was, Ausruhen ist völlig überbewertet ... Kennst mich doch, Jai, ich liebe meine Arbeit.«
    Â»Und was ist mit dem großartigen Bastian? Was sagt der dazu? Habt ihr gar nichts geplant?«
    So hatte er ihn schon immer genannt: Den großartigen Bastian. Jai war nämlich selbst ein klein wenig in ihn verliebt. Aber damit befand er sich in großer Gesellschaft, denn fast jeder, der Bastian kennenlernte, verliebte sich ein wenig in ihn. Er tat den Menschen einfach gut.
    Â»Ã„h, also ... Das ist so ... Bastian und ich, wir ... also, wir sind nicht mehr zusammen.« Sie sagte das viel zu entspannt und verpasste gleichzeitig einem weiteren Schwein Bastians Augen. »Ich kann dir Ende der Woche schon die ersten Entwürfe schicken, wenn du willst. Gefällt mir echt gut, Jai. Ist mal was anderes.«
    Doch ihr Versuch, das Thema zu wechseln, scheiterte kläglich.
    Â»Wie bitte?!?!?!?« Das Kreischen hätte sie auch ohne Telefon von London bis hierher gehört. Jetzt riss sie den Hörer von ihrem Ohr weg.
    Als sie ihn wieder heranholte, hörte sie noch den Rest seines quietschenden Koreanisch, dann schaltete er wieder um auf quietschendes Englisch.
    Â»... gerade richtig gehört? Nein, habe ich nicht. Da war eine Fehlschaltung in der Leitung, oder? Du und Bastian ...

Weitere Kostenlose Bücher