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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Tee. Mit was drin?«
    Â»Ach, bloß ein bisschen Milch und Zucker.«
    Â»Sonst nichts?«
    Â»Es ist zehn Uhr morgens, Kind.«
    Â»Das hält dich doch sonst nicht davon ab.«
    Â»Vielleicht habe ich ja eingesehen, dass du recht hast.« Annie hustete leise. »Es tut mir nicht gut, so viel zu trinken. Bin schließlich nicht mehr die Jüngste.«
    Jetzt wusste Hanny sicher, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Sie setzte sich neben Annie aufs Sofa und nahm ihre zarte Hand.
    Â»Soll ich einen Arzt rufen, Oma?«
    Doch Annie schüttelte den Kopf.
    Â»Mach dir keine Sorgen, Liebes, ich glaube, das ist nur die Aufregung der letzten Tage. Ich muss mich heute einfach mal ausruhen, dann bin ich morgen wieder fit wie ein Turnschuh. Ich will uns doch Weihnachten nicht verderben. Eine schöne Tasse Tee und ich bin wieder auf dem Damm, wirst schon sehen.«
    Die anderen scharrten bereits mit den Hufen. Alle inklusive Nancy waren warm eingepackt. Die Hundedame hatte zu dem Zweck ihr Weihnachtsgeschenk von Jai und Magnus einen Tag früher bekommen: einen entzückenden roten Hundemantel mit Stechpalmenblättermuster. Sie sah aus wie ein weihnachtliches Knallbonbon.
    Jai reichte Hanny die Gummistiefel, doch sie schüttelte den Kopf.
    Â»Wie ging es Annie beim Frühstück?«
    Â»Gut, wieso?«
    Â»Weil sie sagt, dass es ihr nicht so gut geht. Sie will nicht mit. Ich bleibe mit ihr hier. Wahrscheinlich ist gar nichts Ernstes, aber ich möchte sie gerne im Auge behalten. Geht einfach ohne uns.«
    Sanft legte Jai die Hand auf Hannys Arm.
    Â»Sie vergisst halt manchmal, dass sie nicht achtzehn, sondern achtzig ist. Tante Midge kommt nachher auch noch, das wird sie aufheitern. Dann hat sie endlich noch jemanden, den sie piesacken kann. Kein Grund zur Sorge.«
    Â»Okay, alles klar.«
    Die anderen stapften durch den knirschenden Schnee davon, und Hanny machte Tee. Sie fand auch noch ein bisschen Kuchen, den sie zusammen mit dem Tee auf einem Tablett arrangierte, das sie ins Wohnzimmer trug.
    Â»So, das dürfte dich ein wenig aufrichten. Der letzte Rest von Magnus’ leckerem Kuchen. Kannst froh sein, dass er es überhaupt von der Küche bis hierher geschafft hat, und das hat er nur, weil ich beide Hände voll habe ... Und weil meine Zunge einfach nicht lang genug ist, um die Buttercreme ...« Mitten im Satz ließ Hanny vor Schreck das Tablett fallen.
    Â»Oma! Annie!«, rief sie entsetzt.
    Doch die alte Dame antwortete nicht. Sie lag auf dem Boden. Bewusstlos.
    Ohne nachzudenken, schnappte Hanny sich das Telefon und wählte automatisch die ihr so vertraute Handynummer. Sie war so aufgeregt, dass sie gar nicht bemerkte, wie schnell er abnahm, sie gab ihm keinerlei Gelegenheit zur Begrüßung und plapperte sofort los: »Bitte, Bastian, ich brauche deine Hilfe, Oma hatte einen Zusammenbruch ...«
    Binnen zehn Minuten war er da. Er musste viel zu schnell und über rote Ampeln gefahren sein.
    Ohne anzuklopfen oder zu klingeln, stürmte er durch die Küchentür ins Haus und sofort weiter ins Wohnzimmer. Er kniete sich neben die immer noch bewusstlose Annie, für eine richtige Begrüßung war auch jetzt weder Zeit noch Ort. Beide sorgten sich um Oma Annie.
    Bastians Hände wanderten gezielt von ihrem Handgelenk zu ihrem Hals zu ihrer Schläfe.
    Er runzelte die Stirn.
    Â»Annie? Annie, kannst du mich hören? Ich bin’s, Bastian. Kannst du sprechen, Annie? Wie fühlst du dich?«
    Annie stöhnte.
    Er ließ wieder seine geübten Hände von hier nach dort wandern.
    Hanny schlug das Herz bis zum Hals.
    Â»Gebrochen ist nichts. Ich schaffe sie aufs Sofa.«
    Er hob sie hoch, als sei sie federleicht, und das war sie gewissermaßen auch, jedenfalls wog diese zierliche Person keine fünfundvierzig Kilo. Er legte sie vorsichtig auf die Couch.
    Da öffnete sie blinzelnd die Augen und lächelte.
    Hanny war unendlich erleichtert, und auch Bastian war sichtlich beruhigt.
    Bis Annie blitzschnell die Hände ausfuhr, sie um Bastians Gesicht legte, ihn zu sich heranzog und sehr nachdrücklich und ausgiebig auf den Mund küsste.
    Völlig perplex ließ Bastian das mit aufgerissenen Augen wenige Sekunden mit sich geschehen. Dann begriff er, was da vor sich ging, und zappelte heftig, um sich zu befreien.
    Â»Also, hör mal! Annie! Was machst du denn da?«, keuchte er und wischte sich den Mund mit dem

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