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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der Leinwand schoß jemand ein Stutzrohr 14 auf die vorstürmenden Seeleute ab. Einen vo n ihnen warf es auf den Rücken, sein Gesicht und der größte Teil des Schädels waren weggeschoßen. Drei weitere Männer lagen zuckend in ihrem Blut.
    Mit einem Gebrüll wie ein wütendes Raubtier warf sich Pearse von der anderen Seite des Geschützstandes auf die Persenning und schlug sie mit seiner doppelseitig geschliffenen Klinge in Stücke. Eine Gestalt rannte, die Hände über dem Kopf, aus der Deckung und schrie: »Pardon! Pardon!«
    Pearse holte aus und schrie: »Pardon, du Lump? Nein – das!« Die breite Klinge traf den Mann quer im Nacken, so daß sein Kopf nach vorn auf die Brust kippte.
    Midshipman Cowdroys Gruppe erschien von der anderen Seite der Kuppe, und als Pearse seine Leute in die Stellung schickte, um den blutigen Sieg zu vollenden, machten sich Little und Stockdale an der Kanone zu schaffen, während andere nachschauten, ob noch Glut in der nahen Feuerstelle war.
    Die Seeleute führten sich auf wie Verrückte. Sie unterbrachen ihr Jubelgeschrei nur, um ihre verwundeten Gefährten in Deckung zu ziehen, lärmten dann aber um so lauter, als Pearse mit einer großen Kanne Wein aus der Geschützstellung auftauchte.
    Bolitho rief: »Zu den Musketen! Die Seesoldaten kommen, gebt ihnen Deckung!« Wieder einmal warfen sich seine Leute zu Boden und richteten ihre Waffen auf die Lagune. Colpoys und seine zehn Scharfschützen, die trotz ihrer schlecht sitzenden geborgten Kleidung irgendwie flott aussahen, eilten schußbereit den Abhang herauf; aber es schien, als sei der Angriff so blitzschnell und wild gewesen, daß die ganze Insel wie gelähmt war.
    Colpoys erschien und wartete, bis seine Männer in Stellung gegangen waren. Dann sagte er: »Es scheint, daß wir nur fünf Mann verloren haben. Sehr befriedigend.« Er wandte sich verächtlich ab, als einige blutüberströmte Leiber aus der Geschützstellung hochgereicht und über die Brustwehr den Abhang hinuntergeworfen wurden. »Ti ere!«
    Little kletterte aus der Grube und wischte sich die Hände an seinem Bauch ab. »Reichlich Kugeln, Sir, aber nicht genug Pulver. Gut, daß wir eigenes mitgebracht haben.«
    Bolitho war von ihrem Taumel angesteckt, aber er wußte, daß er klaren Kopf behalten mußte. Jeden Augenblick war der Gegenangriff auf ihre Stellung zu erwarten. Aber sie hatten sich prächtig gehalten; besser, als man erwarten durfte.
    Er sagte: »Geben Sie Wein aus.«
    Colpoys setzte scharf hinzu: »Aber behaltet klaren Kopf und ein scharfes Auge, Leute. Die Kanone wird bald feuern müssen.« Er warf Bolitho einen Blick zu. »Habe ich recht?«
    Bolitho stieg Rauch in die Nase: seine Leute hatten Feuer angefacht.
    Sie waren im rechten Augenblick ungeheuer mutig gewesen, einige Minuten lang wie von einer tollkühnen Raserei besessen. Er nahm eine Becher Wein von Jury an und trank. Es war ein Augenblick gewesen, den er bis zu seinem Tode nicht vergessen würde.
    Sogar der Wein, warm und trübe, wie er war, schmeckte ihm fast wie Bordeaux.
    »Da kommen sie, Sir! Da kommen die Lumpen!«
    Bolitho warf den Becher beiseite und hob seinen Säbel auf.
    »Alle Mann – Achtung!«
    Er warf einen Blick nach hinten, ob Little und seine Leute zurechtkamen. Die Kanone hatte sich noch nicht bewegt. Wenn sie die gewünschte Panik hervorrufen sollte, mußte sie recht bald feuern.
    Auf einmal horte er vielstimmiges Geschrei, und als er an die Brustwehr trat, sah er eine Menge Männer den Hügel heraufstürmen. Die Sonne spiegelte sich in ihren Säbeln und Entermessern, und die Luft hallte wider vom Peitschenknall zahlreicher Musketenund Pistolenschüsse.
    Bolitho schaute zu Colpoys hinüber. »Seid ihr bereit, Seesoldaten?«
    »Feuer!«

Nur ein Traum
    »Feuer einstellen!«
    Bolitho übergab seine Pistole einem Verwundeten zum Nachladen. Es kam ihm vor, als ob jede Faser seines Körpers unkontrollierbar zitterte, und er konnte es kaum glauben, daß der erste Angriff zurückgeschlagen war. Einige Gegner, welche die Spitze des Hügels fast erreicht hatten, lagen da, wo sie gefallen waren; andere versuchten noch, sich unter Schmerzen nach unten in Sicherheit zu bringen.
    Colpoys kam zu ihm herüber, sein Hemd klebte ihm wie eine zweite Haut am Körper. »Großer Gott!« Er wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Da hört die Gemütlichkeit auf!«
    Drei weitere Matrosen hatte es erwischt, aber sie lebten noch. Pearse war schon dabei, sie mit überzähligen Musketen und

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