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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wahrscheinlich in einer unterirdischen Munitionskammer.« Er nahm einen Becher Wasser von seinem Burschen und trank ihn langsam aus. »Nun?«
    Bolitho senkte das Fernrohr und legte die Stirn auf die Arme. »Wir müssen es wagen.«
    Er versuchte, nicht lange darüber nachzudenken. Zweihundert Yards über offenes Gelände, und was dann?
    Entschlossen sagte er: »Little und seine Mannschaft kümmern sich um die Kanone. Wir greifen die Kuppe von beiden Seiten an. Mr. Cowdroy übernimmt die zweite Gruppe.« Er sah Colpoys eine Gr i masse ziehen und fügte hinzu: »Er ist der ältere von beiden und hat Erfahrung.«
    Colpoys nickte. »Ich postiere meine Scharfschützen dort, wo sie am wirkungsvollsten sind. Wenn Sie die Kuppe genommen haben, helfe ich Ihnen bei ihrer Verteidigung.« Er streckte die Hand aus. »Und wenn Sie keinen Erfolg haben, führe ich den kürzesten Bajonettangriff in der Geschichte der Seesoldaten.«
    Und dann war es auf einmal soweit. Die anfängliche Ungewißheit und Aufregung waren wie weggewischt, die Männer sammelten sich in den Gruppen, zu denen sie eingeteilt waren, mit ernsten, aber entschlossenen Gesichtern, unter ihnen auch Josh Little mit seiner Geschützbedienung, die mit dem notwendigen Gerät und zusätzlich mit Pulver und einigen Kanonenkugeln bepackt war.
    Midshipman Cowdroy hatte schon den Säbel gezogen und überprüfte seine Pistole. Sein verdrießliches Gesicht wirkte noch finsterer als sonst. Bootsmannsmaat Ellis Pearse trug seine Privatwaffe, ein furchterregendes, doppelseitig geschliffenes Entermesser, das er sich von einem Schmied hatte anfertigen lassen. Die Seesoldaten hatten sich zwischen den Felsbrocken verteilt und ihre langen Musketen auf das offene Gelände vor sich und die flache Hügelkuppe dahinter gerichtet. Bolitho stand auf und musterte die Männer seiner eigenen Gruppe. Dutchy Vorbink war dabei, Olsson, der verrückte Schwede, Bill Bunce, ein ehemaliger Wilderer, Kennedy, ein Mann, der dem Gefängnis nur durch seine Meldung zur Marine entgangen war, und einige andere, die Bolitho inzwischen gut kannte.
    Stockdale schnaufte: »Ich komme mit Ihnen, Sir.«
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Diesmal nicht. Sie gehen mit Little. Diese Kanone muß erobert werden, Stockdale. Ohne sie könnten wir ebensogut gleich hier sterben.« Er berührte Stockdales kräftigen Arm. »Glauben Sie mir: heute hängt alles von Ihnen ab.«
    Er wandte sich ab, da er die Enttäuschung des riesigen Mannes nicht mit ansehen konnte. Zu Jury sagte er: »Sie können bei Leutnant Colpoys bleiben.«
    »Ist das ein Befehl, Sir?«
    Bolitho sah, wie sich das Kinn des Jungen trotzig hob. Was würden sie wohl mit ihm machen? Er antwortete: »Nein.«
    Ein Mann flüsterte: »Der Ausguck ist hinuntergeklettert, ich sehe ihn nicht mehr.«
    Little kicherte. »Wohl auf einen Schluck verschwunden?«
    Bolitho schritt schon über den Abhang, sein gezogener Säbel blitzte im Sonnenlicht, als er auf die gegenüberliegende Kuppe zeigte.
    »Los denn! Auf sie, Jungs!«
    Ohne auf Lärm oder Deckung zu achten, stürmten sie den Abhang hinunter, wirbelten Staub und Steine auf und hielten den Blick fest auf den Nachbarhügel gerichtet. Sie erreichten die Talsohle und rannten keuchend über das freie Gelände, blind gegen alles außer der verborgenen Kanone.
    Irgendwo, eine Million Meilen weg, schrie jemand, und ein Schuß pfiff den Hügel herab. Stimmen schwollen an und verklangen wieder. Sie kamen von den Männern an der Lagune, die zu ihren Waffen eilten, weil sie annahmen, sie würden von See aus angegriffen.
    Drei Köpfe erschienen plötzlich auf dem Hügelkamm, als der erste von Bolithos Männern gerade seinen Fuß erreicht hatte. Colpoys Musketen schienen ziemlich wirkungslos zu knallen, aber zwei der Männer verschwanden immerhin, und der dritte machte einen Satz, bevor er den Hang hinunter mitten zwischen die britischen Matrosen rollte.
    »Weiter!« Bolitho schwang seinen Säbel. »Schneller!«
    Von der einen Seite schoß eine Muskete, ein Seeman fiel, umfaßte mit beiden Händen seinen Schenkel und blieb dann stöhnend liegen, während seine Kameraden weiterstürmten.
    Bolitho kam es vor, als ob seine Lunge heißen Sand eingeatmet hätte, während er über eine roh aus Steinen aufgetürmte Brustwehr sprang. Weitere Schüsse fielen, und er begriff, daß noch einige seiner Leute getroffen waren.
    Er sah Metall schimmern, neben einem Rad der Kanone unter ihrer Persenning, und schrie: »Achtung!«
    Aus der Deckung unter

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