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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ins Leere starrte. Seine Nase war deformiert, und sein Gesicht zeigte die Spuren vieler Kämpfe: auf Jahrmärkten, vor dem Landadel, vor jedem, der dafür zahlte, Männer um einen blutigen Sieg kämpfen zu sehen. Bolitho wußte nicht, wen er mehr verachtete, den Mann, der von dem Boxer lebte, oder denjenigen, der auf ihn und seine Schme rzen wettete.
    Er sagte nur kurz: »Ich bin drin zu finden, Little.« Der Gedanke an ein Glas Bier oder Apfelwein belebte ihn wieder.
    Little dachte bereits an andere Dinge. »Aye, Sir.«
    Es war ein freundlicher kleiner Gasthof. Der Wirt eilte herbei, um Bolitho zu begrüßen, wobei sein Kopf fast an die Decke stieß. Ein Feuer prasselte im Kamin, und es roch nach frisch gebackenem Brot und geräuchertem Schinken.
    »Setzen Sie sich dorthin, Herr Leutnant. Ich kümmere mich um Ihre Leute.« Er bemerkte Bolithos Gesichtsausdruck. »Tut mir leid, Sir, aber Sie verschwenden Ihre Zeit in dieser Gegend. Im Krieg sind hier viele gepreßt worden, und wer zurückkam, ist in die großen Städte wie Truro und Exeter gegangen und hat sich dort Arbeit gesucht.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, hätte ich vielleicht unterschrieben.« Er grinste. »Aber so…«
    Etwas später saß Bolitho am Feuer, ließ den Matsch auf Strümpfen und Schuhen trocknen und hatte seinen Rock aufgeknöpft, der nach der ausgezeichneten Pastete der Wirtin recht stramm saß. Ein großer alter Hund hatte sich zu seinen Füßen niedergelassen und schnarchte wohlig in der Wärme.
    Der Wirt flüsterte seiner Frau zu: »Hast du ihn dir angesehen? Ein Offizier des Königs – aber er ist noch ein halbes Kind!«
    Bolitho fuhr aus seinem Halbschlaf auf und reckte sich; in halber Höhe schienen seine Arme zu erstarren, als er von draußen lautes Geschimpfe und brüllendes Gelächter hörte. Er sprang auf, griff nach Hut und Säbel und versuchte zur gleichen Zeit, seinen Uniformrock zuzuknöpfen. Er rannte fast zur Tür; als er ins helle Licht hinaustrat, sah er, wie sich Matrosen und Seesoldaten vor Lachen bogen, wä hrend der kleine Schausteller schrie: »Ihr habt geschummelt! Ihr müßt geschummelt haben!«
    Little warf die Goldmünze hoch und fing sie wieder in seiner kräftigen Hand auf. »Ich nicht, Kamerad. Offen und ehrlich, wie’s bei Josh Little immer zugeht!«
    Bolitho mischte sich ein. »Was ist hier los?«
    Korporal Dyer erklärte, immer wieder prustend vor Lachen: »Er hat den großen Preisboxer auf den Rücken gelegt, Sir. So was hab’ ich im Leben nicht gesehen!«
    Bolitho blickte Little an. »Wir sprechen uns später. Jetzt lassen Sie die Leute antreten. Wir haben noch mehrere Meilen bis zum nächsten Ort.«
    Als er sich umdrehte, sah er mit Verwunderung, wie der kleine Schausteller auf den Boxer losging. Letzterer stand da wie zuvor, als ob er sich die ganze Zeit nicht bewegt hätte oder gar zu Boden gewo rfen worden wäre.
    Der Schausteller ergriff eine kurze Kette und schrie: »Das ist für deine verdammte Dummheit!« Die Kette landete klirrend auf dem nackten Rücken des Mannes. »Und dies dafür, daß du mich um mein Geld gebracht hast.« Wieder schlug er zu.
    Little schaute Bolitho unbehaglich an. »Hier, Sir, ich gebe dem Burschen sein Geld zurück. Ich kann’s nicht mit ansehen, daß der arme Kerl wie ein Hund verprügelt wird.«
    Bolitho mußte heftig schlucken. Der große Preisboxer hätte seinen Peiniger mit einem einzigen Schlag töten können. Aber vielleicht war er schon so weit abgestumpft, daß er weder Schmerz noch sonst etwas empfand.
    Bolitho hatte einfach genug. Erst dieser schlechte Auftakt auf der Destiny, dann sein Mißerfolg bei der Rekrutierung – und nun dieser entwürdigende Anblick. Er brachte das Faß einfach zum Überlaufen.
    »Sie da, hören Sie sofort auf!« Bolitho machte ein paar Schritte vorwärts, während ihm seine Leute teils bewundernd, teils amüsiert zuschauten. »Legen Sie die Kette augenblicklich hin!«
    Der Schausteller schien zunächst eingeschüchtert, gewann aber schnell sein früheres Selbstvertrauen zurück. Von einem so jungen Leutnant hatte er nichts zu befürchten, erst recht nicht hier in der Gegend, wo er oft auftrat und beliebt war.
    »Es ist mein gutes Recht!«
    Little knurrte: »Überlassen Sie den Lumpen mir, Sir. Ich werde ihm sein ›gutes Recht‹ zeigen!«
    Die Angelegenheit schien Bolitho aus den Händen zu gleiten. Einige Dorfbewohner waren hinzugekommen, und Bolitho sah schon seine Leute in eine regelrechte

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