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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Olkin, der bereits Platz genommen hatte und ungeduldig wirkte. »Lass uns spielen.«
    »Aber ich kenne die Spielregeln doch gar nicht«, brachte Stokkart hilflos hervor. »Ich weiß nicht, worauf es ankommt.«
    » Setz dich! «
    Und der Autokrat setzte sich.
    Olkin lächelte, aber es war ein seltsames Lächeln, irgendwie verzerrt. Er streckte die Hände aus, und seine Finger tasteten hin und her, berührten kurz vor den komplexen Darstellungen eine bis dahin unsichtbare energetische Membran, die funkenartige Lichtimpulse ins verschlungene Durcheinander schickte. »Du bist der Spieler. Du wirst wissen, worauf es ankommt.«
    Stokkart hob die Hände, und als er die Membran berührte, schob etwas Fremdes in seinem Bewusstsein die Gedanken beiseite und beanspruchte deren Platz. Lichtimpulse blitzten, und erste Figuren bewegten sich…
     
    Das Dunkle begann, aus einem jahrmillionenlangen, komaartigen Schlaf zu erwachen, als die blockierten Mechanismen der Repristination wieder in Bewegung gerieten. Sofort leitete das Verteidigungszentrum des gesplitterten Selbst, das Defensivum, Maßnahmen ein, denn es spürte ihre Präsenz, nah und noch ruhend, außerdem die eines Sporns, dessen energetische Matrix allerdings nicht vollständig war – eine Komponente fehlte.
    Weit draußen im All veränderte sich die Struktur von Raum und Zeit.
     
     

Mutter Krsah
     
Hades-System
16. April 421 SN
     
    Mutter Krsah stand im Pilotendom ihres Schiffes und blickte fassungslos zu den Projektionslinsen an den Wänden, die ihr ein Bild der Zerstörung zeigten: Ein Kantaki-Schiff brach auseinander, vernichtet von Energielanzen und Raketen.
    »O nein«, ächzte der Pilot – ein Mensch namens Lion – und erhob sich aus dem Sessel. »O nein…«
    »Der Sakrale Kodex wurde verletzt«, klickte Mutter Krsah. »Eine Kantaki tot, ihr Schiff vernichtet…« Sie stakte durch den Raum und wandte sich den Akuhaschi an den Kontrollen zu. »Kommunikation…«
    In drei Linsen an den Wänden wechselte die Darstellung. Die Eigner der anderen Kantaki-Schiffe erschienen dort: Vater Arhr, Vater Preh und Mutter Mrri.
    Mutter Krsah spürte bei ihnen ein Entsetzen, das sie auch in sich selbst fühlte. Es galt nicht nur dem Tod von Mutter Yurrl, sondern auch dem Umstand, dass mit dem Schiff eine Komponente des Sporns vernichtet worden war. Sie hob eine ihrer vorderen Gliedmaßen und neigte den Kopf, sendete und empfing Trauer. Yurrls Wissen, angesammelt in vielen Großzyklen, war mit ihrem Tod verloren gegangen, denn sie hatte keine Möglichkeit gefunden, im Transraum Teil des Geistes zu werden, der einst Materie geworden war. Alle Dinge, die Mutter Yurrl gesehen, gehört und erfahren hatte – sie blieben dem Geist vorenthalten. Ihr Tod war sinnlos und somit das Schrecklichste, was einem Kantaki zustoßen konnte.
    Mutter Krsahs multiple Augen nahmen alles in sich auf. Sie sah, wie ihr Pilot Lion zurücksank in seinen Sessel und die Hände in die Sensormulden legte, als eine Vibration aus dem Innern des Schiffes kam – es reagierte auf den Schmerz der Kantaki. Sie sah, wie die Flotte der Menschen, Yurrls Mörder, den Flug in Richtung der inneren Bereiche des nahen Sonnensystems fortsetzte. Und sie sah und sprach mit den drei anderen Kantaki, die zusammen mit ihr aufgebrochen waren, um eine Rückkehr der Temporalen zu verhindern.
    »Die Menschen haben gegen den Sakralen Kodex verstoßen. Sie müssen bestraft werden.«
    Eine vierte Projektionslinse zeigte eine weitere Kantaki, Mutter Larl.
    »Es waren Menschen der so genannten Allianz«, sagte Mutter Larl, die jünger war als die anderen Kantaki. Ihre Emanationen vermittelten Respekt und Ehrerbietung, insbesondere Mutter Krsah gegenüber, die zu den Großen Fünf zählte. »Ich habe sie transportiert.«
    »Die Allianz wird bestraft«, stellte Mutter Krsah fest und spürte, wie sich die Unruhe ihres Schiffes legte. Lion war ein guter Pilot; sie konnte sich auf ihn verlassen. »Der Sakrale Kodex wurde hier nicht nur einmal verletzt. Diese Flotte der Menschen hat eine Kantaki getötet und ihr Schiff vernichtet. Sie schickt sich an, den Temporalen zu helfen…«
    Der Abissale!
    Es war ein kollektiver Gedanke der Kantaki, denn sie alle spürten die Veränderung, zu der es in der Struktur des Existierenden um sie herum kam. Ein Schatten schob sich vor das Licht der Schöpfung…
    Der Abissale ist hier, und das Konziliat ist nicht bereit!
    Mutter Krsah richtete sich auf und streckte ihre Gliedmaßen den Projektionslinsen

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