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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Turannen fand, dass es auf Anmaßung und Arroganz hinwies. Es stieß ihn ebenso ab wie bestimmte Räume in Valdorians Villa, aber darauf kam es derzeit nicht an. Zusammen mit Jonathan betrat er das Präsidialbüro und schloss die Tür, bevor der Schwarm aus Bediensteten und städtischen Würdenträgern ihnen folgen konnte.
    Am Schreibtisch summte ein Datenservo in Bereitschaft und erinnerte Turannen an eine wichtige Nachricht, die er übermitteln wollte.
    »Er ist verrückt«, sagte er.
    »Wen meinen Sie?«
    »Wen wohl? Valdorian. Er hat ein Schiff der Kantaki zerstört. Der Kantaki! Ist das zu fassen? Und was hat es mit der Separation des Hades-Systems auf sich? Wissen Sie darüber Bescheid?«
    Jonathan schüttelte den Kopf. Der unscheinbare Mann wirkte irgendwie niedergedrückt.
    »Da fällt mir ein… Wo sind Enbert Dokkar und Benjamin Valdorian?«
    »An Bord des Flaggschiffs. In einem zum Arrestbereich umfunktionierten Quartier, streng bewacht.«
    Zumindest das war eine Erleichterung für Turannen. »Wie hat es Valdorian geschafft, hundert Jahre jünger zu werden? Was ist überhaupt los mit ihm?«
    »Ich weiß es selbst nicht genau. Die Temporalen…«
    »Hat er sich wirklich mit den Temporalen eingelassen?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Das klingt nicht sehr glücklich.«
    »Nein. Er hat falsche Entscheidungen getroffen. Der Krieg gegen die Allianz – und jetzt die Temporalen.« Kummer lag in diesen Worten.
    Turannen zögerte kurz, bevor er eine wichtige Frage stellte. »Können wir ihn irgendwie aufhalten?«
    »Ich bin ihm verpflichtet«, sagte Jonathan.
    »Bitte vergleichen Sie die Bedeutung Ihrer persönlichen Loyalität mit der eines eventuellen zweiten Zeitkriegs.«
    »Glauben Sie etwa, ich hätte nicht längst daran gedacht? Der Gedanke daran hat sich in meinem Gehirn regelrecht festgefressen.«
    »Haben Sie seine Augen gesehen und ihn gehört, als er mit Emmerson sprach? Valdorian ist wahnsinnig.«
    »Die Soldaten unterstehen seinem Befehl«, sagte Jonathan. »Es gibt keine Möglichkeit für uns, sie gegen ihn einzusetzen.«
    Womit wir beim Punkt wären, dachte Turannen und trat hinter den Schreibtisch. »Die Soldaten nicht, aber vielleicht jemand anders. Jonathan, bitte richten Sie den Mitgliedern des Symposions aus, dass sie sich versammeln sollen. Ich werde gleich zu ihnen sprechen und die neue Situation erklären.«
    »Sie fügen sich?«
    Turannen fragte sich, wie weit er gehen durfte. Jonathan fühlte sich Valdorian verpflichtet, aus welchen Gründen auch immer, und der Versuch, dieses dünner gewordene Band der Loyalität zu zerreißen, konnte dazu führen, dass Jonathan nicht etwa von Valdorian Abstand nahm, sondern sich wieder ganz auf seine Seite stellte.
    »Wenn es um die Temporalen geht, haben wir eine Verantwortung der ganzen Menschheit gegenüber. Nein, ich füge mich nicht. Ich werde nach Möglichkeiten suchen, Valdorians Pläne zu durchkreuzen. Und ich erwarte, dass Sie mir dabei helfen. Die Zeitflotte darf nicht in unsere Epoche zurückkehren.«
    »Ja«, sagte Jonathan leise. »Ja, ich weiß.« Damit verließ er das Präsidialbüro. Ein Bediensteter sah zur Tür herein, aber Turannen schickte ihn mit einer knappen Geste fort. Als er ganz allein war, holte er tief Luft, ließ den Atem dann langsam entweichen.
    Nicht ein einziges Mal hatte Valdorian den Metamorph erwähnt. Darin sah Turannen eine große Chance.
    »Datenservo.«
    »Bereitschaft.«
    »Eine Mitteilung für Lutor, Sonderbeauftragter des NHD-Globaldirektors.« Turannen zögerte. Von hier aus hatte er keine Möglichkeit, die Nachricht mit einem NHD-Schlüssel zu chiffrieren, und die Zeit drängte. »Klartext: Ziel lokalisieren und weitere Anweisungen abwarten. Keine Neutralisierung des Ziels. Erwarte Bericht. Ende der Mitteilung.«
    »Bestätigung.«
    Turannen verließ das Präsidialbüro, um als Valdorians Koordinator zum Urbanen Symposion zu sprechen und die neuen Machtverhältnisse auf Kerberos zu erklären.
     
    In seiner Suite im Hotel Caravel starrte Lutor ins pseudoreale Darstellungsfeld und las Lukert Turannens Nachricht zum zweiten Mal. Erstaunlicherweise berührte sie nichts in ihm, obwohl Vertrag und Ehrenkodex der Kordun ihn verpflichteten, allen Anweisungen des Globaldirektors nachzukommen.
    Er wusste, dass er nur knapp mit dem Leben davongekommen war. Wenn er etwas länger in jener anderen Welt verweilt hätte, wäre er jetzt tot, besiegt von einem Gegner, der erst gar kein Gesicht gehabt hatte und dann tausend. Wie

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