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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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war es überhaupt möglich, in einer Anderswelt tatsächlich in Lebensgefahr zu geraten? Und wie konnte der Metamorph Teil einer Welt werden, die nur in Form eines komplexen Programms existierte?
    Aber jene Ruinen… Eine solche Szene gab es nicht in dem Anderswelten-Programm, das Lutor benutzt hatte. Die Reste der Stadt gehörten nicht in die Sphäre des Herrn der Schattenwelt.
    Bei allen seinen früheren Aufträgen und Konfrontationen hatte Lutor immer den Sieg errungen, und das galt auch für seine Ausflüge in Anderswelten. Hier Lutor, dort Kordun, und zusammen Lutor Kordun, ein geborener Kämpfer. Niederlage kam für ihn nicht infrage.
    Wo war der Metamorph?
    In der vergangenen Nacht hatte er zwei Sekuritos getötet und war mit Bruder Eklund in Richtung Kontinentalwald geflogen.
    Bruder Eklund…
    Lutor lächelte, als er sich erinnerte. Er brauchte seine KI-Späher nicht, um eine Spur des Metamorphs zu finden. Die notwendigen Vorbereitungen nahmen nicht mehr als zehn Minuten in Anspruch, und dann machte sich Lutor auf den Weg.
     
    Elisabeth fragte sich, nicht zum ersten Mal, warum sie immer noch auf Kerberos lebte und arbeitete. Die medizinischen Einrichtungen waren miserabel, wenn man sie mit denen anderer, älterer Welten verglich. Das Urbane Symposion war korrupt, der Autokrat mehr an seinen Drogengeschäften interessiert als an der Entwicklung des planetaren Gemeinwesens. Nach wie vor fand eine praktisch unkontrollierte Einwanderung statt, die zusätzliche Probleme schuf, weil die ohnehin knappen Ressourcen noch stärker beansprucht wurden. Wie seltsam, fand Elisabeth. Hatte sich noch immer nicht herumgesprochen, dass die vielen Drogen von Kerberos falsches Glück brachten, dass sich ihr scheinbares Paradies schnell in eine Hölle verwandeln konnte? Während der letzten Jahre war es nicht besser geworden, sondern schlimmer, und diese bittere Erkenntnis führte bei Elisabeth zu immer mehr Hoffnungslosigkeit. Der einzige Lichtblick waren die Heiler, Menschen wie Eklund, die Schmerzen linderten und halfen, wo sie helfen konnten.
    Aber jetzt war der Krieg nach Kerberos gekommen.
    Daran dachte Elisabeth, als sie durch den Salon ihrer Wohnung im fünfzehnten Stock ging, ans Fenster herantrat und über die Stadt blickte. Die Sonne ging unter, und bald begann eine weitere Nacht, die sicher wieder viel Arbeit brachte. Den Verletzten, die nach den zahlreichen Unfällen während der vergangenen Nacht noch immer in den Krankenhäusern und Hospitälern behandelt wurden, gesellten sich Patienten hinzu, die am Syndrom litten, das sich früher als erwartet auszubreiten begann, noch dazu mit einer weitaus stärkeren Virulenz als beim letzten Mal. Wie viele warnende Berichte hatte sie dem Symposion übermittelt, wie oft präventive Maßnahmen vorgeschlagen?
    Zwar hatte Elisabeth geschlafen, bevor sie mit dem Levitatorwagen aufgebrochen war, aber trotzdem lastete Müdigkeit schwer auf ihr. »Du bist ausgebrannt«, sagte sie leise. Sie hatte gehofft, einen Unterschied zu bewirken, etwas ausrichten zu können, doch diese Vorstellung erwies sich immer mehr als ebenso illusionär wie das Drogenglück, das so viele nach Kerberos lockte. In gewisser Weise beneidete sie Eklund. Er glaubte an etwas, an eine bestimmende Kraft in seinem Leben, und Raimons Präsenz schien ihn in diesem Glauben zu bekräftigen. Raimon… Dünne Falten bildeten sich auf ihrer Stirn, als sie an den Jungen dachte, der kein Junge war, auch kein Mensch, zumindest kein gewöhnlicher. Eklund hatte ihr nichts vormachen können. Inzwischen zweifelte er nicht mehr daran, dass Raimon Xalon und Conrad getötet hatte. Aber er half ihm trotzdem, schützte ihn und ließ sich von ihm schützen, wie die Ereignisse im Kontinentalwald zeigten. Welche sonderbare Beziehung war zwischen dem Greis und dem Jungen entstanden? Welche Gründe gab es, dass sie jetzt einen gemeinsamen Weg gingen, trotz allem, was geschehen war?
    Draußen wurde es schnell dunkel, und in der Stadt gingen die Lichter an, was Chiron ein täuschend normales Erscheinungsbild gab. Man konnte sich vorstellen, dass die Lichter am Himmel nicht von patrouillierenden Kampfschiffen stammten, sondern von Levitatorwagen in hohen Flugkorridoren.
    Die Lichter am Himmel…
    Elisabeth blinzelte. Inzwischen war die Sonne untergegangen, und die Dunkelheit kam schnell. Einer der beiden Monde von Kerberos glühte am Firmament, aber es leuchteten keine Sterne.
    Elisabeth blinzelte noch einmal, aber das brachte die Sterne

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