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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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privaten Flüge verboten. Nennen Sie Ihre Autorisierung.«
    Der Gefechtsshuttle kam schnell näher, passte seine Geschwindigkeit Elisabeths Wagen an und schwebte neben ihm. Eklund blickte an der Ärztin vorbei und durchs Fenster, sah im Cockpit die Silhouette des Piloten.
    Elisabeth berührte ein Schaltelement. »Eines Ihrer Shuttles hat mich vor kurzer Zeit kontrolliert, als ich zum Kontinentalwald geflogen bin«, sagte sie. »Ich bin Ärztin, und es handelt sich um einen medizinischen Notfall. Ich habe zwei Patienten an Bord.« Sie zögerte kurz und fügte hinzu: »Ich bringe sie zu den Heilern der Zitadelle. Mein Medo-Identer ist aktiviert und überträgt meine Identifizierungssignale.« Elisabeths Finger berührten ein weiteres Schaltelement.
    Eine kurze Pause.
    »Signale sind empfangen und bestätigt«, tönte es dann aus dem Lautsprecher des Kom-Servos. »Ich eskortiere Sie zur Zitadelle.«
    Elisabeth sah aus dem Fenster und nickte dem Piloten zu. »In Ordnung. Danke.«
    Der Gefechtsshuttle stieg höher, flog vor und über dem Levitatorwagen.
    »Was haben die fremden Schiffe zu bedeuten?«, fragte Eklund.
    »Dort draußen im All herrscht Krieg, falls du das vergessen haben solltest«, sagte Elisabeth ernst. »Ich schätze, er hat uns jetzt erreicht.« Sie sah kurz nach hinten, zu Raimon, der noch immer schwieg und aus dem Fenster starrte. »Ist er es gewesen?«, fragte sie leise. »Du weißt schon, die beiden Todesfälle in der Zitadelle.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Eklund, und das war gelogen. Inzwischen war er sich sicher, dass Raimon sowohl Xalon als auch den Hirten umgebracht hatte, warum auch immer. Seine Fähigkeit, die Struktur des Körpers nach Belieben zu verändern, die sonderbaren Umstände, unter denen die beiden Mitglieder der Aufgeklärten Gemeinschaft ums Leben gekommen waren… Es gab keine andere Erklärung als die, dass Raimon der Mörder war. Aber tief in seinem Innern wusste Eklund auch, dass Raimon nicht aus eigenem Antrieb getötet hatte. Er war ein Werkzeug gewesen, von etwas, das in ihm selbst steckte. Von etwas, das er jetzt überwunden hatte, wie es schien.
    »Warum habe ich das Gefühl, dass du nicht ganz ehrlich zu mir bist?«, fragte Elisabeth.
    »Hab Vertrauen«, sagte Eklund noch einmal. »Ich weiß nur eines: Beim Mandala erwarten uns Antworten. Wie wär’s, wenn du uns begleitest?«
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Unmöglich. In einer Stunde erwartet man mich wieder im Hospital. Aufgrund der vielen Unfälle gestern Nacht haben wir viel mehr Patienten als sonst.«
    Der letzte Rest der Sonne Hades, ihr dünner oberer Rand, verschwand hinter dem Horizont. An den braungrauen Felswänden des Pelion-Massivs leuchteten erste Chemolampen.
    In einer Höhe von etwa fünfhundert Metern landete der Levitatorwagen auf einem besonders großen und breiten Vorsprung. Der Gefechtsshuttle verharrte neben der Felswand und wartete.
    Eklund und Raimon stiegen aus.
    »Pass gut auf dich auf, Eklund«, sagte die Ärztin. »Und auf ihn.«
    »Versprochen.« Eklund winkte, als der Levitatorwagen wieder aufstieg und in Richtung Stadt flog, gefolgt von dem Shuttle. Ein seltsames Gefühl regte sich in ihm – eine innere Stimme, ein leises Flüstern am Rand seines Bewusstseins, schien ihm mitzuteilen, dass er sich gerade für immer von Elisabeth verabschiedet hatte.
    Er drehte sich um und sah zwei recht junge Mitglieder der Aufgeklärten Gemeinschaft vor einer Tunnelöffnung im Fels. Sie starrten ihn groß an, erkannten sowohl ihn als auch Raimon, drehten sich grußlos um und verschwanden im Innern der Zitadelle.
    »Man kündigt uns an«, sagte Eklund und ergriff die Hand des Jungen. »Komm, Raimon. Das Mandala wartet auf uns.«
    Ein Tunnel der Zitadelle nahm sie auf, und es dauerte nicht lange, bis ihnen im Halbdunkel flüsternde Stimmen entgegenwehten.
    »Der Mörder«, raunte und wisperte es. »Der Mörder ist zurück.«
     
     

35  Erlöschende Lichter
     
Kerberos
17. April 421 SN
09:27 Uhr
     
    Das Gebäude bestand aus Synthomasse und Stahlkeramik, doch mit seinen vielen Säulen und Verzierungen beschwor es eine ferne Vergangenheit herauf. Lukert Turannen hatte so etwas immer für einen dynastischen Stil gehalten – vor dem Zeitkrieg waren die planetaren Dynasten der Ersten und Zweiten Dynastie bestrebt gewesen, ihre Macht durch solche Prachtbauten zur Schau zu stellen. Doch das Gebäude des Urbanen Symposions von Chiron war nicht fast zweitausend Jahre alt, sondern nur etwa siebzig.

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