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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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mit dem nötigen Nachdruck.«
    Der Akuhaschi vollführte eine zustimmende Geste und kommunizierte mit den beiden Horgh-Schiffen.
    Mit einem fokussierten Gedankenbefehl veränderte Mutter Krsah die hyperdimensionale Struktur ihres Schiffes und neutralisierte dann die Bindungskräfte existenzieller Harmonie zwischen den einzelnen Komponenten – der schwarze Koloss brach kontrolliert auseinander. Lion steuerte die einzelnen Teile den äußeren Planeten des Hades-Systems entgegen, die jetzt zu Irrläufern wurden, und die beiden Horgh-Schiffe begleiteten sie. Jede Komponente würde ein eigenes Ziel anfliegen, um Leben aufzunehmen und zu bewahren.
    Unterdessen schrumpfte die Separationsblase weiter – die Grenzlinie schob sich den inneren Bereichen des Hades-Systems entgegen.
     
     

38  Wegfinder
     
Kerberos
17. April 421 SN
10:20 Uhr
     
    Auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod traf Edwald Emmerson die einzige Entscheidung, die er für möglich hielt. Das Tauchboot glitt noch immer der Öffnung entgegen, die sich in der aus dem Meeresgrund kommenden schwarzen Masse gebildet hatte, als er sich vom Platz des Kopiloten nach vorn und zur Seite beugte, seine Finger über die Kontrollen vor Valdorian huschen ließ. Der Magnat starrte ihn an, Entsetzen im einen Auge und Erleichterung im anderen, blieb passiv und reagierte nicht.
    Im Gegensatz zu den drei Soldaten.
    Eine Hand packte Emmerson an der Schulter und riss ihn zurück, bevor er das Triebwerk des maritimen Shuttles auf Umkehrschub schalten konnte. Er duckte sich, zog die Beine an und stieß sich an der Konsole ab. Damit hatte der Soldat nicht gerechnet – er taumelte zur Seite und ließ Emmerson los, der auf dem Boden abrollte, wieder auf die Beine kam und in die Mündung eines Hefoks sah.
    »Wenn Sie hier drin mit dem Ding schießen, wird sich der Strahl durch die Hülle brennen«, sagte Emmerson, als er wieder nach vorn sprang, den Kontrollen entgegen. »Dann sterben wir alle.«
    Ein zweiter Soldat versuchte, ihm den Weg zu versperren, aber mit der Agilität der Verzweiflung wich Emmerson ihm aus, erreichte die Pilotenkonsole, beugte sich an dem immer noch wie erstarrt dasitzenden Valdorian vorbei…
    Das fensterartige pseudoreale Darstellungsfeld im Bug zeigte, wie sich etwas in der Öffnung bewegte. Eine Art Finger wuchs daraus hervor, tastete nach dem Tauchboot, berührte es…
    Zwei Hände rissen ihn von den Kontrollen zurück, bevor er den Kurs ändern konnte, aber Edwald Emmerson nahm das nur noch am Rande zur Kenntnis, als sich der Fokus seiner Aufmerksamkeit verschob. Er blieb an den Ereignissen beteiligt, wurde jetzt aber vor allem zu einem Beobachter, der sich außerhalb der Bühne des Geschehens zu befinden schien. Dido war ebenfalls aufgesprungen, aber einer der drei Soldaten hielt ihn mühelos fest. Valdorian saß noch immer auf dem Sitz des Piloten, von etwas anderem blockiert. Er hatte das Gesicht eines Mannes, der sich der bitteren Erkenntnis stellen musste, verraten worden zu sein. Der dunkle Finger der schwarzen Masse…
    … streckte sich ins Innere des Tauchbootes, ohne von der Hülle aufgehalten zu werden. Etwas schrillte, nicht in den Ohren, sondern in einem mentalen Äther, ein Kreischen, das bestrebt zu sein schien, Teile von Emmersons Bewusstsein zu zerreißen. Er beobachtete, wie Dido versuchte, sich die Hände an die Ohren zu pressen, aber der Soldat hinderte ihn daran, obwohl er ebenfalls litt – sein graues Gesicht wurde zu einer Grimasse.
    Dem geistigen Zerren gesellte sich ein körperliches hinzu. Während Edwald Emmersons Körper im Griff der beiden Soldaten zitterte und zuckte, registrierte der Beobachter trotz der Schmerzen weiterhin die Ereignisse. Etwas deformierte das Tauchboot, beulte die eine Wand ein und wölbte die andere nach außen. Lichter erschienen, kleine silberne Punkte, einer in jedem Körper, besonders hell in Valdorian, wie Emmerson bemerkte. Der Magnat stand wie in Zeitlupe auf, wurde dabei länger und dünner, als hätte sich eine unsichtbare Hand um ihn geschlossen, die nun immer mehr zudrückte, ihn langsam zerquetschte. Dido wurde zu einem schmalen Zylinder, dessen Enden sich wie Schlangenleiber hin und her neigten, und der fremde Einfluss zog auch die Soldaten in die Länge. Sie hielten Emmerson nicht mehr fest, aber er hatte keine bewusste Kontrolle mehr über seinen Körper und beobachtete, wie auch er selbst sich dehnte. Schwärze tastete über die Wände, ein stummer Fraß, der ihre Substanz

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