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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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abgezogen werden. Konsequenz sofortiger Kollaps.
    »Externe Energie«, stöhnte KiTamarani. »Eine Sonne…« Ohne Planeten, auf denen Leben existierte oder sich entwickeln konnte. »Oder eine Singularität. Energie…«
    Agens: Suche.
    Die Kapsel bewegte sich, zusammen mit dem Keim, der sie umhüllte. Und während das Agens suchte, breitete sich KiTamarani auf die Erneuerung vor, ihre letzte Chance.
     
     

8 Spuren
     
Kerberos
15. April 421 SN
10:40 Uhr
     
    Edwald Emmersons Büro befand sich an einer Ecke des Gebäudekomplexes von New Human Design, und zwei Wände bestanden komplett aus speziell verstärkter transparenter Synthomasse. Die eine bot Blick auf die braunen Wassermassen des Acheron, der hier, kurz vor dem Delta, so breit war, dass sich das gegenüberliegende Ufer jenseits der vielen Inseln nur als dünne Linie abzeichnete. Durch die zweite Glaswand sah der Sicherheitschef die lang gestreckten, gelbgrauen Verarbeitungshallen, in denen Basismasse für Entwicklung und Produktion heranreifte. Gewonnen wurde sie aus Algenschwämmen, die ursprünglich aus dem Fluss stammten, inzwischen aber in Nährbecken wuchsen.
    Emmerson saß am Schreibtisch, den Rücken der Ecke zugewandt. Er sah nicht aus den Wandfenstern, sondern auf das Display eines Datenservos, das ihm das Laboratorium zeigte, in dem es zum Brand gekommen war. Die Szene unterschied sich kaum von der, die er des Nachts gesehen hatte; der größte Unterschied bestand aus den vielen Fußabdrücken im Löschschaum. Seine Ermittler waren noch immer damit beschäftigt, Spuren zu sichern.
    Jemand klopfte an die Tür, und Emmerson betätigte eine Taste, nachdem ein Sensor die Identität der Person im Flur bestätigt hatte. Es summte leise, und die Tür öffnete sich. Ein Mann trat ein, und hinter ihm schloss sich der Zugang wieder.
    Elroy Tobias, ein schon ziemlich faltiger, aber sehr intelligent wirkender Sechziger, kam mit einem transparenten Behälter näher und setzte ihn auf dem Schreibtisch ab. Emmerson deutete auf einen nahen Stuhl, und Tobias nahm Platz.
    Edwald Emmerson beugte sich vor und betrachtete die Gegenstände im Behälter. »Was ist das?«
    »Dies hier«, sagte Tobias, »sind die Reste eines Zünders.« Er deutete auf einen dünnen, grauweißen Metallstreifen, der am Ende halb geschmolzen und dann wieder erstarrt zu sein schien. An einigen Stellen haftete feines Pulver daran. »Die farblose gallertartige Masse daneben ist eine spezielle Substanz, die normalerweise ohne feststellbare Rückstände verbrennt. Irgendetwas ist schief gegangen.«
    Emmerson richtete einen fragenden Blick auf Tobias. Er arbeitete schon seit vielen Jahren mit ihm zusammen und wusste seine Tüchtigkeit sehr zu schätzen.
    »Dies sind die Überbleibsel einer ›leisen Bombe‹«, erklärte Tobias. »Sie wissen ja, dass ich früher für eine Sondereinheit des Konsortiums gearbeitet habe, unter dem direkten Kommando von Cordoban. Unsere Aufgabe bestand darin, bestimmte Anlagen der Allianz zu sabotieren, und zwar so, dass keine Sabotage nachzuweisen war. Es sollte immer nach einem Unfall aussehen.«
    Emmerson nickte wortlos und hörte aufmerksam zu.
    »Solche leisen Bomben verwendeten wir oft, weil sie ausgesprochen zuverlässig sind«, fuhr Elroy Tobias fort. »Normalerweise findet eine langsame chemische Reaktion statt, die den Zünder völlig auflöst, und auch von der Gelmasse bleibt nichts zurück. In diesem Fall funktionierte die leise Bombe nicht richtig, vermutlich aufgrund einer Verunreinigung des Gels; damit muss man sehr vorsichtig umgehen.«
    »Woraus sich zwei Schlüsse ziehen lassen«, sagte Emmerson langsam. »Der Brand im Laboratorium war tatsächlich kein Unfall, und wer auch immer diese leise Bombe einsetzte – er wusste nicht perfekt mit ihr umzugehen.«
    »Ja, ich glaube davon können wir ausgehen. Unter anderen Umständen hätte alles auf einen fatalen Kurzschluss hingedeutet, in der Nähe leicht entflammbarer Chemikalien. Eine Verkettung unglücklicher Umstände.« Tobias betrachtete den transparenten Behälter. »Die Frage ist: Was wollte der unbekannte Attentäter erreichen?«
    Emmerson wölbte die Brauen. »Sabotage des Projekts Doppel-M?«
    »Diese Vermutung liegt nahe. Aber warum hat der Attentäter die leise Bombe nicht woanders platziert, an einer Stelle, wo es zu einer stärkeren Explosion gekommen wäre?«
    »Sie glauben, der Unbekannte wollte Schaden anrichten, aber keinen zu großen. Und warum?«
    »Ich habe zunächst geglaubt, der

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