Kantaki 02 - Der Metamorph
das Bild im Display änderte sich. Dutzende von kleinen Darstellungsfenstern öffneten sich, und jedes von ihnen zeigte ein anderes Gesicht: Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, Subalterne, Autarke, Souveräne, Nonkonformisten, Magnaten, ein bunter Querschnitt durch die menschliche Gesellschaft. »Das sind einige der vielen Identitäten, die für den Einsatz des Metamorphs vorbereitet worden sind. Jede von ihnen hat einen vollständigen persönlichen Hintergrund: Kindheit, Ausbildung, Ehen, Scheidungen, persönliche Tragödien, berufliche Erfolge. All die Dinge, die ein Leben ausmachen. Bis ins kleinste Detail. In vielen Fällen sind die entsprechenden Informationen auch in den Personen-Datenbanken öffentlicher Institutionen enthalten, nicht nur hier auf Kerberos, sondern auch auf vielen anderen Welten. Der Metamorph sollte sich frei bewegen können.«
»Außerhalb von Kerberos?«, fragte Emmerson verwundert. »Ich dachte, seine Zellen werden instabil, wenn er den Planeten verlässt. So wie alle auf Basismasse basierenden Zellen.«
»Bei denen des Prototyps wäre das tatsächlich der Fall. Aber es war vorgesehen, sie durch stabile Zellen zu ersetzen.« Robertson deutete auf das Display. »Schicht zwei.«
Grauer Dunst kroch durchs Display, wich dann neuen Darstellungsfenstern, in denen wieder Gesichter erschienen. Einige von ihnen erkannte Emmerson sofort: Enbert Dokkar, Leiter der Allianz; Benjamin, Valdorians Sohn; Valdorian, von dem niemand wusste, was aus ihm geworden war; Cordoban, Chefstratege des Konsortiums, der als tot galt, vermutlich bei der Schlacht von Kabäa umgekommen; Jonathan Fentur, Valdorians Sekretär.
»Die Ziele des Metamorphs?«, fragte Emmerson. »Cordoban wollte ihn als Waffe gegen die Allianz einsetzen, wohl kaum gegen sich selbst und andere Repräsentanten des Konsortiums, unter ihnen sogar Valdorian.«
»Jemand hat das Programmierungsmodul manipuliert«, sagte Robertson. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn, obwohl es im Büro des Sicherheitschefs nicht zu warm war. Die Augen schienen noch weiter vorzuquellen. »Jemand hat ihm weitere Daten hinzugefügt, darunter diese.« Er deutete auf das Display.
»Der gleiche Unbekannte, der auch für die leise Bombe verantwortlich ist?«
»Ich bin kein Sicherheitsexperte wie Sie«, erwiderte der Kreator. »Aber es würde mich sehr wundern, wenn zwei Manipulationen, die beide den Metamorph betreffen, zur gleichen Zeit von zwei verschiedenen Personen vorgenommen werden.«
Emmerson nickte und sah auf das Display, das weitere Personen zeigte. Einige von ihnen kannte er nicht, andere waren ihm sehr vertraut: Lukert Turannen, NHD-Globaldirektor und Koordinator des Konsortiums; Amadeus Storm, Turannens Sekretär; hochrangige Administratoren und Verwalter der Konzerngruppen des Konsortiums und anderer Wirtschaftskonglomerate. Die Liste der möglichen Zielpersonen für den Metamorph wurde immer länger.
Als sich keine neuen Darstellungsfenster öffneten, sagte Robertson: »Schicht drei.«
Lorgards Gesicht erschien auf dem Display, und daneben sah Emmerson sich selbst. Seine Brauen schossen nach oben, als die pseudoreale Projektion praktisch das gesamte leitende Personal der NHD-Niederlassung von Kerberos zeigte, auch Willbert Robertson, was dessen Nervosität erklärte.
»Der unbekannte Saboteur scheint ziemlich viele Personen aus dem Weg räumen zu wollen«, sagte Emmerson.
Robertson deutete stumm auf das Display.
Der graue Schleier kehrte für ein oder zwei Sekunden zurück, und dann erschien ein Wort in der linken oberen Ecke des Displays. Es wiederholte sich immer wieder, füllte die erste Zeile, dann die zweite und so weiter, bis es die rechte untere Ecke erreichte. Es lautete: Töte!
»Ich betone noch einmal, dass das, was Sie gerade gesehen haben, Teil einer speziellen Benutzeroberfläche ist«, sagte Robertson.
»Ich glaube, ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Die Botschaft ist ziemlich klar. Das Programmierungsmodul wurde so modifiziert, dass der Metamorph multiple Ziele bekam, darunter welche, die nicht vorgesehen waren.«
»Und er erhielt einen starken Grundbefehl, der › Töte!‹ lautet. Wir alle sind in Gefahr! Vorausgesetzt, die Daten des Programmierungsmoduls wurden korrekt und komplett übertragen.«
»Besteht Zweifel daran?«
»Ja. Die automatischen Sicherheitssysteme setzten Toxine und Strahlung gegen die biologische Kontamination ein, und dadurch kam es im Programmierungsmodul zu
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