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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Strukturveränderungen. Wir können nicht sagen, welche Daten der Metamorph aufnahm und in welcher Form.«
    Emmerson zögerte einige Sekunden, stand dann auf und ließ den Datenspeicher im Abtaster. »Ich danke Ihnen sehr für Ihre Informationen. Bitte kehren Sie jetzt an Ihre Arbeit zurück.«
    Robertson erhob sich ebenfalls, langsamer und wie ungläubig. »Wir alle sind in Gefahr«, wiederholte er.
    »Darauf haben Sie mich unmissverständlich hingewiesen. Ich versichere Ihnen, dass ich die notwendigen Maßnahmen ergreifen werde.«
    Der Kreator ging mit offensichtlichem Widerstreben, und als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, drehte sich Emmerson um und trat an die Fensterwand heran, die Ausblick auf den Acheron gestattete. Noch immer tanzten Kobaltfliegen über dem Fluss, ungeachtet der Gefahr, die ihnen dort drohte. Unser Tanz ist gerade noch viel gefährlicher geworden, dachte der Sicherheitschef. Unter uns im Wasser lauert kein Netzfänger, sondern ein viel gefährlicheres Geschöpf.
    Während Emmersons Blick über den braunen Fluss glitt, vorbei an den vielen Inseln bis hin zum fernen Ufer, konzentrierte er sich und versuchte, ein möglichst klares Bild von der aktuellen Situation zu gewinnen. Jemand hatte im Laboratorium eine leise Bombe gezündet und damit einen Brand ausgelöst, sehr wahrscheinlich in der Absicht, den Prototyp des Metamorphs entkommen zu lassen. Außerdem war ein Programmierungsmodul manipuliert worden, um dem Metamorph zusätzliche Daten mitzugeben. Wer kam dafür infrage? Das Projekt Doppel-M war von Cordoban in Auftrag gegeben worden, mit dem Ziel, eine organische Waffe zu entwickeln, die gegen die Allianz eingesetzt werden sollte. Emmerson kannte nicht alle Hintergründe des Projekts, aber er war alles andere als naiv und deshalb ziemlich sicher, dass man den Metamorph oder die Metamorph-Exemplare nicht nur gegen die Allianz eingesetzt hätte, sondern vermutlich auch gegen die übrigen Wirtschaftskonglomerate. Die Versuchung, eine so mächtige, im Verborgenen wirkende Waffe auf breiter Front einzusetzen, wäre einfach zu groß gewesen.
    Doch dann kam es zum Krieg zwischen Konsortium und Allianz, noch bevor ein einsatzfähiger Metamorph zur Verfügung stand. Mit der Niederlage des Konsortiums, Valdorians Verschwinden und Cordobans wahrscheinlichem Tod veränderten sich die Parameter des Projekts Doppel-M. Lukert Turannen konnte es sich als NHD-Globaldirektor und Koordinator des Konsortiums nicht leisten, dass Enbert Dokkar vom Metamorph erfuhr, von jener Bio-Waffe, die ihn hätte umbringen sollen. Aber Turannen hätte einfach die Eliminierung des Prototyps befehlen können; er brauchte keine heimlichen Sabotageakte zu verüben. Und das Spektrum der programmierten Zielpersonen hätte breiter kaum sein können: hochrangige Personen in Allianz und Konsortium; die Magnaten und Administratoren fast aller großen Konzerngruppen; Personen des öffentlichen Lebens; außerdem das NHD-Personal auf Kerberos. Wer konnte ein Interesse daran haben, dass der entkommene Metamorph auf die Weise aktiv wurde, wie man es aufgrund der manipulierten Programmierung erwarten konnte? Wem gereichte es zum Vorteil, wenn er damit begann, all jene Personen umzubringen?
    Emmerson kniff andeutungsweise die Augen zusammen, als sich ihm ein anderer Gedanke aufdrängte. Wer wusste überhaupt von der Existenz des Prototyps? Das Projekt Doppel-M war streng geheim und abgesehen von einigen Schlüsselpersonen bei NHD nur noch Cordoban bekannt. Und doch musste der unbekannte Saboteur Kenntnis davon gehabt haben. Die erste Schlussfolgerung lautete: Als Täter kam nur ein NHD-Mitarbeiter infrage. Aber: Eben diese Mitarbeiter zählten zu den Zielpersonen, auf die der Metamorph mithilfe des manipulierten Moduls programmiert worden war. Warum sollte sich der Saboteur selbst zur Zielscheibe machen? Oder handelte es sich um ein Ablenkungsmanöver? Sollte Emmerson die NHD-Mitarbeiter aus dem Kreis der Verdächtigen ausklammern, weil sie selbst mögliche Angriffsziele des Metamorphs waren? Emmersons Instinkt beantwortete diese letzte Frage mit nein, was zu einer neuen Schlussfolgerung führte: Es gab einen unbekannten externen Faktor, der vom Projekt Doppel-M erfahren hatte, und das war nur über einen internen Faktor möglich. Mit anderen Worten: Es gab einen oder mehrere Maulwürfe bei New Human Design.
    Emmerson drehte sich um und blickte wieder auf die dreidimensionale Darstellung, die noch immer das letzte Bild zeigte,

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