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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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man Sie an Dokkar ausliefern.«
    »Enbert Dokkar mag sich für den Sieger halten, aber vielleicht irrt er sich«, sagte Valdorian.
    »Die Arsenalplaneten?«
    Valdorian lächelte. »Ja. Und ich glaube, es ist gar nicht so schwer, einen von ihnen zu erreichen.« Er hob den Kristallkeil, und sofort wuchs ein Lichtfinger aus ihm heraus, tastete über die zahllosen Fenster in den Kugelwänden und verharrte schließlich bei einem.
    Das Bild zoomte heran, schob die anderen beiseite, schnellte den beiden Männern entgegen und nahm sie auf.
     
     

11 Das Flüstern der Vergangenheit
     
Kerberos
15. April 421 SN
10:48 Uhr
     
    Die Motoren der Tauchkapsel summten, und Konstantin Alexander Stokkart, Autokrat von Kerberos, blickte auf das große pseudoreale Darstellungsfeld hinter der Konsole. Es wirkte tatsächlich wie ein Fenster, das es ihm gestattete, ins Riffmeer zu sehen. In diesen Tiefen herrschte ewige Finsternis, eine kalte Nacht, in der das einzige Licht künstlichen Ursprungs war oder auf Biolumineszenz zurückging. Die Kegel der Scheinwerfer reichten durch die Dunkelheit, zeigten dünne Wolken aus organischer Materie, tote Organismen oder Teile von ihnen, die aus den höheren Schichten des Meeres dem Grund entgegensanken und dem Tiefseeleben als Nahrung dienten. Manchmal erschienen sehr exotisch wirkende Geschöpfe in dem Bereich, den die Scheinwerfer der Dunkelheit entrissen, die meisten von ihnen ohne erkennbare Augen, die sie in dieser Welt ohnehin nicht brauchten. Stokkart beobachtete die sonderbaren Wesen, ohne sie bewusst zur Kenntnis zu nehmen. Er dachte an das, was ihn auf dem drei Kilometer tiefen Grund erwartete, während er die Instrumentenanzeigen im Auge behielt. Auch der steile Festlandsockel war inzwischen in der Finsternis verschwunden, und derzeit gab es keine visuellen Orientierungspunkte, um den Kurs zu bestimmen. Aber der Navigationsservo wusste, wo sich das Ziel befand, und er führte die Tauchkapsel sicher dorthin.
    Stokkart beugte sich zur Konsole vor und betätigte mehrere Schaltelemente, woraufhin sich der Darstellungsmodus des »Fensters« änderte. Die Sensoren der Tauchkapsel erhielten ihre Daten jetzt von einem speziellen Sonarsystem, für das Licht und Dunkelheit keine Rolle spielten. Aktive und passive Schallwellen durchdrangen die Nacht der Tiefsee, reflektierten hier, setzten sich dort fort, berichteten sogar von der Zusammensetzung der Dinge, die sie berührten. Aus diesen Informationen errechnete der Datenservo innerhalb von Sekundenbruchteilen ein für menschliche Augen wahrnehmbares Bild der Umgebung.
    Es sah aus, als hätte jemand in den Tiefen des Riffmeers das Licht eingeschaltet.
    Der Meeresgrund, noch immer fast einen Kilometer unter der Kapsel, erwies sich als eine erstaunlich vielfältige Landschaft aus kleinen und großen Schluchten, Hügeln, Mulden und weiten Ebenen. Kleine, undifferenzierte Schatten glitten hier und dort umher: Bewohner der Tiefsee. Stokkart schenkte ihnen keine Beachtung. Seine Aufmerksamkeit galt vielmehr den Gebäuden der Basis am Meeresgrund, den drei unterschiedlich großen Kuppeln, aus denen der obere Bereich der Station bestand. Das Sonar erkannte sogar die Lampen, und der Datenservo berücksichtigte ihren Glanz in der dreidimensionalen Darstellung.
    Als sich die Kapsel der Basis bis auf dreihundert Meter genähert hatte, blinkte ein Indikator an der Konsole, und Stokkart drückte eine Taste, sendete damit eine Signalfolge, die über seinen Status Auskunft gab: volle Befugnis. Aus dem roten Blinken des Indikators wurde ein gleichmäßiges grünes Leuchten.
    Stokkart bewegte das Steuer und lenkte die Kapsel zur größten der drei gepanzerten Kuppeln. Er verglich die Annäherung mit dem Flug eines Shuttles, der im All einem größeren Schiff oder einer Raumstation entgegenschwebte – das Vakuum des Weltraums war ebenso tödlich wie der enorme Wasserdruck in der Tiefsee. Das Außenschott einer Schleuse öffnete sich in der Kuppelwand, dicht über dem Meeresboden, und Stokkart steuerte die Tauchkapsel vorsichtig durch die Öffnung, setzte sie im Schleusenraum auf den magnetischen Anker im Boden und wartete, während sich das Außenschott wieder schloss und Pumpen das Wasser ins Meer zurückbeförderten.
    Der automatische Sicherheitsharnisch gab den Autokraten frei. Stokkart stand auf, betätigte den Temperaturregler seines schwarzen Thermoanzugs und überprüfte noch einmal den Instrumentengürtel, bevor er die Luke öffnete und die Tauchkapsel

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