Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
schrie: Der Tod ist mein Feind!
    »Was Sie hier sehen, ist nur etwas mehr als eine… Projektion.« Agorax deutete auf sich selbst. »Unter normalen Umständen kann ich in Ihrer Welt keinen direkten Einfluss nehmen. Seit dem Ende des Zeitkriegs sind wir im Null gefangen. Deshalb brauche ich Sie. Sie haben Macht in Ihrer Welt. Sie können Dinge in Bewegung setzen. Ich bringe Sie zu…« Der Temporale zögerte kurz, und sein Blick glitt in die Ferne, über den Horizont der Wüste hinaus. »Zu einem Ihrer Arsenalplaneten. Von dort aus werden Sie sich auf den Weg nach Kerberos machen…«
    Von einem Moment zum anderen fühlte sich Valdorian von wilder Hoffnung erfüllt. Zeit, ein neues Leben! Alles andere war zweitrangig. Alle anderen Probleme konnten gelöst werden, irgendwie, mit der Zeit. Aber ein Bündnis mit den Temporalen, mit dem Feind aus dem Zeitkrieg? Und wenn schon. Wenn er lebte und seine Macht zurückgewonnen hatte… Dann gab es bestimmt neue Möglichkeiten.
    »Ja!«, stieß er hervor und wankte erneut. »Ja, geben Sie mir Leben! Ich will leben!«
    »Dann nehmen Sie meine Hand.«
    Agorax hob den Arm, und Valdorian ergriff die Hand. Die Tentakel bewegten sich wie Finger, und ein sonderbares Prickeln ging von ihnen aus, das Prickeln des Lebens.
    Die erbarmungslose Sonne am Himmel, das Firmament selbst, die endlose Wüste… Alles löste sich auf, ebenso wie zuvor das Gefäß mit dem Wasser, die Welt zerbrach in zahllose Fragmente, wie das Glas eines Spiegels, den jemand zertrümmert hatte.
     
    Valdorian fand sich in einer Kugel aus Millionen oder Milliarden von Orten wieder, und jeder einzelne von ihnen zeigte sich als eine Art Fenster an den gewölbten Innenwänden der Sphäre. Ein fremdartiger Anblick, und doch auf eine sonderbare Weise vertraut. In einer solchen Kugel hatte er sich auf Kabäa befunden, im Innern der Anomalie, kurz vor der Rückkehr in die gewöhnliche Raum-Zeit. Jedes Fenster war ein Weg, ein Tunnel durch die Zeit und auch durch den Raum, und ein bestimmtes Objekt diente als Schlüssel.
    Er senkte den Blick. Der kristallene Keil in seiner Hand hatte zu glühen begonnen, reagierte damit auf die Sphäre.
    Jemand stöhnte. »Ich halte das nicht mehr aus…«
    Valdorian drehte sich um und sah Jonathan. Das blasse Gesicht seines Sekretärs zeigte Schmerz – aus irgendeinem Grund setzte ihm das Innere der Anomalien mehr zu. Aber… befanden sie sich hier in einer Anomalie? Wo oder wann war dieses Hier?
    Jonathan riss die Augen auf. »Primus, Sie…«
    Valdorian fühlte es, und ein Blick auf seine Hände bestätigte sein Empfinden: Die meisten Falten waren verschwunden. Seine Finger tasteten über Wangen und Hals; die Haut fühlte sich glatt an.
    Er fühlte sich nicht mehr schwach.
    »Sie haben sich auf einen Pakt mit dem Temporalen eingelassen!«, sagte Jonathan entsetzt.
    »Er hat mir neues Leben geschenkt.« Valdorian sah sich um, wie auf der Suche nach einem Spiegel, den es in der Sphäre nicht gab. »Er hat… meinen Körper mit rekursiver Zeit verjüngt. Ich bin ich. Ich bin ganz. Und ich bin wieder jung.« Er wandte sich erneut an seinen Sekretär. »Für wie alt halten Sie mich?«
    »Die Temporalen.« Jonathan schien es nicht fassen zu können. »Die Feinde aus dem Zeitkrieg. Haben Sie vergessen, was die Temporalen damals angestellt haben?«
    »Das war damals«, sagte Valdorian leise und genoss in vollen Zügen die Kraft, die ihn durchströmte. Der Tod war besiegt, überlistet, betrogen. »Dies ist jetzt. Für wie alt halten Sie mich?«
    »Sie sehen aus wie… vierzig?«
    Hundert Jahre jünger, dachte Valdorian euphorisch.
    Der kristallene Keil in seiner Hand glühte noch etwas heller.
    »Ich habe gesehen, wie Sie dem Temporalen gegenüberstanden«, brachte Jonathan hervor. »In der… Wüste. Aber ich habe nichts gehört.«
    »Er hat zu mir gesprochen, irgendwie«, erinnerte sich Valdorian. »Und ja, wir haben einen Pakt geschlossen.«
    »Primus…«
    »Möchten Sie Ihre Kinder wiedersehen?« Alles war wieder da: seine Erinnerungen, mit der Klarheit erneuerter Vitalität. »Axil und Ivrea?«
    Hoffnung erschien in Jonathan Fenturs Gesicht. »Glauben Sie, das ist möglich? Der Krieg zwischen Konsortium und Allianz… Enbert Dokkar dürfte ihn inzwischen endgültig gewonnen haben.« Das Licht der Hoffnung verblasste wieder. »Und Sie sind als Primus inter Pares abgesetzt worden. Man hat Lukert Turannen zum Koordinator des Konsortiums ernannt. Man sucht Sie, und wenn man Sie findet, wird

Weitere Kostenlose Bücher