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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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»Mutter Crhyl bittet Sie in den Pilotendom«, sagte er kehlig und reichte ihm eine Augenspange.
    Valdorian nahm sie entgegen und setzte sie auf.
    Der Weg durchs Kantaki-Schiff kam ihm vor wie der Marsch durch ein immer verwirrender werdendes Labyrinth, und er war sehr dankbar für die Spange vor den Augen, die seine visuelle Wahrnehmung auf das Notwendigste beschränkte. Tiefer im Inneren des Schiffes erwartete ihn nicht das erwartete dumpfe Brummen, sondern ein Summen, das wie ein Flüstern klang und bedeutete: Es fand kein Transfer statt; das Schiff ruhte.
    »Haben wir das Ziel erreicht?«, wandte er sich neugierig an den Akuhaschi.
    »Ich bin nicht angewiesen, Ihnen irgendwelche Auskünfte zu erteilen. Warten Sie mit Ihren Fragen, bis wir den Pilotendom erreichen.«
    Als sie ihn kurze Zeit später betraten, hörte Valdorian Diamants Stimme:
    » … dass ich ausgerechnet auf ihn angewiesen sein muss …«
    »Er könnte das Risiko erheblich verringern.« Diese Worte kamen von Xadelia.
    Valdorian nahm die Augenspange ab. Der Partussessel befand sich direkt neben dem Pilotenpodium, und die Feyn saß aufrecht darin, der Oberkörper von einem fragil wirkenden Gerüst gestützt. Diamant stand auf dem Podium, neben den Sensormulden, die sie während des Flugs mit den Systemen des Schiffes verbanden, und für ein oder zwei Sekunden erschien sie Valdorian wie eine Königin, die über ihr Reich blickte. General Lukas sprach vorn an der gewölbten Wand mit einem Akuhaschi. Die pseudorealen Darstellungen über ihnen zeigten nicht den Transraum, sondern die Schwärze der intergalaktischen Leere.
    Eine Kantaki näherte sich mit leise knarrenden Gliedmaßen, und Valdorian bemerkte, dass die fluoreszierenden Leuchterscheinungen bei ihr recht stark ausgeprägt waren. Unter dem Zentralleib von Mutter Crhyl sah er fünf kleine Geschöpfe, die aussahen wie einen halben Meter lange Gottesanbeterinnen mit Flügeln.
    »Ich habe dich hierher bringen lassen, weil wir eine wichtige Entscheidung treffen müssen«, klickte die Kantaki-Mutter.
    »Worum geht es?« Valdorian deutete zu den wie Fenster aussehenden Darstellungsbereichen. »Warum haben wir den Flug unterbrochen?«
    »Weil wir so wie bisher nicht weiterkommen.« Lukas trat näher, und sein leeres schwarzes Gesicht wirkte inzwischen sonderbar vertraut. »Das heißt, wir kommen weiter, aber nicht schnell genug.«
    Diamant ließ sich in den Pilotensessel sinken. »Vielleicht bekommen Sie eher als erwartet Gelegenheit, Ihr wahres Gesicht zu zeigen, Dorian.«
    Dorian …, dachte er.
    »Ich verstehe nicht ganz …«
    Mutter Crhyl neigte den langen Hals und brachte ihren dreieckigen Kopf mit den multiplen Augen näher an Valdorian heran. »Mein Schiff ist durchaus imstande, intergalaktische Entfernungen zurückzulegen, und wenn der Pilot – oder die Pilotin – einen guten Faden findet, dauert der Flug manchmal nur wenige Tage oder Wochen. Aber wir sind hier noch immer fast sechshundert Millionen Lichtjahre von der nächsten Galaxis entfernt, die nicht einmal unser Ziel ist. General?«
    Lukas knisterte. »Die Entfernung zur Milchstraße beträgt etwas mehr als eins Komma eins Milliarden Lichtjahre«, sagte der Segmenter. »Selbst wenn wir einen guten Faden finden, würde der Flug Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte dauern. So viel Zeit haben wir nicht einmal rein theoretisch – fast tausend Kampfschiffe befinden sich in der Transportblase, und unsere energetischen Reserven sind begrenzt.«
    »Ich weiß nicht recht, wie ich bei dieser Sache helfen kann«, sagte Valdorian unsicher.
    »Die Pilotin muss sich und das Schiff mit einem Superfaden verbinden«, klickte Mutter Crhyl, während die kleinen Kantaki unter ihrem Zentralleib hin und her krabbelten. »Und das ist sehr gefährlich, weil die Superfäden zwischen den Galaxienhaufen durch die nichtlineare Zeit oszillieren. Wir könnten ganz in die nichtlineare Zeit geraten, und das wäre mit ziemlicher Sicherheit unser Ende.«
    »Aber wenn Diamant dabei etwas hat, an dem sie sich festhalten kann …«, erklang Xadelias Stimme. »Dann wäre sie imstande, uns mit dem oszillierenden Faden zum Ziel zu bringen, ohne dass ein Kontakt mit der nichtlinearen Zeit droht.«
    Valdorian zählte zwei und zwei zusammen. »Meine Verbindungen zu Agoron und … dem Schemen?«
    »Ja«, bestätigte General Lukas. »Wir haben lange darüber gesprochen. Es könnte funktionieren.«
    »Die Verbindungen Ihres Kausalitätsmusters sind wie … Fäden, die Diamant Halt

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