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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sie mit der Bürde einer derartigen Trauer leben?
    Etwas wuchs aus ihm heraus, ohne ihm Masse zu nehmen, ein dünner Faden, gesponnen von Xadelias Bewusstsein. Er wurde länger und länger, gesellte sich den Mustern hinzu, und dann kam ein Gefühl von plötzlicher Bewegung. Etwas packte Valdorian, ohne ihn in dem Sinne zu berühren, und schleuderte ihn … wohin? Richtungen blieben ohne Sinn in dieser Finsternis.
    »Wir haben es gleich geschafft«, sagte Xadelia. »Sie stecken in einem eigenen kleinen Kausalitätsmuster, das überraschend komplex ist, wenn man bedenkt, dass es sich auf nur zwei Personen beschränkt, auf Sie und Agoron.« Eine kurze Pause. »Nein, das stimmt nicht. Die Verbindung geht weiter, betrifft auch noch ein drittes Selbst, das …«
    Die Stille kehrte zurück, und Valdorian gewann den Eindruck, dass etwas an ihm zerrte, ihn in verschiedene Richtungen zu ziehen versuchte. Dumpfer Schmerz bohrte sich wie ein Wurm durch seinen Schädel und schien dabei gleichzeitig die Dunkelheit zu fressen, denn es kam ein wenig Licht in die Schwärze.
    Es stammte vom Feuerrad einer Galaxis, das zur Hälfte vom Omnivor verschlungen war, und davor schwebte ein gewaltiger grauer Trichter, der Vortex der Temporalen. Er sah dies alles zum ersten Mal, wusste aber genau, was es war. Und er wusste auch, dass Olkin dort auf ihn wartete.
    Aus dem bohrenden Wurm des Schmerzes wurde ein Ungeheuer, das nach seinem Gehirn schnappte und es zwischen spitzen Zähnen zermalmte. Einen solchen Schmerz hätte Valdorian nicht für möglich gehalten – er schnappte nur nach Luft, zu schwach, um zu schreien.
    Er sah Xadelia in ihrem Partussessel, die Augen weit aufgerissen, und er sah Diamant, die sich besorgt vorbeugte, nicht zu ihm, sondern zur Vitalin.
    Dann schwanden ihm gnädigerweise die Sinne.
     
    »Nach den letzten Berechnungen bleiben dem Kastell noch etwa drei Wochen Ihrer Zeit«, sagte General Lukas, und seine Worte galten der neben ihm sitzenden Diamant. »Dann gehen die energetischen Reserven in den Hauptkomplexen zur Neige.«
    »Können die Reaktoren und Vakuumenergie-Wandler nicht repariert werden?«
    Lukas schüttelte den Kopf, eine Bewegung, an der Dutzende von schwarzen käferartigen Wesen beteiligt waren.
    »Evakuierung?«
    »Wohin?«, erwiderte der Segmenter und deutete nach draußen.
    Valdorian drehte den Kopf und sah durchs breite Fenster des Transporters, der sich einem Kantaki-Schiff näherte, gesteuert von einem Akuhaschi. Sein Blick strich über ein Trümmerfeld im All. Einzelne Teile des Kastells – manche von ihnen tausende Kilometer breit, andere mit einem Durchmesser von nur wenigen Dutzend Metern – drifteten im All, jedes von ihnen mit einem individuellen Bewegungsmoment, was dazu führte, dass die Abstände an einigen Stellen immer mehr wuchsen, während es woanders zu Kollisionen kam, die weitere Schäden verursachten und noch mehr Leben auslöschten. Lichter blinkten und blitzten in und an den Trümmern, zwischen denen Rettungsschiffe auf Plasmastrahlen ritten.
    Jenseits dieses Trümmerfelds erstreckte sich … Leere. Valdorian sah nicht einen einzigen Stern, nur die verwaschenen Flecken von Galaxienhaufen.
    »Die nächste Galaxis ist fast sechshundert Millionen Lichtjahre entfernt und nur von Kantaki-Schiffen erreichbar, unter hohen Risiken, die Sie besser kennen als ich«, sagte General Lukas. »Wir haben siebzehn Horgh-Springer, aber deren Reichweite ist nicht annähernd so groß. Und die Kapazität der Transportblasen unserer achtzig Kantaki-Schiffe ist begrenzt. Die Evakuierung der Refugien hat die Bevölkerung des Kastells auf fast zehn Millionen Personen anschwellen lassen.«
    »Und die Verluste?«, fragte Diamant.
    »Fast fünfhunderttausend haben das Auseinanderbrechen des Kastells nicht überlebt.«
    Diamant drehte den Kopf und sah Valdorian an, als wollte sie sagen: Die gehen ebenfalls auf Ihr Konto.
    Es befanden sich noch andere Personen in dem Passagiertransporter, fast zwanzig, und Valdorian glaubte, einige Mitglieder des Kommandostabs wieder zu erkennen. Der schreckliche Schmerz am Ende des Kontakts mit Xadelia hatte ihn weder psychisch noch physisch verletzt, aber die den Schock dämpfenden Medikamente nahmen seinen Gedanken etwas von ihrer … Schärfe und Klarheit. Er hörte Dinge und verstand sie, musste sie aber ganz bewusst mit seiner Situation in Zusammenhang bringen, damit sie einen konkreten Sinn ergaben. Zwei Tage waren seit der geistigen Agonie vergangen, doch er

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