Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
erinnerte sich nur an die letzten Stunden. Und er entsann sich an eine … Präsenz. Den Ursprung des schrecklichen Schmerzes.
»Wie geht es Xadelia?«, fragte er plötzlich.
»Sie hat den Schock schneller überstanden als Sie und befindet sich bereits an Bord des Kantaki-Schiffes«, antwortete General Lukas. »Es ist ihr gelungen, die Koordinaten des Vortex zu bestimmen.«
»Und sie hat den originären Manipulationspunkt entdeckt«, fügte der in der Nähe sitzende Tsalatz grollend hinzu. Zwei Maden krochen durch sein feuerrotes Gesicht. »Kein Wunder, dass wir ihn bisher nicht entdeckt haben: Er befindet sich im Inneren des Vortex.«
Valdorians Gedanken krochen noch immer wie durch Sirup. »Der Schmerz … Wie kam es dazu? Was hat Xadelia berührt?«
»Sie sprach von Ihrem individuellen Kausalitätsmuster«, sagte Lukas. »Es verbindet Sie mit dem Temporalen Agoron und mit einer anderen … Präsenz, die Xadelia ›Schemen‹ nannte.«
Olkin, dachte Valdorian. »Was … geschieht jetzt?«, fragte er.
»Wir machen uns auf den Weg«, sagte Diamant. »Endlich kann ich wieder ein Kantaki-Schiff fliegen!« Und zu Lukas: »Dies ist mit Abstand die wichtigste Mission des Widerstands, General. Wenn wir erfolgreich sind, wird der zweite Zeitkrieg nie stattgefunden haben. Dann sind all die Personen dort draußen nicht gestorben.« Sie deutete zum Trümmerfeld im All. »Wir stehen kurz vor der endgültigen Niederlage, aber wir haben eine letzte Chance, sie in einen Sieg zu verwandeln. Warum etwas riskieren? Warum Valdorian mitnehmen?«
»Xadelia hat darum gebeten.«
»Wir haben die Informationen, die wir wollten. Und er könnte eine lebende Zeitbombe sein. Was mit dem Kastell geschah, ist Beweis genug.«
»Xadelia hat in seinem Kausalitätsmuster etwas gesehen, das ihr wichtig genug erschien, seine Teilnahme an diesem Einsatz zu erbitten.«
Diamant seufzte. »Na schön.«
Weitere Gespräche fanden statt. Wortfetzen und Teile von Sätzen wehten durch den Transporter, während dieser sich vom auseinander gebrochenen Kastell entfernte und dem schwarzen Koloss des Kantaki-Schiffes immer näher kam. Valdorian hörte nicht mehr hin, denn die Benommenheit in ihm machte es zu anstrengend, sich zu konzentrieren. Er sah aus dem Bugfenster und beobachtete das, was hinter dem Kantaki-Riesen geschah, im Inneren der aus Kraftfeldern und Monofaser-Leinen bestehenden Transportblase: Sie nahm hunderte von Kampfschiffen des Widerstands auf. Ein letzter verzweifelter Schlag gegen die Temporalen. Wenn es gelang, die am originären Manipulationspunkt vorgenommenen Veränderungen zu verhindern … Diamant hatte Recht. Dann war es nie zu einem Zeitkrieg gekommen. Dann hatte sich die derzeitige katastrophale Situation des Widerstands nie ergeben. Dann gab es gar keinen Widerstand.
Valdorian fragte sich, wie dieser Manipulationspunkt beschaffen sein mochte, von dem alles ausgegangen war, all das Chaos, das dem ganzen Universum das Ende zu bringen drohte. Was hatten die Temporalen verändert, um den zweiten Zeitkrieg zu gewinnen? Aber vielleicht war das die falsche Frage. Vielleicht lautete die richtige: Was musste der Widerstand verändern, um den zweiten Zeitkrieg ungeschehen zu machen?
Als der Transporter wie ein kleines Insekt an einem peripheren Segment des Kantaki-Giganten klebte und sich die Schleuse öffnete, fiel Valdorian etwas anderes ein, und er blieb beim Verlassen des kleinen Schiffes neben Diamant.
»Sie haben von der wichtigsten Mission des Widerstands gesprochen«, sagte er. »Und die Möglichkeit dazu verdanken Sie mir.«
Er trat in einen Korridor, der sich zu drehen schien, noch dazu an einigen Stellen unterschiedlich schnell. Übelkeit stieg in ihm empor, und er bedauerte es, nicht mehr die Brille zu haben, die ihn vor den perspektivischen Verzerrungen an Bord eines Kantaki-Schiffes schützte. Andere Personen glitten um ihn herum wie Schatten und entfernten sich, bis nur noch Diamant, der leise knisternde General Lukas und er in dem Korridor standen, der mal wie ein leeres Blutgefäß aussah, mal wie ein Liftschacht ohne Lift.
»Bitte ziehen Sie zumindest in Erwägung, dass ich die Wahrheit sage«, fügte Valdorian mit Nachdruck hinzu, als Diamant nicht antwortete.
»Warum sollte das für Sie irgendeine Rolle spielen?«
»Es ist mir wichtig.«
»Und mir ist diese Mission zu wichtig, als dass ich es riskieren dürfte, Ihnen zu vertrauen.« Diamant zögerte kurz, und für eine Sekunde erschien ein humorloses
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