Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
überhaupt keinen Sinn mehr. Es ist alles vorbei. Alles.« Sie schüttelte den Kopf. »Haben Sie sich jemals gefragt, was geschehen wäre, wenn Sie nie das Licht der Welt erblickt hätten? Wie das Universum aussähe, wenn nie ein Rungard Avar Valdorian geboren worden wäre? Wir hätten ein Team von Kognitoren in die Vergangenheit schicken und Ihre Geburt verhindern sollen.«
Bei diesen Worten horchte die dunkle Kreatur im Keller von Valdorians Selbst auf, und ihr dumpfes Fauchen gesellte sich der Stimme des Sturms hinzu.
Es knackte erneut, diesmal direkt über ihnen.
Valdorian stand auf. »Wir sollten uns tiefer ins Innere dieses Wrackteils zurückziehen. Ich fürchte, der Sandsturm ist heftig genug, um die peripheren Komponenten aufzureißen.«
»Sie hängen noch immer am Leben, nicht wahr?«, fragte Diamant, als sie sich ebenfalls erhob. »Darum geht es Ihnen vor allem: um Ihr Leben. Das kam immer an erster Stelle; alles andere war zweitrangig. Und als Sie das Ende Ihres Lebens erreichten, als sich die dunkle Tür des Todes vor Ihnen öffnete, da wollten Sie am Leben bleiben. Und zwar um jeden Preis. Daraus ergab sich alles andere.«
Valdorian hätte gern widersprochen, doch dazu sah er sich außerstande, denn so formuliert entsprach es durchaus der Wahrheit.
Das Knacken veränderte sich, wurde zu einem Geräusch, das sich anhörte, als zerrisse jemand ganz langsam eine alte Folie aus Synthomasse.
»Wir sollten versuchen, so lange wie möglich zu überleben«, sagte Valdorian. »Kommen Sie.«
Sie eilten durch den Korridor und in den Raum mit den vielen Skeletten, traten vorsichtig an ihnen vorbei und über sie hinweg. Menschen und Akuhaschi, hatte Diamant gesagt. Und andere. Valdorian identifizierte mindestens zwanzig verschiedene Spezies, und als er einmal gegen einen Knochen stieß, zerbrach er sofort und zerfiel teilweise zu Staub.
»Beim Absturz muss sich die Transportblase aufgelöst haben«, murmelte Diamant, während ihr Blick umherglitt. »Vermutlich sind einige Kampfeinheiten zusammen mit dem Kantaki-Schiff an diesem Ort niedergegangen, und die Überlebenden haben sich hier Sicherheit erhofft. Ich nehme an, die anderen Kampfschiffe zerschellten weit entfernt auf der Oberfläche dieses Planeten. Oder Mondes.«
Sie erreichten die gegenüberliegende Seite des Raums und setzten den Weg durch einen weiteren Gang fort. Wieder blieben perspektivische Verzerrungen aus, bemerkte Valdorian. Dieses Kantaki-Schiff war seit langer Zeit tot, ebenso tot wie die Wesen, die sich einst in seinem Inneren und an Bord der vielen Kampfschiffe befunden hatten.
»Wenn die gesamte Oberfläche dieses Mondes so öde ist, kann niemand lange überlebt haben.« Dieser Gedanke ließ Valdorian verharren. »Moment mal, da stimmt was nicht.«
Diamant sah ihn fragend an.
»Die Luft ist atembar. Sie enthält genug Sauerstoff für uns. Woher kommt er?«
»Was weiß ich.«
»Eine sauerstoffhaltige Atmosphäre entsteht nicht einfach so. Sie ist in fast allen Fällen das Ergebnis von biologischer Aktivität.«
»Fangen Sie jetzt an, nach Gründen danach zu suchen, warum Sie noch am Leben sind?«
Diamant trat an Valdorian vorbei und kam ihm dabei so nahe, dass er selbst im Halbdunkel sah: Die Falten in ihrem Gesicht waren länger und tiefer geworfen – sie alterte, und zwar schnell.
Was ist mit mir?, dachte er, als er ihr folgte, und versuchte eine halbe Sekunde später, diesen Gedanken beiseite zu schieben, weil er zu sehr dem Valdorian entsprach, den Diamant zuvor beschrieben hatte.
Hinter ihnen krachte es dumpf, als die peripheren Segmente des großen Wrackstücks dem Wüten der Böen nachgaben. Ein kalter Luftzug strich durch den Gang. Sie kamen an weiteren Skeletten vorbei; manche von ihnen lagen in den Korridoren, andere in Räumen und Nischen. In einem grottenartigen Raum, von dem fünf Korridore ausgingen, blieb Diamant neben einigen Knochenhaufen stehen, zwischen denen auch Kleidungsfetzen sowie die Reste von Geräten und Instrumenten lagen. Sie ging in die Hocke, berührte hier und dort etwas, richtete sich dann wieder auf und deutete zu den Symbolen an den Wänden. »Dieses Wrackteil gehörte zu den Bereichen des Kantaki-Schiffes, die Mutter Crhyl und ihren Kindern vorbehalten waren. Wenn wir viel, viel Glück haben, finden wie im zentralen Kern vielleicht noch nutzbare Energiereserven.«
Nutzbar wofür?, dachte Valdorian und fragte stattdessen: »Fällt Ihnen bei den Skeletten etwas auf?«
»Dass sie tot
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