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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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jetzt, verformten sich ebenfalls. Ja, er hatte die direkte Konfrontation mit dem Erhabenen überlebt, aber jetzt begann er sich aufzulösen, so wie die Akida.
    Die Kapsel sank in die Tiefe, vorbei an den Wänden des Vortex und der langen Knotenspirale, die bis ganz nach unten reichte, bis zum ersten Manipulationspunkt. Unterwegs wurde es mehrmals schwarz vor Agorons Augen, und er nahm seine Umgebung mit neuen Sinnen wahr, die ihm Informationen übermittelten, mit denen er nichts anfangen konnte. Doch nach wie vor fürchtete er sich vor Olkins Rückkehr, und auch davor, dass er sterben könnte, bevor er Rache genommen und Sühne geleistet hatte. Ihm wurde klar, dass es jetzt auch auf Willenskraft ankam: Er musste durchhalten, sich am Leben festklammern.
    Jenseits der transparenten Außenwand glitten Keile vorbei: Wachschiffe der letzten Verteidigungsbarriere. An Bord gab es kein Leben mehr, nur noch das Flüstern von Maschinen, die vergeblich auf Anweisungen warteten.
    Energetische Siegel summten, als die Kapsel am letzten Knoten anlegte, der Zugang zum Ende des Vortex gestattete, einem großen Zylinder, aus dessen Aggregaten die Quellenergie für den Ozean der Zeit gekommen war. Agoron wankte auf seinem Tentakelbündel durch die Schleuse und merkte kaum, dass Kleidungsfetzen und Schuppenreste von ihm abfielen. In einem kurzen Tunnel, der zwei große Räume miteinander verband, blieb er stehen, erinnerte sich an etwas Wichtiges und betätigte die Kontrollen des Signalgebers an seinem nun viel zu weiten Gürtel – die Sicherheitsbarrieren mussten deaktiviert werden.
    Als er den Weg in den Zylinder fortsetzte, wurden seine Wahrnehmungen immer verwirrender. Er gewann den Eindruck, die Temperaturen seiner Umgebung zu schmecken, Gerüche zu hören, die noch durch den Vortex fließende Energie zu fühlen und Geräusche zu sehen. Es fiel ihm schwer, sich in diesem Durcheinander zu orientieren, doch schließlich stand er im Kern, einem kleinen Raum, dessen Wände aus temporalen Aggregaten bestanden. In der Mitte dieses Raums schwebte eine weiße vertikale Linie, dünn und etwa zwei Meter lang: die Tür zu dem Moment, der den Eternen Gelegenheit gegeben hatte, einen zweiten Zeitkrieg zu führen und zu gewinnen.
    Einzelne Tentakel bewegten sich und brachten Agoron näher an die weiße Linie heran. Er beugte sich vor, um den Kontakt herzustellen und in die Zeit der originären Manipulation zu wechseln, doch plötzlich stieß er gegen ein Hindernis, einen Schild, der ihn von der Linie trennte.
    Olkin hatte ihm einen letzten schrecklichen Streich gespielt.
     

26
Pinakothek
Braun: Transraum
     
    Es fühlte sich auf eine sonderbare, wundervolle Weise wie eine Umarmung an, die Wärme und Geborgenheit vermittelte, etwas, das Valdorian nur während kurzer Phasen seiner Kindheit kennen gelernt hatte. Er erinnerte sich daran, wie er als Zwei- oder Dreijähriger auf dem Schoß seiner Mutter gesessen und sie ihre Arme um ihn geschlungen hatte, im Licht der Sonne Mirlur und am Ufer des Scharlachroten Meers von Tintiran – ein Moment tiefen, glücklichen Friedens, wie man ihn vielleicht nur als Kind erleben konnte. Einen Hauch dieses Friedens erlebte er jetzt, wie die Verheißung des wahren Glücks eines Lebens, das in den richtigen Bahnen verlief. Aber dieser emotionale Eindruck verschwand sofort wieder, so schnell, dass Valdorian keine Gelegenheit bekam, ihn festzuhalten. Es waren keine zärtlichen Arme, die ihn berührten, sondern Diamants Gabe, und die Nähe zu ihr versprach keine Intimität. Seine Bedeutung beschränkte sich auf die eines Ankers, der es ihr ermöglichte, das Kantaki-Schiff mit einem Superfaden zu verbinden und es durch den Transraum zu steuern, ohne in Kontakt mit der nichtlinearen Zeit zu kommen.
    Er nahm ihre Gabe wie eine Art zweiten Körper wahr, der aus Gedankenketten bestand. Eine Hand dieses mentalen Leibs hielt sich an dem fest, das ihn mit Agoron und Olkin verband, und die andere strich weit vor dem Schiff über den pendelnden Superfaden und versuchte, ihn zu … glätten, seine oszillierenden Bewegungen auszugleichen. Valdorian sah den Faden wie eine unendlich lange, dünne Schlange, die versuchte, etwas abzuschütteln, das an ihr klebte. Wenn er seine ganze Kraft zusammennahm und sich konzentrierte, zeigte sich ihm der Pilotendom von Mutter Crhyls Schiff wie durch einen dichten grauen Schleier, aber nach dem ersten Versuch verzichtete er auf weitere, denn er merkte, dass er Diamant damit störte.
    Zeit

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