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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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noch einmal.
    »Ich brauche … Wasser … dringend …«, brachte Eklund hervor und wusste, dass dieser Wunsch unerfüllt bleiben musste – bisher hatten sie im Inneren von Namenlos nirgends Wasser gefunden.
    Der Metamorph schien ihn gar nicht zu hören. »Meine Mutter … sie hat die Residualenergie gefunden, das Zentrum des Elysiums. Und sie stellt irgendetwas damit an.«
    »Ich habe … Durst …«
    Eine Schmerzwelle aus der Magengegend überschwemmte Eklund. Er schloss die Augen, und seine Gedanken zogen sich in ein traumloses Nichts zurück.
     
    Für unbestimmte Zeit wechselten kurze wache Phasen mit solchen des Schlafes oder der Bewusstlosigkeit ab. Eklund spürte einmal, dass sie erneut flogen – Raimon setzte die durch ihn aufgenommene Kraft in einem letzten verzweifelten Versuch ein, KiTamarani zu finden, und vielleicht auch das Zentrum des Elysiums. Er fühlte Hitze und Kälte, wusste aber nicht, ob er sich auf diese Empfindungen verlassen durfte, denn seine Sinne schienen nicht mehr richtig zu funktionieren.
    Einmal glaubte er sich zurückversetzt auf den hohen Baum im Kontinentalwald und sah, wie der Divorator langsam emporkletterte, um alles Lebendige zu verschlingen, aber er fürchtete sich nicht, denn er wusste, dass es eine Vision war. Als ihn der Divorator schließlich erreichte und ihm seinen Magen entgegenstülpte, schloss er einfach nur die Augen, im Vertrauen darauf, dass die Kreatur verschwunden war, wenn er sie wieder öffnete. Und tatsächlich: Als er die Lider hob, befand er sich auf einer felsigen Lichtung, neben einem kleinen Wasserfall, der neben ihm rauschte.
    Kühles Wasser berührte seine Füße, und als er sich vorbeugte, erleichtert und dankbar, kam eine wie Quecksilber glitzernde Hand aus dem Wasser und bot ihm zu trinken. Er beugte sich noch weiter vor, trank aus dieser hohlen, silbrigen Hand, die nur einer Person – beziehungsweise Entität – gehören konnte: KiTamarani.
    Doch das wenige Wasser, das sie ihm gab, genügte nicht, um seinen Durst zu stillen. Das Brennen blieb im Hals, und als er sich bückte, um mit eigenen Händen Wasser zu schöpfen, verschwanden der kleine Katarakt und auch der See unter ihm. Aus der felsigen Lichtung wurde eine Wüstenlandschaft mit einer grell lodernden Sonne am Himmel.
    »Ich möchte erwachen«, sagte Eklund. »Bitte lass mich erwachen.«
    Die Realität kehrte zurück.
     
    Aber es war keine vertraute Realität. Eklund vermutete zunächst, noch immer in einem Traum gefangen zu sein, den er nicht verstand, doch dann begriff er allmählich: Er wurde Zeuge von Vorgängen, die sich nur teilweise in der von ihm erfahrbaren Wirklichkeit abspielten. Und während er beobachtete, stellte er sich immer wieder die Frage, ob er den Sinnen seines erschöpften, überstrapazierten Körpers trauen durfte.
    Eklund saß auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, in einer Höhle mit Säulen, die eindeutig künstlichen Ursprungs waren und sich zu verflüssigen schienen. Die auflösende Kraft ging von breit gefächerten, bunt schimmernden Strahlen aus, die aus einem etwa zwanzig Meter durchmessenden Polygon kamen. Das kristallene Vieleck drehte sich langsam, und wo seine bunten Strahlen über die stummen Säulen strichen, verformten sie sich und wurden zu einem zähflüssigen Brei mit dem gleichen silbrigen Glanz wie die Hand, die sich Eklund aus dem See am kleinen Wasserfall entgegengestreckt hatte. Zwei Gestalten standen vor dem Polygon: eine elegante Frau mit langem braunem Haar und ein Mann um die Dreißig, Mutter und Sohn, KiTamarani und Raimon. Zwar strichen die Strahlen des Vielecks mehrmals über sie hinweg, aber ihre auflösende Kraft blieb bei ihnen wirkungslos.
    In dem großen Kristall flackerte ein Blitz wie ein gefangenes Wesen aus Energie, umgeben von zahllosen Gesichtern, die alle KiTamarani ähnelten und doch anders waren. Mit jedem Flackern des Blitzes verschwand ein Gesicht, und gleichzeitig entstand ein anderes, voller Ruhe, mit wissend und zärtlich blickenden Augen. Als sich das Polygon schneller zu drehen begann, als auch die bunten Strahlen schneller über die Säulen strichen und dabei Stellen berührten, die bisher nicht berührt worden waren, veränderten sich die Gesichter, und Eklund erkannte immer mehr Trauer in ihnen.
    Stimmen erklangen.
    »Was ist geschehen?«, fragte Raimon.
    »Das Universum stirbt. Der Omnivor und seine Helfer haben sich durchgesetzt.« Unsäglicher Kummer erklang in KiTamaranis Stimme.
    »Was hat dich

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