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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Raimon verwandelt hatte. Sie befanden sich nicht mehr in der kleinen Höhle, sondern in einem langen Tunnel. Die glühenden Adern in den Wänden schienen zu pulsieren …
    »Wie lange …«, brachte Eklund mühsam hervor.
    »Du bist mehrere Stunden bewusstlos gewesen.« Der Drache näherte sich, und Sorge zeigte sich in Raimons Schuppengesicht. »Wie geht es dir?«
    »Wir sind geflogen?«
    »Ja. Ich habe dich in einem warmen Bauchbeutel getragen. Du warst kalt.«
    Ich habe dich gewärmt, dachte Eklund und versuchte, die Benommenheit abzustreifen, die jeden einzelnen Gedanken verlangsamte. Farblose Erinnerungsbilder zeigten ihm einen zitternden Jungen in einer Ecke, eiskalt, und er hatte die Arme um ihn geschlungen, ihm seine Wärme gegeben.
    »Es geht mir … schlecht«, sagte er.
    »Das habe ich befürchtet«, erwiderte der Metamorph. »Deshalb habe ich dich geweckt. Ich spüre Veränderungen in der Residualenergie des Konziliats – in dem, was du Elysium nennst –, aber ich kann sie nicht deuten. Du solltest neue Kraft schöpfen, diesmal allein für dich, solange das noch möglich ist.«
    Eklund ließ den Kopf wieder sinken – er war zu schwer –, schloss die Augen und besann sich auf das in ihm, was ihn auf Kerberos zu einem Heiler gemacht hatte. Es fühlte sich anders an, wund, und für einige sehr unangenehme Sekunden dachte er, seine Fähigkeit verloren zu haben. Dann spürte er einen subtilen Übergang, als ein Teil seines Selbst in die Welt über der Welt wechselte, und als er dort seine Augen öffnete …
     … fand er sich nicht im Saal mit den Fackeln wieder, sondern vor einer Bastion so schwarz wie die Pforten, die ihn zur Zitadelle und seiner Wohnhöhle gebracht hatten, wo immer Wasser und Nahrung auf ihn warteten. Die Mauern der Festung ragten Dutzende von Metern weit auf und bestanden nicht aus einzelnen Steinen oder Blöcken, sondern aus einer einheitlichen Masse, ohne Fugen. Langsam ging Eklund an einer Seite der Bastion entlang, bis er ein Portal fand, vier Meter hoch und halb so breit, aus einem Material, das wie Holz aussah, sich aber wie Metall anfühlte. Ein Ring war darin eingelassen, und er ergriff ihn und zog mit all seiner Kraft, aber das Portal rührte sich nicht von der Stelle.
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr, drehte den Kopf und sah, wie sich die Landschaft hinter ihm auflöste. Ein sandiges Ödland mit Dutzenden von schneeweißen Obelisken hatte sich eben noch bis zum Horizont erstreckt, aber dieser Horizont schien nun immer näher zu rücken, als das Land … verschwand, in einem grauen Nichts, das nicht herankroch, sondern heran raste . Eklund zog erneut an dem Ring, mit nicht mehr Erfolg als zuvor, und wenige Sekunden später erreichte ihn das sonderbare Etwas, das die öde Landschaft mitsamt den Obelisken fraß. Stechender Schmerz durchfuhr ihn …
    Ein Drache hielt ihn sanft in großen Händen mit vielen Fingern, die sich wie schützend um ihn schlossen. »Es ist also schon zu spät«, sagte der Metamorph.
    »Ich konnte nicht hinein«, ächzte Eklund. »Ich blieb ausgesperrt! Was passiert mit dem Elysium?«
    »Was auch immer geschieht – meine Mutter hat damit zu tun.« Raimons lange Finger schlossen sich etwas fester um Eklund, als er ihn in den Bauchbeutel schob. Dann verwandelten sich die großen Hände wieder in Klauen, die sich vom Boden abstießen – breite Schwingen trugen den Metamorph und seinen Passagier durch den Tunnel. »Es ist nicht mehr weit. Wenn ich so schnell fliege, wie es die Umgebung erlaubt, erreichen wir KiTamarani in weniger als einer Stunde.«
    Die letzten Worte hörte Eklund gar nicht mehr. Er erlag erneut der Erschöpfung, und seine Gedanken zogen sich in einen wirren Traum zurück.
     
    »Sie ist nicht mehr da.«
    Eklund begriff erst nach einigen Sekunden, was diese Worte bedeuteten. Er lag auf dem warmen Boden einer kleinen Kaverne. Zwar wies der Raum keine besonderen Merkmale auf, aber etwas sagte ihm, dass sie an diesem Ort vor vielen Stunden KiTamarani zurückgelassen hatten. In der Nähe musste sich der Schacht befinden, der weit, weit nach oben führte, zur Oberfläche des Planeten.
    Raimon – jetzt wieder in der Gestalt eines etwa dreißig Jahre alten Mannes – stand dort, wo die Konziliantin geruht hatte.
    Eklund wollte fragen: »Wohin ist sie verschwunden?«, aber es wurde nur ein Krächzen daraus. Seine Kehle war wie ausgedörrt und brannte.
    Raimon war mit einigen raschen Schritten bei ihm. »Sie ist weg«, sagte er

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