Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
ist mit Eklund?«
    Raimon wartete keine Antwort ab, drehte sich um und lief los, wurde wieder zu einem Flügelwesen, das einige Dutzend Meter flog, dicht vor dem alten Menschen landete, ihn mit Klauenhänden ergriff und in eine beutelartige Hautfalte an seiner Brust steckte. Dann stieg er erneut auf, segelte dem Tor entgegen …
    KiTamarani wartete, und als Raimon fast herangekommen war, winkte sie und sprang durchs Tor. Der Metamorph schlug noch einmal mit seinen Schwingen, bevor er und Eklund ebenfalls in die Schwärze eintauchten.
     

31
Tröpfelnde, rasende Zeit
     
Braun: Vortex
     
    Stechende, brennende Kopfschmerzen zerrissen Diamants Gedanken. Sie blieb stehen, stützte sich irgendwo ab, schloss die Augen und versuchte, sich teilweise von sich selbst zu lösen, wie sie es inzwischen gelernt hatte. Manchmal gelang es ihr, der Qual auf diese Weise zu entkommen.
    Nach einer Weile ließ das Pochen nach, und als sie die Augen wieder öffnete, sah sie sich verwundert um. Sie hatte die Wanderung ganz oben begonnen, am Rande des Vortex, aber dieser langgestreckte Raum befand sich unweit des Zylinders am Ende des Trichters. Hundertmal und öfter hatte sie die Knoten und Gänge der Temporalen durchschritten, oft genug, um alle Details zu kennen.
    »Esmeralda?«, sagte sie, und der Kom-Servo ihres Overalls leitete die Stimme weiter.
    »Ja?«, ertönte die Antwort aus dem Audiomodul des K-Geräts.
    »Es ist schon wieder passiert. Ich bin ganz unten, in der Nähe des Zylinders. Und ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin.«
    »Nach den letzten Messungen existiert dort unten eine Zone beschleunigter Zeit«, sagte Esmeralda. »Komm ihr nicht zu nahe.« Und dann: »Soll ich dich mit der Kapsel abholen?«
    »Nein, schon gut. Ich kann meine eigene jederzeit hierher rufen.«
    Kurze Stille folgte.
    »Du bist besorgt, nicht wahr?«
    Diamants bitteres Lachen hallte wie spöttisch von den Wänden wider. Trotz des wärmenden Overalls fröstelte sie in der Kälte. »Ich habe manchmal das Gefühl, dass noch eine andere Person in meinem Körper steckt. Gelegentlich – immer öfter! – übernimmt sie die Steuerung, und wenn sie mir dann wieder die Kontrolle überlässt, erinnere ich mich nicht daran, was sie gemacht hat.« Sie drehte sich um und ging in die Richtung, aus der sie gekommen war, ohne eine Erinnerung daran. Hinter ihr, im Zylinder – im Raum mit der weißen Linie – raste die Zeit. Vielleicht reichte die temporale Beschleunigung inzwischen noch weiter, ein Gedanke, der dem tiefen Unbehagen in Diamant Furcht hinzufügte.
    »Seltsam. Ich spüre überhaupt nichts. Offenbar wirkt sich die Veränderung der kosmischen Konstanten auf dich weitaus stärker aus. Kehr zurück zum Segment, Diamant. Lass dich untersuchen. Ich bereite alles vor. Vielleicht können wir … irgendeine Art von Abschirmung entwickeln.«
    »Eine Abschirmung wovor?« Bewegung vertrieb die Kälte. Mit langen Schritten ging Diamant durch eines der knotenartigen Gebilde, von dem aus die Temporalen den Ozean der Zeit kontrolliert hatten. Offene Türen und Fenster gewährten zu beiden Seiten Blick in Unterkünfte mit persönlichen Gegenständen, die ihr nichts bedeuteten. »Wir sind Teil des sich verändernden Universum und können uns nicht von ihm trennen. Wir …«
     
    »Es lässt sich nichts feststellen«, sagte Esmeralda und blickte auf die Anzeigen der Datenservi, deren beständiges Summen irgendwie beruhigend klang. »Organisch ist mit dir alles in Ordnung. Keine strukturellen Veränderungen im Gehirn …«
    »Wenn die sich verändernden Konstanten dazu führen, dass ein Meter immer kürzer wird … Kann man diesen Vorgang mit einem Metermaß messen, das ja ebenfalls schrumpft? Aus dem Blickwinkel der Messlatte bleibt alles unverändert.« Diamant blinzelte und hob eine Hand zur Stirn. »Habe ich das gerade gesagt?« Sie setzte sich auf und ließ einen erstaunten Blick umherwandern. Er strich über die Geräte in der medizinischen Station, die sie in dem von Vater Grar zurückgelassenen Segment eingerichtet hatten. »Wie lange bin ich schon hier?«
    »Ist es so schlimm?«, fragte Esmeralda.
    »Ich bin unten in der Nähe des Zylinders gewesen, und ich erinnere mich daran, dass ich mit dem Rückweg begonnen habe, aber der Rest …« Sie schüttelte den Kopf. Etwas anderes fiel ihr ein. »Vater Grar wird nicht zurückkehren, oder? Wie lange warten wir jetzt schon?«
    »Einige Monate.« Esmeralda kam näher und strich ihr das dunkle Haar aus der

Weitere Kostenlose Bücher