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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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durch seine Kehle, trotzdem verdurstete und verhungerte er nicht. Oder war auch der Eindruck von Kraft eine Illusion? Zehrte er in Wirklichkeit von seinen letzten physischen Reserven? Seit mehreren Tagen hatte Eklund weder Darm noch Blase entleeren müssen, und er fragte sich, welche Folgen damit für die betreffenden Organe verbunden waren.
    Wenn er doch nur in der Lage gewesen wäre, die Energie, die ihn am Leben erhielt, auch für Raimon und die Konziliantin zugänglich zu machen. Aber wenn eine Verbindung hergestellt wurde, wenn er die Kraft des Elysiums für Raimon kanalisierte, strömte sie so schnell, dass Eklunds Selbst zu verbrennen drohte.
    Eklund begann durch die stille, leere Zitadelle zu wandern und dachte dabei mit ein wenig Melancholie an die Welt, die er vor zwei Jahren verlassen hatte. Dann kehrte er in seine Wohnhöhle zurück, streckte sich auf dem schmalen Bett aus, schloss die Augen und schlief ein, während sich sein Bewusstsein noch im Elysium von Namenlos befand. In einem seltsamen, unangenehmen Traum sah er Lutor, der Raimon mit einem Schwert angriff, und er flog erneut mit dem Metamorph, vom Kontinentalwald auf Kerberos nach Chiron. Er sah die gewaltige Nekropole zwischen den Galaxienhaufen, die Schiffe der Toten wie riesige Grabmale. Mehr noch: Er konnte das Universum wie ein riesiges lebendes Wesen wahrnehmen – ein Wesen in seinem Todeskampf. Es machte ihn so traurig, dass ihm Tränen über die Wangen rannen.
    Als er die Augen öffnete, befand er sich nicht mehr in der Welt über der Welt, sondern in einer kleinen Höhle. Er setzte sich auf und sah im Glühen der Gesteinsadern einen in einer Ecke zusammengekauerten schmächtigen zwölfjährigen Jungen, der am ganzen Leib bebte.
    Eklund war innerhalb weniger Sekunden bei ihm. »Raimon!« Es war wieder der Junge, den er zum ersten Mal in Elisabeths Hospital auf Kerberos gesehen hatte. Er ergriff ihn an den Schultern, und fast wären seine Hände zurückgezuckt, als er eisige Kälte berührte. Eklund umarmte den Knaben, drückte ihn fest an sich und gab ihm seine Wärme.
    »Es ist noch … weit«, brachte Raimon hervor. »Und ich bin …«
    »Du bist mit deinen Kräften am Ende, ich weiß«, sagte Eklund sanft und wiegte den Jungen in seinen Armen. Eine Entscheidung musste getroffen werden, und sie fiel ihm nicht schwer, trotz der Konsequenzen, die damit verbunden sein konnten. »Du musst Energie durch mich aufnehmen.«
    »Aber …«
    »Keine Widerrede, Raimon.« Eklund fühlte, wie sich das Zittern des Jungen veränderte, zu einem Pulsieren wurde. Ein Teil der Gestalt in seinen Armen gab nach, schien weich und dann wieder fest zu werden – offenbar fiel es dem Metamorph schwer, seine derzeitige Körperstruktur stabil zu halten. »Du brauchst neue Kraft. Wenn du sie langsam aufnimmst, droht mir keine Gefahr …«
    Eklund wusste, dass er sich nur dem Elysium öffnen musste, um den Kontakt herzustellen, und er zögerte nicht, öffnete die Tür in seinem Innern …
     … und stand vor einer anderen, einer der schwarzen Pforten in dem saalartigen Raum mit den ewig brennenden Fackeln. Hier herrschte eine andere Art von Stille als im Inneren des Planeten, eine erhabene Ruhe, die Frieden versprach. Eklund blickte auf die schwarze Tür in der Felswand und wusste sehr wohl um ihre symbolische Bedeutung. Er streckte die Hand aus …
    Die dunkle Pforte sprang auf, noch bevor er sie berührte, und Flammen leckten ihm entgegen, verbrannten Körper und Geist. Eklund glaubte sich im Innern einer Sonne, mit dem einen Unterschied, dass er nicht sofort zu atomarer Asche zerfiel, sondern weiter existierte, während heiße Energie durch ihn loderte und jeden einzelnen Gedanken in Flammen aufgehen ließ. Bald wurde es zu viel – das Selbst des Alten löste sich im mentalen Feuersturm auf …
    Eklund starb.
     
    Eklund lebte.
    »Ich kann das Versprechen nicht halten«, sagte das drachenartige Geschöpf, das Eklund mit Raimons Augen ansah. »So sehr ich mich auch bemüht habe – ich konnte den Vorgang kaum kontrollieren. Diesmal ist es mir gelungen, dich vor dem Tod zu bewahren, aber ich weiß auch, dass dieser Prozess dir irreparablen Schaden zugefügt hat. Ein dritter Transfer würde dich umbringen.«
    Eklund, schwach und müde, horchte in sich hinein und stellte fest, dass er sich ein wenig vom Leben entfernt hatte und dem Tod näher gekommen war. Er hob den Kopf, der sich viel schwerer anfühlte, und sah an dem geflügelten Reptil vorbei, in das sich

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