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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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keine Tricks. Ich schieße sofort, glauben Sie mir.«
    Valdorian glaubte es ihm, aber er befürchtete, dass Diamant trotzdem etwas unternehmen würde. Er behielt Recht.
    Nach einigen Schritten durch den Tunnel, in dem ebenfalls Leuchtstreifen aktiv wurden, als sie ihn betraten, fühlte sich Valdorian plötzlich von Diamant zur Seite gestoßen. Fast im gleichen Augenblick knallte es, als Antonio tatsächlich schoss, und Valdorian spürte, wie etwas seinen linken Arm streifte. Während er fiel, sah er aus dem Augenwinkel, wie Diamant mit katzenhafter Agilität sprang, sich in der Luft drehte, von einem Vorsprung in der nahen Wand abstieß, gegen Antonio prallte und seinen rechten Arm nach oben riss. Eine halbe Sekunde später knallte es erneut, und nach einer weiteren halben Sekunde hielt Diamant die Projektilwaffe in der Hand.
    »Sie dummer, kleiner, hirnloser Narr!«, fauchte sie, ließ die Waffe fallen und richtete den kleinen Stab darauf. Ein kurzes Blitzen, und die Projektilschleuder existierte nicht mehr.
    Antonio hob beide Hände zum Kopf. »Ich … halte es … nicht mehr aus. Wir müssen … fort von hier. Das Geld … Sie haben mir Geld versprochen …«
    Valdorian stand auf und stellte fest, dass sein linker Ärmel zerrissen war. Unter den Fetzen zeigte sich ein roter Striemen am Unterarm.
    Aber etwas anderes war jetzt wichtiger.
    Er sah das Flackern in Antonios Augen, fühlte selbst ebenfalls den zunehmenden Druck im Hinterkopf.
    »Ich glaube nicht, dass es die perspektivischen Verzerrungen sind, die ihm so zusetzen. Er reagiert auf etwas anderes.«
    » Ich halte es nicht mehr aus!«, kreischte Antonio und lief los, zum nächsten Raum der unterirdischen Basis, in dem es automatisch hell wurde, als er ihn erreichte.
    Valdorian erinnerte sich an etwas: an Raphael, die rechte Hand des Autokraten von Kerberos – er hatte Selbstmord begangen, indem er in der Station auf dem Meeresgrund mit dem Kopf voran gegen eine Wand gelaufen war. Ein ähnlicher Wahnsinn schien Antonio erfasst zu haben.
    Und die Ursache …
    »Diamant … Ich glaube, die Temporalen sind doch hier gewesen. Ich glaube …«
    Sie verstand sofort und lief ebenfalls los. Valdorian folgte ihr.
    Regale und Gerüste zogen sich an den Wänden des Ausrüstungsraums entlang, und darin lagerte alles, was eine Einsatzgruppe aus der Zukunft in dieser Zeit auf dieser Welt brauchte: spezieller Proviant, unterschiedlichen Stoffwechselsystemen angepasst; Kleidung; modernes Gerät; und natürlich Geld, in verschiedenen Währungen, ebenso perfekt gefälscht wie die Identern ähnelnden Kreditkarten. Mit der derzeitigen Technik der Erde ließen sich weder das Geld noch die Karten als Fälschungen erkennen.
    Antonio schenkte den Banknoten überhaupt keine Beachtung und stand vor dem Tisch in der Mitte des Zimmers, auf dem ein Fraktal glühte, ein Objekt, das aus kleineren Objekten bestand, die sich wieder aus kleineren zusammensetzten. Der kleine Mann streckte die Hand danach aus …
    Aus dem Druck in Valdorians Hinterkopf wurde ein schmerzhaftes Pochen.
    »Rühren Sie das Ding nicht an!«, rief er und wusste doch, dass es bereits zu spät war.
    Antonios Finger berührten das Fraktal, dessen Glühen sich daraufhin in ein flackerndes Schimmern verwandelte …
    »Weg von hier!« Valdorian nahm Diamants Hand und stürmte mit ihr durch den Tunnel, zurück in den Raum mit den Datenservi und dann in den kurzen Korridor, der zur Treppe führte. Hinter ihnen geschah etwas – Valdorian spürte es dort, wo es in seinem Hinterkopf pochte –, und er hörte, wie Diamant stöhnte.
    »Eine Zeitwelle …«
    Sie eilten die Treppe hoch und durch die Öffnung, die noch vor kurzer Zeit durch Pseudomaterie getarnt gewesen war. Auch im Keller mit den Weinflaschen hielten sie nicht inne, setzten die Flucht vor der sich ausdehnenden temporalen Anomalie fort, hasteten eine zweite Treppe hoch und erreichten das Erdgeschoss des ausgebrannten Hauses. Etwas strich über sie hinweg …
    Die Sonne neigte sich im Westen dem Horizont entgegen. Uniformierte wanderten zwischen den Trümmern; Spezialisten suchten nach Hinweisen.
    Valdorian sah sich verblüfft um. »Es ist fast Abend …«
    »Was machen Sie hier?« Einer der Uniformierten trat auf sie zu. »Wer sind Sie?«
    Am Himmel leuchtete etwas auf – ein neuer Stern schien zu entstehen.
    »Es ist so weit«, sagte Diamant.
    Der Mann, der sich ihr und Valdorian genähert hatte, bemerkt das Leuchten ebenfalls und sah nach oben, wie auch die

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