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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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anderen Männer und Frauen in der Ruine des Hauses. Wie die Bewohner von Reggio Calabria. Wie die vielen Flüchtlinge auf den schwimmenden Inseln zwischen Sizilien und Kalabrien.
    Im Pazifik war der Hammer bereits vor Stunden gefallen. Jetzt fiel er auch hier.
    Einige Personen liefen los, als könnten sie dem Asteroidenfragment auf diese Weise entkommen. In den Gesichtern der anderen zeigte sich erst Verblüffung – sie hatten sich sicher gewähnt – und dann wachsendes Entsetzen.
    Es dauerte nur Augenblicke. Das Licht am Himmel schwoll an, überstrahlte die Sonne, und dann jagte ein Blitz herab, ein Gesteinsbrocken, der sich mit einer Geschwindigkeit von etwa sechzig Kilometern in der Sekunde bewegte, ein kosmisches Geschoss mit der Sprengkraft hunderter Atombomben, das Vernichtung und Millionen von Menschen den Tod brachte. Der Himmel selbst schien in Flammen zu stehen, und es donnerte so laut, als drohe die Erde auseinander zu brechen.
    Valdorian hatte sich die Augen abgeschirmt, und als er die Hand sinken ließ, sah er, wie sich Diamant wieder der Treppe zuwandte – dort lag ihre einzige Hoffnung auf Rettung.
    Die Erschütterungen wurden heftiger, als Diamant und Valdorian in den Keller zurückkehrten und über die zweite Treppe wankten, hinab in den unterirdischen Stützpunkt, dessen Kantaki-Architektur normalerweise jedem Beben standgehalten hätte. Doch es zeigten sich erste Risse in den Wänden …
    »Hier unten hat sich die Zeitwelle am stärksten ausgewirkt«, sagte Diamant. »Sie hat alles um Jahrtausende altern lassen. Von Antonio ist lediglich Staub übrig geblieben.«
    Im Tunnel zum Ausrüstungsraum funktionierte nur noch ein Leuchtstreifen. Es knackte und knirschte um sie herum, als sie durchs Halbdunkel rannten, und in der Ferne schwoll ein Donnern an.
    »Wann wird die Flutwelle hier sein?«, fragte Valdorian.
    »In wenigen Minuten.«
    Graue Leere erwartete sie im Ausrüstungsraum. Wo sich zuvor Regale und Gestelle befunden hatten, wo Substanz gewesen war, erstreckte sich farbloses Nichts, und aus dieser Leere kam ein schlauchartiges Gebilde, braun wie fruchtbarer Boden. Wie eine Schlange wand es sich hin und her, und sein Ende öffnete sich einem Maul gleich.
    Diamant seufzte erleichtert. »Diese Basis ist mit einem temporal unabhängigen Notsystem ausgestattet. Ich habe so etwas schon einmal benutzt. Kommen Sie. Der Durchgang führt uns zu einer Zeitkapsel oder zu einer anderen Basis in einer anderen Zeitlinie. Jeder Ort ist besser als dieser.«
    Valdorian zögerte und spürte erneut das dumpfe Pochen im Hinterkopf, wie eine undeutliche Stimme, die ihn auf etwas hinweisen wollte.
    »Was ist damit?«, fragte er und deutete zur anderen Seite des ehemaligen Raums. Ein goldgelber Ring leuchtete dort, mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern, im Inneren völlig schwarz. Er wirkte vertraut, auf eine unheilvolle Art und Weise.
    »Davon sollten wir uns fern halten. Der letzte Ring brachte uns in Olkins Pinakothek. Kommen Sie.«
    »Nein. Warten Sie.« Das Donnern wurde noch lauter und schien nicht mehr ganz so fern zu sein, aber Valdorian ignorierte es ebenso wie die Erschütterungen. Langsam trat er an den goldenen Ring heran, getrieben von etwas, das an seinem Bewusstsein kratzte.
    Und plötzlich verstand er.
    »Eine Falle in einer Falle!« Er musste die Worte rufen, damit Diamant ihn verstand – so laut war das Tosen geworden. »Was Sie dort sehen …« Er deutete auf die braune Schlange mit dem offenen Maul. » … ist als Notsystem getarnt.«
    »Woher wollen Sie das wissen? Seit wann sind Sie ein Kognitor? Seit wann haben Sie die Gabe?«
    »Ich bin kein Kognitor, aber irgendetwas verbindet mich mit Olkin, seit er mich in den Steuerungsmechanismus des Omnivors integriert hat. Und daher weiß ich: Dies ist der richtige Weg.« Er deutete auf den goldenen Ring.
    Diamant zögerte.
    »Ich habe Ihnen versprochen, Sie zum originären Manipulationspunkt zu bringen, und ich bin fest entschlossen, dieses Versprechen zu halten. Vertrauen Sie mir dieses eine Mal.«
    »Ihnen vertrauen? Eher würde ich …« Sie trat zur Öffnung des braunen Gebildes.
    Valdorian fluchte lautlos, sprang vor, packte Diamant und zerrte sie zum Ring. Natürlich leistete sie sofort Widerstand, aber damit hatte er gerechnet. Er hielt sie fest, nur ein oder zwei Sekunden, lange genug für einige schnelle Schritte. Als sie sich losriss, gab er ihr einen wuchtigen Stoß, und Diamant verlor das Gleichgewicht, fiel in die Finsternis im

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