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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auch. Mit Geld geht alles leichter.«
    »Die Ausgangsbasis, von der ich gesprochen habe … Dort gibt es genug Geld in Ihrer Währung.«
    »Echt?«, fragte Antonio.
    Diamant lächelte. »Von echtem nicht zu unterscheiden.«
    Der kleine Mann erwiderte das Lächeln. »Ich verstehe.« Er stand auf. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Falls Sie etwas brauchen oder einen Ausflug in die Stadt unternehmen möchten … Sergio und Ameglio begleiten Sie gern. Ohne sie sollten Sie diese Wohnung nicht verlassen.«
    Diamant und Valdorian nickten.
     
    Die Absperrung existierte noch immer, doch um diese Zeit gab es hinter ihr keine Spezialisten mehr, die Untersuchungen durchführten. Nur zwei Wachdrohnen patrouillierten: humanoide Geschöpfe aus Metall und primitiver Elektronik. Ihre Servomotoren surrten leise, als sie durch die Nacht stapften.
    Diamant sah auf die Anzeige eines kleinen K-Gerätes, das unter anderem Auskunft über die lokale Zeit gab. »Noch zwei Minuten bis dreiundzwanzig Uhr«, sagte sie leise. »Es ist gleich so weit.«
    Sie standen etwa zehn Meter von der Absperrung entfernt im tiefen Schatten eines Hauseingangs: Diamant, Antonio, die beiden Leibwächter und Valdorian. Vor und hinter dem niedergebrannten Haus glühten Lampen in der Via Certosa, aber bei Nummer Vierundfünfzig blieb alles dunkel. Valdorian hörte das Brummen des nahen Verkehrs, vernahm die Stimmen von Menschen und dachte daran, dass dies die letzte Nacht von Reggio Calabria war – am Nachmittag des nächsten Tages würde ein Fragment des Asteroiden in die Meerenge zwischen den beiden Landmassen stürzen, und dann wiederholte sich hier in einem etwas kleineren Maßstab die Katastrophe, die den Pazifischen Ozean sechs Stunden vorher heimgesucht hatte.
    »Es passiert nichts«, stellte Antonio fest, der direkt neben Diamant stand, ein wenig zu nahe, fand Valdorian. »Dort drüben ist alles leer. Abgesehen von den beiden Robowächtern.«
    Diamants Blick wechselte zwischen den Anzeigen des K-Geräts und der Ruine des Hauses hin und her. Zeit verstrich, während sie schweigend warteten; Sekunden wurden zu Minuten, ohne dass etwas geschah.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Diamant schließlich. »Vivian hat sich bestimmt nicht geirrt. Sie hat mir erzählt, dass sie am vierten August dieses Jahres hier eintraf, um genau dreiundzwanzig Uhr.«
    »Wenn es nach ihrem Einsatz eine Gegenaktion der Temporalen gegeben hat, kam es in dieser Zeitlinie zu neuerlichen Veränderungen«, sagte Valdorian. »Die Explosion könnte ein Zeichen dafür sein. Und vielleicht …«
    Er sprach nicht weiter, aber Diamant drehte kurz den Kopf, und in ihren Augen sah er, dass sie verstand. Vielleicht hat sich die Zeitlinie so sehr verändert, dass Vivian nie zu einem Einsatz hierher kam. Und das könnte bedeuten, dass nie ein geheimer Stützpunkt unter dem Keller des Gebäudes eingerichtet wurde.
    Konnten sie innerhalb von nur achtzehn Stunden mit den wenigen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln eine sichere Region erreichen? Und wie sollten sie Antonio erklären, warum sie es plötzlich so eilig hatten, die Gegend von Reggio Calabria so schnell wie möglich zu verlassen?
    »Ich glaube, es hat keine Sinn, noch länger zu warten«, sagte Antonio zwanzig Minuten später.
    »Wir müssen irgendwie an den beiden Drohnen vorbeikommen«, sagte Diamant. »Sind sie bewaffnet?«
    »Ja. Außerdem stehen sie mit der Einsatzzentrale der Carabinieri in Verbindung und könnten sofort einen Alarm auslösen.«
    »Was ist mit Ihren Freunden?«, fragte Valdorian.
    »Auch die besten Freunde darf man nicht um etwas Unmögliches bitten«, sagte Antonio langsam. »Es würde bedeuten, dass man ihre Freundschaft schnell verliert.« Er sah auf den einfachen Chrono-Servo an seinem linken Handgelenk. »In etwa einer Stunde erwarte ich einen Anruf. Ich hoffe, dass wir morgen früh Gelegenheit bekommen, uns den Keller des Hauses anzusehen.«
    Wie viele Stunden bleiben uns dann noch?, dachte Valdorian besorgt. Zwölf oder weniger …
     
    Die Uniformen waren dunkelblau und machten sie zu Schatten in der Schattenwelt des frühen Morgens. Im Osten begann sich der Himmel zu verfärben – es dauerte nicht mehr lange, bis die Sonne aufging.
    Die Stadt schien genau diese Zeit zu wählen, um ein wenig zu verschnaufen und Atem zu schöpfen für den neuen Tag, der ihr letzter sein sollte. Es waren weniger Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs, und es plärrte keine Musik aus offenen Fenstern oder den Eingängen

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