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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Beinen und schossen auf Käfer aus schwarzem Metall.
    Im Korridor warf Valdorian einen Blick über die Schulter in Richtung Schlafzimmer. Der dunkle Riss in der Luft, zwei Meter lang und vertikal, existierte noch immer, und seine Wölbung in der Mitte gebar einen noch gefährlicheren Angreifer: eine humanoide Gestalt, gekleidet in einen schwarzen Kampfanzug.
    So wie der Fremde im Haus von Lidias Eltern.
    Zwei Blitze gleißten, und die beiden anderen Soldaten im Flur fielen.
    Der letzte noch lebende Konsortiumssoldat lief los und zog Valdorian mit sich, der den Kopf einzog, als Feuer über sie hinwegloderte.
    Hinter ihnen entfesselten die Sicherheitssysteme des Quartiers einen regelrechten Krieg.
    Sie nahmen nicht den Lift, sondern die Treppe, setzten über mehrere Stufen gleichzeitig hinweg, vorbei an weiteren Wächtern, die mit gezückten Waffen nach oben eilten, vorbei auch an Zivilisten, die Valdorian mit großen Augen anstarrten, mit Augen fast so groß wie die Olkins …
    Und Valdorian begriff, dass ihm die Umstände eine weitere Chance gaben.
    Auf einem Treppenabsatz gab er vor, das Gleichgewicht zu verlieren, ließ sich gegen den Soldaten fallen, der daraufhin sein Gewicht verlagerte und versuchte, den Mann an seiner Seite zu stützen. Valdorian riss sich los, schlug zu und traf den Soldaten unter dem Helm an der Kehle. Während der Uniformierte noch fiel, griff Valdorian nach seinem Hefok, richtete sie auf den Mann und …
     … zögerte. Das Visier war hochgeklappt, zeigte das Gesicht eines jungen Mannes, nicht älter als dreißig Standardjahre, das Gesicht eines Mannes, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte, Verwirrung und Furcht in den Augen …
    Valdorian sprang fort von dem Soldaten, der nicht verstand, was mit ihm geschehen war, brachte die letzten Stufen der Treppe hinter sich, trat nicht durch die breite Tür, die ins Foyer führte, wo sich vermutlich weitere Soldaten und Zivilisten befanden, sondern eilte durch einen Seitengang, in der Hoffnung, eine andere Tür zu finden, die nach draußen führte.
    Er entdeckte tatsächlich einen Nebenausgang, öffnete die Tür vorsichtig und spähte nach draußen.
    Mehrere gepanzerte und bewaffnete Levitatorwagen mit den Insignien der Sicherheitsabteilung des Konsortiums standen vor dem Gebäude, einer von ihnen mit geöffnetem Cockpit. Valdorian zögerte nicht – jede Sekunde war kostbar –, trat in den kalten Morgen, näherte sich dem Levitatorwagen und stieg ein. Ohne dass protestierende Stimmen erklangen. Ohne dass ihn jemand aufzuhalten versuchte. Er schloss das Cockpit, blickte auf die Kontrollen, aktivierte das Triebwerk …
    Wohin?, dachte er. Wohin sollte er fliegen? Er führte keinen Identer bei sich, konnte auf keine Konten zugreifen, keine interplanetaren Flüge buchen, nicht einmal in einem Restaurant bezahlen. Was nützte einem die Freiheit ohne Geld und Macht? Und ohne Sicherheit? Wo sollte er Unterschlupf finden?
    Seine Hände ruhten auf den Navigationskontrollen. Die sich unter ihnen auflösten …
    Der ganze Levitator verlor an Substanz, wurde zu einem Schatten und verschwand. Valdorian fiel nicht, er … stand auf einem weißen Boden, der sich bis zum grauen Horizont erstreckte, und darüber wölbte sich ein grauer Himmel, und für einen schrecklichen, entsetzlichen Moment glaubte er, dort oben Olkins Gesicht zu sehen, vom Inneren des Spiels aus gesehen, und die der anderen, unter ihnen die aufgeschwemmte Fratze seines Sohnes Benjamin.
    Vor ihm flirrte die Luft wie von großer Hitze, und das Flimmern dehnte sich schnell aus, bewegte sich wie ein Vorhang im Wind, und als es ihn berührte …
     … befand er sich wieder in Fernandez. Es musste die Hauptstadt von Xandor sein, denn er erkannte die Berge wieder, auch wenn sie ein wenig verändert wirkten, aber die größte Veränderung betraf die Stadt selbst, die fast ausschließlich aus Türmen bestand, die wie silberne Stahlkeramikstacheln in die Höhe ragten. Valdorian stand am Rand eines Platzes, umringt von Menschen und anderen Geschöpfen. Ein Donnern kam aus der Ferne, schwoll rasch an, und Blitze gesellten sich ihm hinzu, aber sie kamen nicht aus dunklen Gewitterwolken, sondern zuckten aus den Kanonen von deltaförmigen Angriffsschiffen, und Valdorian wusste, wer sie flog, ohne zu ahnen, woher er sein Wissen bezog: Blasse unter dem Befehl des vierhundertjährigen Viktor saßen dort an den Kontrollen und schickten sich an, die Stadt auszuradieren, nicht etwa deshalb, weil sie

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