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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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übernommen.«
    »Und damit stehen wir erst am Anfang.« Doppel-M, dachte Valdorian. Menschenmacht. Und die Macht prickelte in ihm, bis in die Fingerspitzen. Gab es ein herrlicheres Gefühl? Und doch … Irgendwo in dem hellen Schein des Triumphes gab es einen Schatten. Er versuchte, sich zu konzentrieren, während er nach draußen sah, und beobachtete, wie die Kantaki-Schiffe – gesteuert von Metamorphen, die ihre Befehle vom Konsortium bekamen – große Transportblasen hinter sich her zogen. Der Schatten verdichtete sich, bekam zwei große Augen und eine lange, spitze Nase …
    Valdorian stand wieder auf der weißen Ebene, die weit vor ihm an einen grauen Horizont stieß, und diesmal heulte Wind, zerrte an Kleidung und Haaren, an seiner Gestalt. Vor ihm flirrte es, aber das Flimmern konnte nicht von aufsteigender heißer Luft stammen, denn die Böen hätten einen solchen Vorhang sofort zerrissen. Das Flirren näherte sich ihm, und als es zum Kontakt kam …
    Valdorian hatte die Treppe hinter sich gebracht, hastete durch einen Seitengang, erreichte kurz darauf eine Tür, öffnete sie vorsichtig und spähte nach draußen. Mehrere gepanzerte und bewaffnete Levitatorwagen mit den Insignien der Sicherheitsabteilung des Konsortiums standen vor dem Gebäude, einer von ihnen mit geöffnetem Cockpit. Valdorian zögerte nicht – jede Sekunde war kostbar –, trat in den kalten Morgen, näherte sich dem Levitatorwagen …
    »Bleiben Sie stehen.«
    Valdorian verharrte, drehte sich langsam um und sah in das Gesicht des Cordoban mit den blauen Augen. Der Stratege des Konsortiums hielt keine Waffe in der Hand, aber das war auch gar nicht nötig. Mehrere Soldaten begleiteten ihn, vermutlich Angehörige einer auf ihn eingeschworenen Sondertruppe.
    »Cordoban …« Valdorian trat näher und sprach leise. »Ich habe mehrere Realitätswechsel hinter mir. In meinem Quartier, das Sie für so sicher hielten, kam es zu einem Anschlag auf mein Leben, wahrscheinlich durchgeführt von den Temporalen. Genügt Ihnen das als Beweis? Glauben Sie mir jetzt?«
    Cordoban zögerte kurz, bevor er antwortete, und in seinen Augen zeigte sich nicht nur kühle Distanziertheit, sondern auch noch etwas anderes. Verletzter Stolz vielleicht? Und so etwas wie starrer Eigensinn? »Es geht nicht darum, ob ich Ihnen glaube oder nicht, Primus«, erwiderte er schließlich und betonte das letzte Wort, gab ihm fast einen spöttischen Klang. »Es ist mir gleichgültig, aus welcher Welt Sie kommen und was dort geschieht. Dies ist meine Welt, auch wenn sie Ihrer Meinung nach falsch ist. Ich kenne keine andere. Für mich gibt es keine andere. Und in dieser meinen Welt will ich nicht all das verlieren, wofür ich fast siebzig Jahre gearbeitet habe. Kommen Sie.«
    Er führte Valdorian fort von dem Gebäude, in dem es noch immer gelegentlich donnerte und krachte, zu einem nahen Konsortiumsshuttle, dessen Luke aufschwang, als sie sich näherten.
    »Es wird zu weiteren Angriffen kommen«, sagte Valdorian.
    »Wir werden Sie schützen.«
    »Wie denn? Das Quartier …«
    »Ich bin durchaus fähig, aus Fehlern zu lernen«, sagte Cordoban. »Wir werden Sie besser schützen. Solange Sie mir nützlich sind.«
    Valdorian blieb vor dem Shuttle stehen und sah Cordoban an. »Und wenn ich Ihnen bei Ihren Plänen nicht mehr behilflich sein kann?«
    Der Stratege hob und senkte andeutungsweise die Schultern. »Wie lange können Sie mir nützlich sein?«
     

18
Wie ein Schmetterling
     
Blau: Transraum, 29. März 571 SN
     
    »Ich habe das Gefühl, als hätte mir jemand das Leben gestohlen«, sagte Diamant.
    »Du bist hier. Wir beide sind hier. Und wir leben.« Esmeralda kam nackt aus der Hygienezelle des großen Pilotenquartiers an Bord von Vater Grars Schiff, das mit einem Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit durch den Transraum raste, ausnahmsweise einmal von ihm selbst gesteuert – er wollte den beiden Pilotinnen Gelegenheit geben, sich auszuruhen und Kraft zu schöpfen für die Suche nach dem Kastell. Der Zeitwächter, ein alter Kantaki namens Brrin, meditierte seit fast vier Wochen im Sakrium und bereitete sich so auf die Suche vor.
    Esmeralda blieb vor einem Wandsegment stehen, das sich in einen Spiegel verwandelte. Sie drehte sich von einer Seite zur anderen und nickte. »Man sieht dir deine fast tausend Jahre nicht an, Mädchen.«
    Diamant schien sie kaum zu hören. Sie ruhte in einem weichen Sitzelement, das ihren Leib wie mit einer großen zärtlichen Hand hielt. »Was sind

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