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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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irgendeine strategische Bedeutung hatte, sondern um dem Konsortium zu zeigen, was geschehen würde, wenn es sich weiterhin weigerte, auf die Bedingungen der Horgh und der Blassen einzugehen …
    Jemand packte ihn und zerrte ihn mit sich, und Valdorian sah in das entstellte Gesicht eines anderen Cordoban, der mehr Maschine als Mensch war. Die eine Hälfte seines Gesichts bestand aus Metall, mit mehreren integrierten Sensorsystemen. Visuelle Servi ersetzten die Augen. Unter dem mit zahlreichen Bio- und Datenservi ausgestatteten Overall wölbten sich andere maschinelle Erweiterungen, die alten Abscheu in Valdorian weckten.
    »Kommen Sie!«, rief dieser Cordoban. »Kommen Sie in den Bunker. Dort können wir vielleicht lange genug ausharren, bis die Kampfschiffe der Kantaki eintreffen!«
    » Kampf schiffe der Kantaki?«, brachte Valdorian ungläubig hervor. Die Raumschiffe der Kantaki waren nie bewaffnet; das war Teil ihres Sakralen Kodex.
    Und dann sah er etwas anderes, etwas, das die Bedeutungen in dieser neuen Realität so sehr verschob, dass die Zeit unterschiedlich schnell verging. Von der Mitte des Platzes her näherte sich der Gnom, den er so sehr fürchtete: Olkin, den Blick aus einer Entfernung von fast hundert Metern auf ihn gerichtet, ein selbstbewusstes, siegesgewisses Lächeln auf den Lippen.
    »Ich habe gesagt, dass ich dich finden würde«, sagte der Hominide, und seine Stimme übertönte mühelos das dumpfer gewordene Donnern und Krachen berstender Türme. Strahlen fauchten aus den Bordkanonen der angreifenden Schiffe, langsamer als sonst, viel langsamer, Valdorian konnte sehen, wie sie aus den Geschützen kamen und nach unten krochen, und er sah Trümmerstücke, die umherflogen, als hätte die Luft die Konsistenz von Öl gewonnen. Und die Zivilisten und Soldaten … Sie bewegten sich wie in Zeitlupe. Weil sie unwichtig waren, nichts weiter als namenlose Statisten auf der Bühne dieses Geschehens, die jetzt nur zwei Protagonisten hatte: Valdorian und Olkin.
    Valdorian riss sich von Cordoban los und lief fort von Olkin, er lief …
     … über einen weißen Strand, einer lächelnden Frau entgegen, die die Arme für ihn öffnete, und ihre Lippen trafen sich, und er spürte ihren warmen Leib, jung und fest, und doch an den richtigen Stellen weich, und sie flüsterte ihm Zärtlichkeiten ins Ohr, und er wusste, dass es falsche Worte waren, die nicht von Herzen kamen, denn er bezahlte diese Schönheit, wie auch die vielen anderen, die ihm sein Leben versüßten, die jederzeit für ihn bereit waren, ihn nie zurückwiesen, die ihm jeden Wunsch von den Lippen ablasen, weil er sie bezahlte, weil sie von ihm all die Dinge bekamen, die sie wollten, und dafür gaben sie ihm das, was er wollte, es war ein Geschäft, von dem beide Seiten profitierten, es war … falsch.
    Die Zufriedenheit, die ihn all die Jahre auf diesem paradiesischen Planeten erfüllt hatte, schmolz wie Schnee in tropischer Sonne, und darunter öffnete sich eine grässliche Leere, die ihn immer begleitet hatte und sich einfach nicht füllen ließ, nicht mit Macht und nicht mit Geld. Diese Leere, so wusste er jetzt, hatte ihn auch während seines ersten Lebens begleitet, oft ohne sein Wissen, und erst die Nähe des Todes hatte sie ihm mit gnadenloser Deutlichkeit gezeigt.
    Als König des Planeten blickte er über ein smaragdgrünes Meer, das ihm gehörte, wie alles auf diesem Planeten, doch es genügte nicht, es war nicht genug. Die Leere in ihm wuchs, verschlang seine Gedanken und auch seine Gefühle, ließ nur eines übrig: Verzweiflung …
     … Und die Realität wechselte, und dies war der Cordoban, den er kannte, der richtige Cordoban, der aussah wie ein wandelnder Leichnam, auf dem Kopf Mikronautenknoten und symbiotische Fasern, die Energie aus dem Licht aufnahmen und dem Körper zuführten, in seinen Augen die kühle, unbeirrbare Rationalität eines Datenservos.
    »Es ist vollbracht«, sagte Cordoban. »Die erste operative Phase des Projekts Doppel-M ist erfolgreich abgeschlossen.«
    »Wie viele?«, fragte Valdorian, atmete tief durch und genoss den Triumph, als er nach draußen sah, ins All über Tintiran. Die Raumstation des Konsortiums drehte sich langsam, und mehrere Kantaki-Kolosse gerieten in Sicht: Wie schwarze Berge stiegen sie vom Planeten auf und traten ihre nächste interstellare Reise an, gesteuert von …
    »Siebzehn Kantaki-Piloten sind durch Metamorphe ersetzt«, sagte Cordoban. »Die Führung der Allianz ist ebenfalls

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