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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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aufgestanden und sprach zu den Versammelten. Sie strahlte die Würde hohen Alters aus, obwohl sie erst fünfzig oder höchstens sechzig zu sein schien.
    Elonora , erschien der Hinweis in Tubonds Datenvisier. Ihre dreiundzwanzigste Inkarnation. Subjektives Alter: dreiundfünfzig Standardjahre. Objektives Alter: geschätzte dreitausendzweihundert. Zählt zu den Innovatoren und könnte beim nächsten Konvent der Tal-Telassi zur Großmeisterin gewählt werden. Einflussreich.
    Die Mneme fügte diesen Grundinformationen weitere Daten hinzu, die teilweise aus realen Erinnerungen stammten. Dies erklärte das Prioritätssignal: Elonora war wichtig, und das galt auch für ihren Vortrag.
    Für einen Sekundenbruchteil fragte sich Hegemon Maximilian Tubond, warum sein reales Selbst Bergon begleitete und nicht entschieden hatte, hier zu sein, an diesem Ort der Macht. Es handelte sich um eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen er einer Eingebung gefolgt war, auf die Stimme des Instinkts gehört hatte.
    Während Elonora 23 sprach, griff Tubond bewusst auf die Reminiszenzen seines zweiten, jetzt dominant gewordenen primären Selbst zu und erinnerte sich sofort an alle Einzelheiten des bisherigen Konferenzverlaufs. Mehrere Generäle und Admiräle hatten detailliert die aktuelle Situation in den Allianzen Freier Welten geschildert. Von den etwa viertausend Welten zu Beginn des Grakenkriegs kontrollierten die Allianzen nur noch knapp sechshundert, und viele von ihnen waren extrem gefährdet, weil sie sich in unmittelbarer Nähe der insgesamt fünf Kontaminationskorridore befanden. Seit dreiundzwanzig Jahren hatte sich nichts an dieser Situation geändert. Seit dem Tod der einundsiebzig Graken auf Millennia verzichtete der Feind darauf, neue Sonnentunnel zu öffnen und weitere Sonnensysteme der AFW anzugreifen. Die anfängliche Hoffnung, den Krieg gegen die Graken doch noch gewinnen zu können, war schnell der Einsicht gewichen, dass die Allianzen nur eine Atempause gewonnen hatten. Mehrere Vorstöße in vom Feind eroberte Systeme waren von den Kronn, den Soldaten der Graken, zurückgeschlagen worden.
    Tubond empfing auch die persönliche Prioritätenliste seines zweiten primären Selbst, und einige Punkte auf ihr betrafen die Aktivitäten seiner drei sekundären Präsenzen auf fernen Planeten: die Evakuierung der Bevölkerungen gefährdeter Welten in den Kernbereich der Allianzen; der Einsatz des alten, nicht modifizierten Phint gegen Systeme mit besonders starker Präsenz der Graken und ihrer Vitäen, was allerdings die Vernichtung des Zentralgestirns und aller Planeten bedeutete; die Einrichtung neuer Raumbastionen, als Teil eines Verteidigungsgürtels, der die inneren Welten schützen sollte; Flottenverbände, die auf neue Einsatzbefehle warteten; und viele andere ökonomische und militärische Fragen, die Antworten verlangten, jeden Tag und jede Nacht.
    Hegemon Maximilian Tubond befand sich im Zentrum dieses ungeheuer komplexen Netzes aus Informationen und wechselseitigen Beziehungen; er war das schlagende Herz der Allianzen. Er bestimmte nicht nur den Rhythmus, in dem es schlug; er kontrollierte auch die Bewegungen des Körpers, den es mit Blut versorgte. Und er war auch sein Gehirn und seine Seele. Tubond gestattete sich ein Lächeln. Er stand an der Spitze, und er mochte es, dort allein zu sein.
    Er konzentrierte sich wieder auf Elonora 23, die zum Oberkommando sprach, natürlich ohne ihren Worten mit der Kraft des Tal-Telas Nachdruck zu verleihen – die Sensoren hätten sofort einen Illegalitätsalarm ausgelöst.
    »Seit über tausend Jahren unterstützen wir Tal-Telassi den Kampf der Allianzen gegen die Graken«, sagte die alte Meisterin. »Wir haben unsere Schuld gestanden und in den beiden vergangenen Jahrzehnten einen hohen Preis dafür bezahlt: Verlust unserer Autonomie, Reglementierung durch das Militär, Zwangsverpflichtungen von Schwestern für diverse Projekte sowohl im zivilen Bereich als auch bei den Streitkräften. Bisher sind wir immer bemüht gewesen, all diesen neuen Anforderungen so gut wie möglich gerecht zu werden, obwohl viele von ihnen nicht nur gegen unsere Maximen verstoßen, sondern auch gegen unsere jahrhundertealten Traditionen. Aber der Unmut bei den Schwestern wächst.«
    Elonoras Blick strich über die Impri, Markanten und Prioren, und Tubond fragte sich kurz, ob sie ohne eine aktive telepathische Sondierung die Gedanken der Offiziere erfassen konnte.
    Nein , antwortete ein Enzelor, und dieses

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