Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
Industrielandschaft, öffnete das schnabelartige Maul …
Feuer loderte, als die vogelartige Erscheinung aus Sonnentunnelplasma zu einer Lanze wurde, die sich in Produktionsanlagen und Fabriken bohrte, sich von dort aus ringförmig durch Andabars Industriekruste brannte. Ein Feuersturm suchte den Planeten heim, verwandelte selbst Gebäude aus widerstandsfähigem Ultrastahl innerhalb von Sekundenbruchteilen in Schlacke.
Alarmsignale ertönten auf allen Datenkanälen, und die große Levitatorplattform schwankte trotz der Stabilisatoren, als heftige Böen sie erfassten. Tubond beobachtete, wie einige Transporter nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnten, in den Flammenkreis gerieten und darin verschwanden. Eine seltsame Metamorphose fand statt: Raumschiffe der Kronn – nicht besonders groß, mit einem maximalen Durchmesser von nur hundert Metern – kamen in einem wie endlosen Strom aus dem Zentrum des wütenden Feuersturms, aus dem Tunnel, der sich dort geöffnet hatte, durch Raum und Zeit führte.
»Sicherheitsalarm«, sagte Gunter, der älteste der drei lobotomen Sekretäre. Er betätigte die Kontrolle eines speziellen Kom-Servos. »Die Graken greifen Andabar an. Der Hegemon und die Offiziere des Oberkommandos müssen unverzüglich in Sicherheit gebracht werden.«
Maximilian Tubond begriff, dass er den Beginn einer neuen Phase des Grakenkriegs sah. Als die große Leviplattform abdrehte und Leitsignalen folgte, die sie zur Darius brachte, einem schnellen Kurierschiff der Streitkräfte, drehte der Hegemon den Kopf seines realen Körpers und beobachtete, wie die Schiffe der Kronn auf die ersten Einheiten der völlig überraschten planetaren Verteidigung feuerten. Hinter ihnen toste weiterhin der Feuersturm und gebar erste Schiffe der Chtai und Geeta. Vermutlich würde bald ein Graken erscheinen und damit beginnen, die Bewohner des Planeten in seinen Traum zu integrieren, ihnen Amarisk und damit ihre Lebenskraft zu nehmen.
Dies war das Ende von Andabar.
Bergon heulte voller Zorn und Verzweiflung, gestikulierte dabei mit seinen vielen Armen. Der Hegemon achtete nicht auf ihn und war bereits damit beschäftigt, die neue Situation nicht nur im Hyperion-System, sondern für alle Welten der Allianzen einzuschätzen. Während seine drei lobotomen Sekretäre so reagierten, wie er es von ihnen erwartete – sie hüllten ihn in einen hochenergetischen Sicherheitskokon, der einer vollen Annihilatorentladung standgehalten hätte, und wiesen die nahen Schiffe der Okomm-Eskorte an, vor allem den Schutz des Hegemons zu gewährleisten –, riefen die tronischen Systeme des Bionenanzugs aktuelle Daten über Einsatz und Stationierung der Streitkräfte ab. Bergon kreischte noch immer vor Wut und Angst, als sich der bleigraue Stahlleib des Kuriers herabsenkte und ein offener Hangar die große Levitatorplattform aufnahm.
»Hören Sie auf zu schreien«, sagte Tubond unbewegt und wusste, dass seine Stimme den energetischen Vorhang des Schutzkokons durchdrang. »Wir sind in Sicherheit.«
»Meine Fabriken und Produktionsanlagen!« Der Waffenschmied duckte sich, als die Strahlblitze der dunklen Kronn-Dorne weitere Verteidiger trafen. Weiter unten war das Gleißen des Feuersturms zu sehen, bevor sich das Außenschott des Hangars schloss. Gunter deaktivierte den Kokon, und Tubond trat von der gelandeten Plattform herunter. Die Enzelore hatten die militärischen Daten bereits verarbeitet, und das Ergebnis war so wenig erfreulich wie befürchtet. Die Verteidigungsflotte des Hyperion-Systems bestand aus fast zweihundert Schiffen, unter ihnen einige Schwere Zerstörer und Schlachtschiffe der Destruktor-Klasse, aber sie patrouillierten in der Nähe der Transferschneisen. Den zweiten Planeten konnten sie in frühestens einer Stunde erreichen, und bis dahin war es zweifellos zu spät. Der nächste Flottenverband war knapp hundert Lichtjahre entfernt: die Zweite Strategische Reserve, bestehend aus insgesamt viertausendvierhundert Schiffen, davon mehr als dreieinhalbtausend für den direkten Kampfeinsatz geeignet.
Auf dem Weg zum Kontrollraum des Kuriers rief Maximilian Tubond seine drei sekundären Präsenzen nach Andabar, fügte sie dem zweiten primären Selbst hinzu und beriet sich mit einigen Impri, die Andabar zusammen mit anderen Angehörigen des Oberkommandos verließen. Sie gaben seinem Drängen nach, die ZSR in Richtung Hyperion-System zu verlegen – Tubond wollte sich die Möglichkeit eines Angriffs offen halten, für den Fall, dass es
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