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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Rupert drehte sich um die eigene Achse und deutete dabei auf die Umgebung. »Als wir die Tauchkapsel verließen … Ich habe dies hier gefühlt und gesehen. Ich habe unserem … Fall … Richtung gegeben.«
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Dominique, welches Potenzial in diesem Brainstormer ruhte. Eine natürliche Begabung, durch neurochirurgische Maßnahmen, psychomechanische Behandlungen und Entratol künstlich stimuliert und aufgebläht, bis sie zum Werkzeug eines Mörders wurde, zur Waffe in den Händen einer Person, die ihr Leben lang gequält und missbraucht worden war.
    »Ich habe uns beide gerettet«, fügte Rupert hinzu, und dabei klang seine Stimme noch etwas fester. Dominique hörte auch die unausgesprochenen Worte: Dafür solltest du mir dankbar sein.
    »Ich habe … nachgedacht, Domi. Vielleicht hat dies hier etwas mit dem Orakel zu tun.«
    Diese Worte warnten Dominique davor, einen Fehler zu machen. Ruperts Verhalten, sein zögerliches, manchmal umständliches Sprechen, seine Mimik … Es wäre leicht gewesen, ihn wenn nicht für dumm, so doch für ein wenig beschränkt zu halten, für jemanden, der komplexe Gedankengänge scheute. Aber mit seinen letzten Worten bewies Rupert eine Intelligenz, die Respekt verdiente. Dominique nahm sich vor, ihn nicht zu unterschätzen.
    »Das hast du dir … gut überlegt, Rupert«, erwiderte sie. »Vielleicht gibt es tatsächlich einen Zusammenhang.« Sie hob den Arm und vollführte eine Geste, die der ganzen Station galt. »Wie weit bist du hier herumgekommen? Was hast du sonst noch entdeckt?«
    »Man kann hier träumen«, sagte Rupert mit einem fast kindlich wirkenden Enthusiasmus. »Fremde Träume. Komm!«
    Dominique folgte ihm durch weitere Gänge, tiefer hinein in die Station. Es schien ein wenig wärmer zu werden, was vielleicht daran lag, dass es an den Wänden kaum mehr kalte Stellen gab. Wenn sie sich konzentrierte, glaubte Dominique, in der Ferne ein vages, wortloses Flüstern zu hören. Rupert führte sie über mehrere Stege, die sich für den Gesichtssinn in die Höhe zu schrauben schienen, während das Gefühl in den Beinen behauptete, dass sie leicht nach unten führten. In einem konkaven Raum, der etwas dunkler war als die anderen, wiesen die Wände Öffnungen auf, gerade groß genug, um den Kopf hindurchzustecken. Dominique gab der Versuchung nach und sah einen vertikalen Schacht, der tief unten in Finsternis verschwand. Warme, feuchte Luft wehte herauf, roch nach Salz und Meer. In unmittelbarer Nähe von Rupert wagte sie es nicht, ihre Gedanken in Berm auf die Reise zu schicken, aber sie war trotzdem sicher, dass sie sich noch immer tief im Ozean von Aquaria befanden, vielleicht nicht auf dem Grund, sondern darin . Wie sie nach oben zurückkehren sollten, an die Oberfläche, und wie sie die Welt verlassen konnten, ohne erneut verhaftet zu werden … Das waren Fragen, die sich derzeit nicht beantworten ließen. Und sie durfte sich nicht einmal zu sehr damit beschäftigten, um zu vermeiden, dass Rupert Verdacht schöpfte. Er durfte sich nicht durch sie bedroht fühlen.
    Immer mehr Symbole, zu den vertrauten Fünfergruppen angeordnet, bedeckten die Wände. Schließlich betraten sie einen Raum, in dem es hell genug war, um die Schatten in ferne Ecken zurückweichen zu lassen. An den Wänden bemerkte Dominique Apparaturen, bei denen es sich eindeutig um Konsolen handelte. Aber es leuchteten keine Anzeigen, und niemand saß dort.
    Und doch …
    Dominique spürte einen Hauch von Leben an diesem Ort, als sie langsam einen Fuß vor den anderen setzte und durch den Raum ging, vorbei an den Konsolen und den Symbolgruppen an den Wänden. Etwas wartete hier, nicht die Station selbst, sondern etwas anderes in ihr. Etwas wartete worauf?
    »Hier, Domi.« In der Mitte des kuppelförmigen Raums, unter der höchsten Stelle der Decke, gab es eine Art Podium, und dort war Rupert fünf Treppenstufen hochgestiegen. Er deutete auf einen Sessel, der mehr wie eine Liege aussah. »Wenn man hier drin sitzt und die Hände hierhin legt, kann man … fremde Träume träumen.«
    Bei ihren weiten Streifzügen durch die Archive von Millennia hatte Dominique Bilder gesehen und sich Beschreibungen angehört. Daher wusste sie: Dieser Raum wies gewisse Ähnlichkeit mit dem Pilotendom eines Kantaki-Schiffes auf. Der Sessel auf dem Podium sah aus wie der Platz des Piloten, und die Mulden für die Hände … Sensormulden. Vielleicht eine Möglichkeit, sich mit den Systemen der Station zu

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