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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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verbinden, sie zu steuern, Informationen zu empfangen – Träume, wie Rupert es nannte.
    Dominique eilte zu ihm, blickte auf den Sessel und die Mulden hinab. Das Gefühl, dass hier etwas lebte und wartete, verstärkte sich. Sie warf einen kurzen Blick in die siebte Stufe, doch Gelmr zeigte ihr nur wirre Linien, die keine erkennbaren Muster bildeten. An dieser besonderen Stelle in der Zeit und im Fluss der Dinge schien die Zukunft variabel zu sein, ohne eine feste Form, ohne eine klar ausgeprägte Ereignisstruktur. Im Hier und Jetzt stand die Zukunft noch nicht fest.
    »Was hast du gesehen?«, fragte Dominique und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Hier bot sich vielleicht eine Chance. Möglicherweise sogar die Chance.
    »Bilder«, sagte Rupert schlicht und winkte unsicher. Offenbar fehlten ihm erneut die Worte. »Bilder im Geist. Wie bei einem Traum. Aber ich behielt die Augen offen, und die Bilder waren trotzdem da.«
    »Wie hast du hierhergefunden?«, fragte Dominique. »Und was hat dich veranlasst, in diesem Sessel Platz zu nehmen?«
    »Ich war … neugierig. Und ich bin der Stimme gefolgt.«
    »Der Stimme?«
    »Hörst du sie nicht?«
    Das Flüstern im mentalen Äther … Es war etwas näher gekommen, aber immer noch viel zu weit entfernt, um mehr zu sein als ein unverständliches Raunen.
    »Ich höre … etwas«, erwiderte Dominique.
    Sie trat um den Sessel herum, nahm darin Platz und lehnte sich zurück. Die Polsterung seufzte unter ihr und passte sich ihrer Körperform an.
    »Du musst die Hände in die Mulden legen«, sagte Rupert.
    Die Finger krochen über die Armlehnen, erreichten die Mulden, glitten hinein …
    Ein seltsames Kribbeln erfasste sie, wuchs von den Händen durch die Arme und von dort zum Kopf. Aus einem Reflex heraus zog Dominique die Hände zurück, und sofort ließ das Kribbeln wieder nach.
    »Es kitzelt«, sagte Rupert und grinste wie ein Kind.
    Dominique legte die Hände erneut in die Sensormulden. Diesmal war sie vorbereitet, nahm das Kribbeln hin und spürte, wie etwas ihre Wahrnehmung stimulierte. Dutzende von Bildern entstanden vor ihr, und sie konnte sie alle gleichzeitig beobachten, mit zahlreichen inneren Augen.
    »Träumst du schon?«, fragte Rupert.
    Es mangelte ihm an Ausdruckskraft, erinnerte sich Dominique. Für ihn waren es »Träume«, keine Datenströme beziehungsweise visuelle Informationskanäle. Andererseits … Dominique zögerte. Wer sagte ihr, dass es keine Träume waren, Emanationen der Präsenz, die sie in dieser Station fühlte?
    Sie blinzelte, und an den Bildern veränderte sich nichts. Sie existierten auch dann noch, als Dominique die Augen schloss.
    »Man sieht die Träume immer, ob die Augen geschlossen sind oder nicht«, sagte Rupert. »Und man kann sie … steuern.«
    Die Bilder und Bildfolgen erinnerten Dominique an quasireale Projektionen, mit einem wichtigen Unterschied: Hier gab es keine externe Stimulation der Sinne, sondern eine interne, direkte. Die Daten erreichten das Gehirn ohne den Umweg über die Sinnesorgane.
    Dominique rückte eine Darstellung in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit, und sofort wichen die anderen zurück. Der Vorgang ähnelte ihren Reisen, viele von ihnen heimlich, durch Millennias Archive. Instinktiv beeinflusste sie Richtung und Geschwindigkeit der Datenströme und wurde …
    … zu einem Raumschiff, das nicht durch Transferschneisen sprang, mithilfe von modifizierten und weiterentwickelten Horgh-Triebwerken, sondern majestätisch durch den Transraum glitt, ohne die Raum-Zeit-Struktur des Kontinuums zu stören, verbunden mit einem der vielen Fäden, die im Universum alles miteinander verbanden, von Quanten bis hin zu Sternen und Galaxien. Während Dominiques Hände in den Sensormulden lagen, fühlte sie andere Hände, die ebenfalls in Sensormulden ruhten, im Pilotendom eines Kantaki-Schiffes, das von Sonnensystem zu Sonnensystem reiste, dabei eine große Transportblase hinter sich herzog, ein filigranes Gebilde aus Kraftfeldern und Monofaser-Leinen, die aussahen wie Spinnfäden. An diesen Fäden klebten, wie im Netz der Spinne gefangene Insekten, Passagierkapseln, Frachtmodule, Habitate und Containergruppen, untereinander durch halbtransparente Tunnel verbunden. In der Transportblase verstrich die Zeit normal, eine Sekunde nach der anderen, ein sanftes, unentwegtes Tröpfeln. An Bord des Kantaki-Schiffes hingegen gehorchte die Zeit den Gesetzen der Hyperdimension, von der die Kantaki ein Teil waren. Der Pilot und die

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