Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
woher die Transtel kamen, nicht wahr?«, sagte Tubond, obwohl ihn diese Dinge eigentlich gar nicht mehr interessierten.
Am Ende der Transferschneise kam es zu Leuchterscheinungen. Winzige Blitze flackerten und wurden zu kurzlebigen Lichtfingern, die nach dem kobaltblauen Punkt tasteten, der daraufhin anschwoll und in die Länge wuchs. Bergon vergaß, dass es ihm schlecht ging. Er eilte zu den nahen Konsolen, verglich die dortigen Anzeigen mit denen der taktischen Projektionen, und die Zuckungen in seinem hässlichen Gesicht wurden stärker.
Die Leuchterscheinungen folgten dem Temo aus der Transferschneise hinaus und in den Normalraum. Einige Schiffe der Ehernen Garde beschleunigten und feuerten auf den blauen Pfeil, aber die Annihilatorblitze richteten nichts gegen ihn aus.
Bergon bebte vor Aufregung am ganzen Leib.
Tubond beobachtete das Geschehen mit ruhiger Distanz. »Die Bastion ist in starke Schutzschirme gehüllt.«
»Sie nützen ihr nichts«, sagte Bergon. »Der Temo ist wie eine Erweiterung der Transferschneise. Er fliegt in einem Medium, in dem die Schirme gar nicht existieren.«
Die Flüchtlingsschiffe in der Nähe der Bastion – in den meisten Fällen große Transporter und Frachter – wichen wie träge beiseite. Das blaue Objekt raste an ihnen vorbei, erreichte die Raumfestung und durchschlug ihre Schutzschirme.
Von einem Augenblick zum anderen verwandelte sich die Bastion in eine Sonne.
Automatische Filter wurden aktiv, sodass niemand geblendet wurde, der in die Projektionsfelder blickte. Tubond bemerkte, dass die Datenfenster detailliert und präzise Auskunft über das energetische Geschehen gaben. Seine Aufmerksamkeit galt der Bastion, die den Eindruck erweckte, sich von einem Moment zum anderen in Plasma zu verwandeln, ohne ein Übergangsstadium. Wie viele Personen hatten sich an Bord befunden? Zehntausend? Wahrscheinlich noch viel mehr. All diese Leben wurden in einem Sekundenbruchteil ausgelöscht, und für den Hauch eines Augenblicks glaubte Tubond, einen multiplen geistigen Todesschrei zu hören.
Die so plötzlich entstandene neue Sonne dehnte sich aus, verlor dabei aber an Leuchtkraft. Die taktische Darstellung zeigte eine grafische Darstellung der energetischen Druckwelle. Sie erfasste mehrere Flüchtlingsschiffe in der Nähe, und Tubond sah, wie die Außenhüllen barsten. Etwas veranlasste ihn, den Kopf zu drehen und seinen Blick durch den großen Kontrollraum schweifen zu lassen. Erste Erwachte trafen ein und gesellten sich den anderen Soldaten und Offizieren hinzu. Ihre Gesicht blieben neutral – das glaubte Tubond jedenfalls. In Lanze Haigens Miene bemerkte er einen kurzen Schatten, der jedoch sofort wieder verschwand. Bedauerte er den Tod so vieler Unschuldiger?
»Haben Sie gesehen, Hegemon?« Bergon erschien erneut an Tubonds Seite, die Augenzapfen ganz ausgefahren. »Der Temo funktioniert!«
»Das Ende der Transferschneise wird instabil«, meldete einer der Offiziere.
Tubond wandte sich wieder der taktischen Anzeige mit den schematischen Darstellungen und Datenfenstern zu. Der Temo existierte längst nicht mehr, ebenso wenig wie die Bastion, aber am Ende der rot markierten Transferschneise kam es noch immer zu Leuchterscheinungen. Das Flackern und Blitzen schien sogar stärker zu werden und erfasste weitere Bereiche der Schneise.
»Rückkehr in den Normalraum in dreißig Sekunden«, ertönte eine Stimme. » Torga bereit. Erster Flottenabschnitt bereit.«
Der Boden unter Tubond zitterte.
»Die Transferschneise wird instabil. Navigation, Korrektur des Flugvektors. Kurs halten.«
»Kurs wird gehalten.«
Weitere Stimmen erklangen, gaben Anweisungen und bestätigten sie. Tubond achtete nicht darauf, blickte noch immer auf die taktische Projektion und beobachtete, wie sich das Ende der Transferschneise aufblähte. Bergon schnatterte an seiner Seite, sprach von Vernichtungspotenzial, Produktreife und Produktionskapazitäten. Tubond hörte nicht hin, sah die Hinweise in den Datenfenstern und entnahm ihnen, dass die Instabilitätszone immer größer wurde.
Die Torga schüttelte sich, und Tubond hätte fast das Gleichgewicht verloren.
»Navigationsalarm«, sagte Lanze Haigen mit der ruhigen Stimme eines fähigen Kommandanten. »Hegemon Tubond, Waffenherr Bergon, Sie sollten in geschützten Sesseln Platz nehmen.«
Tubond hatte sich bereits umgedreht, eilte zu einem freien Sessel, setzte sich und aktivierte das Sicherheitsfeld.
»Retransfer in fünf Sekunden … vier
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