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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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enorm schnell, dass Tamara seinen Gedanken nicht folgen konnte, und er benutzte dabei inhaltliche Symbole, die ihr fremd blieben. Rasend schnelles Denken in sehr komplexen Zusammenhängen – das war vermutlich eine Erklärung für das hohe Entwicklungstempo der Maschinenzivilisationen. Erasmus und seine Artgenossen hatten in achtzig Jahren mehr geschafft als die Menschen und ihre Verbündeten in den vergangenen tausend. Ihre technische Entwicklung war denen des Dutzends bereits weit voraus, und vielleicht galt das auch für andere Bereiche, von denen man auf Millennia und den übrigen Welten noch nichts ahnte.
    Auf dem Weg durch den Schacht sah Tamara andere Menschen, viele von ihnen genetisch verändert wie Jora. Sie trugen Komponenten von Erasmus an und in sich, führten Arbeiten durch, deren Zweck ihr verborgen blieb. »Was veranlasst sie dazu, sich auf diese Weise mit einer KI zu verbinden?«, fragte Tamara. »Und warum lässt sie es zu?«
    Zacharias sah sich ebenso neugierig um wie sie. Tamara war sicher, dass der Gesandte des Konzils der Überlebenden nicht nur aus politischen Gründen an dieser Mission teilnahm. Bestimmt ging es ihm ebenfalls darum, Informationen zu sammeln, aber vermutlich betrafen sie vor allem Waffensysteme, mit denen sich etwas gegen die Graken und ihre Vitäen ausrichten ließ. Genau dort lag eins der Probleme, über die man auf Millennia besorgt nachdachte. Die Emm-Zetts halfen dabei, die Welten des Dutzends und auch Millennia zu schützen, und ihre offensiven und defensiven Systeme waren so wirkungsvoll, dass es den Graken bisher nicht gelungen war, auch die letzten Bastionen der Menschheit und ihrer Verbündeten einzunehmen. Aber sie weigerten sich, Konzil und Schwesternrat an ihrer Technik teilhaben zu lassen.
    Tamaras wandernde Gedanken sahen mehr als die Augen: kapillarartige Systeme, die Reibungshitze und kinetische Energie aus den peripheren Systemen aufnahmen und sie Wandlern zuführten; Transferleitungen aus exotischen Materialien, bei denen Quanteneffekte offenbar eine wichtige Rolle spielten; Bewegungen im atomaren und molekularen Bereich, die sich verlustfrei durchs ganze Schiff fortsetzten und maßgeblich zur Kommunikationen zwischen Bordsystemen (wenn diese Bezeichnung angemessen war) und einzelnen Funktionsblöcken beitrugen; Antriebssysteme, die Energie irgendwie direkt in Bewegung umsetzten, ohne den Umweg über Schub. Und alles bestand aus semiautonomen Siliziumpartikeln. Tamara begriff plötzlich, dass selbst die Luft, die sie atmete, das Ergebnis einer speziellen Konfiguration dieser Partikel und ihrer atomaren Wechselwirkungen war. Erasmus konnte alles herstellen und nachbilden, indem er einem Teil seines »Körpers« eine entsprechende Struktur gab. Alles schien modular aufgebaut zu sein, bis hinab auf die Quantenebene. Tamara wusste, dass die Emm-Zetts sogar in der Lage waren, mit ihren Siliziumpartikeln die Eigenschaften anderer Elemente so gut zu simulieren, dass sie de facto zu den entsprechenden Elementen wurden – bei Messungen ließ sich kein Unterschied feststellen. Es grenzte an Alchimie. Wenn eine Simulation so gut war, dass keine feststellbaren Unterschiede zur Realität existierten, was trennte sie dann noch vom Realen?
    Die beiden Kokons setzten sie und Zacharias in einem halbdunklen Raum ab, nicht weit von der Pfeilspitze entfernt, wenn Tamara ihrem Orientierungssinn vertrauen durfte. Sie verwandelten sich in bequeme Sessel, und hinter ihnen schlossen sich die Öffnungen zum Schacht. Tamara brauchte kein Licht, um zu sehen; ihr Blick glitt in Berm über die sehr massiv wirkenden Wände.
    Zacharias blickte auf die Anzeigen eines kleinen Datenservos, der mit mehreren Sensoren verbunden war. »Es entstehen starke Kraftfelder, die diesen Raum umgeben. Ihre Streustrahlung ist außerordentlich gering.«
    Tamara deutete auf das Gerät. »Weiß Erasmus davon?«
    Bevor Zacharias antworten konnte, ertönte erneut eine Stimme aus dem Nichts. »Impro Zacharias war so freundlich, mich darauf hinzuweisen. Gegen solche Dinge habe ich nichts einzuwenden.«
    Tamara merkte sich das fürs nächste Mal. Falls es ein nächstes Mal gab. Zacharias trug weite, graubraune Kleidung, bestehend aus zwei Teilen, an der Taille mit einem Haftverschluss vereint; die vielen Taschen boten Platz genug für weitere Instrumente.
    Die Tal-Telassi sah sich erneut um und stellte fest, dass das Kraftfeld ihre erweiterten Sinne beeinträchtigte. »Ich mag es nicht, blind zu sein. Bitte

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