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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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zu bringen, trotz der Hilfe der Emm-Zetts. Etwas weiter entfernt umkreisten Planeten auf neuen Umlaufbahnen die einundzwanzig Sonnen, und Tamara spürte dort überdeutlich die Graken-Präsenz.
    »Wie viele sind es?«, fragte sie.
    Erasmus verstand, was sie meinte. »Ich habe über dreihundert Graken geortet. Es könnte noch mehr auf den Planeten geben, die sich derzeit auf der anderen Seite des Sonnengitters befinden.«
    Tamara war fasziniert. Unter ihr lösten sich die letzten Reste des Pfeils auf, als die vielen Sphäroiden elektromagnetische Transparenz gewannen. Nur eine Komponente blieb von diesem Vorgang unberührt: der sichere Raum, in dem sie sich zusammen mit Zacharias befand. Aber darauf achtete die Tal-Telassi gar nicht. Sie hatte sich auf diese Mission in der Hoffnung eingelassen, mehr über die Maschinenzivilisationen herauszufinden, doch jetzt bekam der Erkundungsflug einen ganz neuen Aspekt. Sie hörte Zacharias' Gedanken als leises Flüstern im Hintergrund, ohne sich auf die Worte zu konzentrieren – sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er ähnlichen Überlegungen nachhing.
    »Wenn dies wirklich Golgatha ist …«, sagte Tamara.
    »Seit Jahren suchen wir danach.« Zacharias klang sehr aufgeregt.
    »Ich sammle weiter Daten«, sagte Erasmus. »Wenn wir sie zusammen mit denen der anderen Erkunder auswerten, dürften wir Gewissheit erlangen. Ich …«
    Erasmus' Stimme verklang, und im gleichen Augenblick bemerkte Tamara dramatische Veränderungen bei den Mustern in Gelmr: Akute Gefahr drohte.
    Die nächste Kronn-Flotte, nur einige Millionen Kilometer entfernt, geriet in Bewegung.
    »Wir sind entdeckt«, sagte Erasmus.
    Die Flucht begann.

 
Der Krieg: II
     
    13. März 1152 ÄdeF
     
     
    Die anderen bereiteten sich schon auf die Hibernation in einem der großen Schlafsäle vor, aber Nektar saß noch am Edukator. Die übrigen Kinder und ihre Spiele interessierten ihn nicht. Er nutzte seine Zeit, um zu lernen, möglichst viel über die Graken und ihre Vitäen herauszufinden, die Kronn, Chtai und Geeta. Das erste auf den bevorstehenden Transfer hinweisende Warnsignal überhörte er, blickte weiterhin konzentriert ins Projektionsfeld und lauschte der hypnotischen Stimme des Edukators, die ihm von den Graken erzählte, von dem mehr als tausend Jahre langen Krieg gegen sie. Er bemerkte auch nicht die kleine Gruppe, die sich ihm näherte. Ein größerer Junge löste sich aus ihr, und die anderen Kinder grinsten erwartungsvoll, als er zu Nektar trat und fragte: »Na, haben dich heute schon die Bienen besucht?«
    Nektar wandte sich vom Projektionsfeld ab, sah erst die grinsenden Gesichter der Kinder und dann ein Erinnerungsbild seiner Mutter, die den Namen voller Zärtlichkeit nannte, jenen Namen, den er einmal gehasst hatte und auf den er inzwischen stolz vor. Er speicherte den Status des Edukators, schaltete das Gerät aus, stand auf und wandte sich dem größeren Jungen zu. Benjo verspottete ihn, seit er vor vier Monaten zur Karawane gekommen war. Er ließ ihn nicht länger als ein oder zwei Tage in Ruhe. Nektar hatte beschlossen, dass sich das ändern sollte.
    »Nein, Bienen sind heute keine gekommen, aber ich sehe eine Schmeißfliege«, antwortete er. Und dann schlug er mit aller Kraft zu, bohrte die Faust in die Magengrube des größeren Jungen.
    Verblüffung zeigte sich in Benjos Gesicht, dann Schmerz und schließlich roter Zorn. Er krümmte sich zusammen und rang nach Atem, und Nektar, von der eigenen Tollkühnheit überrascht und auch erschrocken, stob davon. Adrenalin verlangte nach Bewegung, und so lief er durch die Räume und Korridore eines großen Raumschiffs, das einst Fracht transportiert hatte und jetzt voller Menschen war, die vor den Graken flohen. Fünfzehn oder zwanzig Minuten lang lief er, und unterwegs hörte er weitere Warnsignale und auch Stimmen aus den Lautsprechern. Aber er achtete nicht darauf und lief weiter, bis er einen kleineren Gang erreichte und dort an einem Fenster stehen blieb. Sterne leuchteten in der Schwärze des Alls, viele Lichtjahre entfernt. Als er sich vorbeugte und nach oben sah, konnte er einen Teil des Spiralarms erkennen. Rechts und links, durch Gravitationsanker miteinander verbunden, erstreckte sich die Karawane der Flüchtlinge: mehr als tausend Schiffe, die zum Transferschneisenknoten Taurus unterwegs waren. Die Entkopplungen hatten bereits begonnen. Schiffe in verschiedenen Größen und Konfigurationen lösten sich voneinander, stimmten ihre

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