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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Kursvektoren ab und hielten auf die nahen Transferschneisen zu. Sie waren nicht allein. Die Kampfschiffe eines Protektionsgeschwaders der Koalition begleiteten die Karawane, um sie vor dem Feind zu schützen.
    Eins von ihnen explodierte.
    Licht gleißte, so hell, dass Nektar die Augen zukniff. Als er sie wieder öffnete, dehnte sich unweit der Karawane eine kugelförmige Wolke der Zerstörung im All aus. Glühende Trümmerstücke rasten wie Geschosse durch die Leere und lösten sich an den Schutzschirmen der umgebauten Frachter auf.
    Die Karawane und ihre Eskorte wurden angegriffen!
    Das Fenster verfügte weder über einen Zoomeffekt noch über einen integrierten Datenservo. Nektar bekam keine zusätzlichen Informationen über das Geschehen im Weltraum, blieb allein auf seine Augen angewiesen, aber er zweifelte nicht daran, wer die Angreifer waren: Kronn.
    »Was machst du hier? Du solltest längst in einem der Schlafsäle sein.«
    Nektar drehte kurz den Kopf und sah eine Frau, ihr kurzes Haar fast so blond wie das seiner Mutter. Sie trug eine Uniform, gehörte also zum militärischen Personal.
    »Die Kronn greifen an«, sagte er und deutete hinaus.
    Die Frau trat zu ihm. »Ich weiß. Aber wir haben die Schneisen fast erreicht. Die Eskorte wird uns Zeit genug geben, in den Transfer zu gehen. Habt keine Angst. Komm.«
    Nektar ließ sich vom Fenster fortführen. Das grelle Licht einer weiteren Explosion folgte ihnen.
    »Ich habe keine Angst«, sagte er.
    »Überhaupt keine?«
    »Ich weiß, dass ich nicht sterben werde«, fügte Nektar hinzu. »Nicht jetzt.« Und er wusste es wirklich. Es schien eine der wenigen Gewissheiten in seinem Leben zu sein. Alles andere veränderte sich. Die Erwachsenen, die sich um ihn und die anderen Kinder kümmerten – sie kamen und gingen, und nur wenige von ihnen kehrten zurück. Der Offizier, der ihn auf Enschall mitgenommen hatte … Nur wenige Wochen später war er in der Schlacht von Zimbell ums Leben gekommen. Anderen Männern und Frauen, die für kurze Zeit eine Rolle in Nektars Leben gespielt hatten, war es nicht besser ergangen. Der Junge lernte schnell, und er lernte dies: Gewöhne dich nicht an die Präsenz eines Erwachsenen; gewähre ihnen keinen dauerhaften Platz in deinem Herzen, denn früher oder später verlassen sie dich. Der Tod holte sie alle, und schuld daran waren die Graken. Die Graken, deren Soldaten erst seinen Vater und dann auch seine Mutter getötet hatten.
    »Warum bist du so sicher?«, fragte die Frau.
    »Ich weiß es einfach. Ich weiß, dass ich erst sterbe, nachdem ich einen großen Sieg über die Graken errungen habe.«
    Die Frau lächelte kurz. »Dann sollten wir alles tun, um dich am Leben zu erhalten.«
    Das Schiff war seltsam leer. Nektar sah keine Zivilisten mehr und nur noch einige wenige Angehörige des Militärs. Weitere Warnsignale kamen aus den Lautsprechern.
    »Es bleibt nicht mehr genug Zeit, dich in einem der Schlafsäle unterzubringen«, sagte die Frau. »Ich nehme dich zu uns mit.«
    Eine knappe Minute später erfuhr Nektar, was sie mit »uns« meinte: einen für Offiziere bestimmten Hibernationsraum. Mehrere Männer und Frauen entkleideten sich gerade; andere ruhten bereits mit geschlossenen Augen auf den Liegen, angeschlossen an den Medo-Servo in der Mitte des Raums. Die Frau trat zu einer mit dem Namen »Charlotte« gekennzeichneten Liege und deutete auf die daneben. »Brauchst du Hilfe?«
    »Nein«, sagte Nektar. »Es ist nicht meine erste Hibernation.« Die andere Liege trug den Namen »Henrik«. Er deutete darauf. »Sie ist für einen anderen bestimmt.«
    Ein Schatten huschte über das Gesicht der Frau. »Sie war für einen anderen bestimmt.«
    »Ich verstehe«, sagte Nektar ernst. Er legte rasch die Kleidung ab, streckte sich auf der Liege aus und spürte, wie der Medo-Servo die notwendigen Verbindungen herstellte. Er fühlte keine Kälte, obwohl er wusste, dass sein Körper abkühlte. »Ich hoffe, er ist nicht umsonst gestorben.«
    Die Frau sah erstaunt auf ihn herab. »Wie alt bist du?«
    »Acht.«
    Sie berührte ihn an der Seite des Kopfes, und aus dem Erstaunen in ihrem Gesicht wurde Anteilnahme. Nur kurz, für ein oder zwei Sekunden, aber Nektar sah es trotzdem. »Schlaf gut. Wenn du erwachst, sind wir alle in Sicherheit.«
    Müdigkeit kroch heran. »Nein«, entgegnete der Junge und stellte erstaunt fest, wie traurig es klang. »Solange die Graken angreifen, gibt es für niemanden von uns Sicherheit.« Er schloss die Augen und

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