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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Graken.«
    Der Offizier lächelte, aber das Lächeln verschwand sofort wieder von seinen Lippen. »Dann sollte ich mir besser deinen Namen merken, Junge. Wie heißt du?«
    »Nektar«, sagte der Knabe. »Ich heiße Nektar, und es ist kein dummer Name.«

 
2. Sonnenfeuer
     
    4. Februar 1229 ÄdeF
     
     
    Tamara fühlte sich von falschem Leben umgeben, und manchmal regte sich fast so etwas wie Abscheu in ihr, obwohl sie ihre Emotionen schon als Schülerin der Tal-Telassi überwunden hatte, vor fast eintausendachthundert Jahren. Diese Daseinsform warf keinen Schatten im Tal-Telas und hätte eigentlich gar nicht existieren dürfen, aber jetzt konzentrierten sich die Hoffnungen des Konzils der Überlebenden darauf.
    »Wir empfangen die Signale eines weiteren Spähers«, sagte einer der Neuen Menschen, die an der Mission teilnahmen. »Wir sind auf dem richtigen Weg.«
    Tamara beugte sich in einem Sessel vor, der aus dem gleichen Material bestand wie der Rest des seltsamen Schiffes: aus semiautonomen Siliziumpartikeln. Sie konnten jede beliebige Struktur gewinnen und alle gewünschten Funktionen emulieren. Selbst die von wahrem Leben , dachte Tamara. »Liegen konkrete Ortungsdaten vor?«
    In der Mitte des Raums, der mal größer und mal kleiner war, wuchs ein grauer Zapfen aus der Decke und verharrte dicht über dem Boden. Seine Partikel ordneten sich neu an, und es entstand ein quasireales Projektionsfeld, das Blick ins All gewährte. Auf der rechten Seite wurden Daten eingeblendet, und Tamara stellte fest, dass sie bereits in den Ausläufern der Dunkelwolke im Zentrum des Ophiuchus-Grabens unterwegs waren.
    »Warum sollten sich die Graken ausgerechnet dort verstecken?«, fragte der neben Tamara sitzende Afraim Zacharias nachdenklich. »Es ist ein ziemlich ungemütlicher Ort.« Er sah sich mit offensichtlichem Unbehagen um, und Tamara brauchte sich nicht mit Delm zu verbinden, um zu wissen, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen. Kleinere, pseudoreale Kraftfelder – das Ding brauchte so etwas nicht; es hatte sie für die Menschen an Bord gebildet – gaben unter anderem Auskunft über die Eigenbewegung des Schiffes. Mit fast relativistischer Geschwindigkeit raste es durch die zunehmend dichter werdende Dunkelwolke, und an seiner Peripherie kam es ständig zu Mikrokollisionen mit Staubpartikeln. Wie das Schiff mit der enormen Reibungshitze und starken kinetischen Energie fertig wurde, ohne dass es beschädigt wurde oder verräterische Emissionen entstanden, blieb ein Geheimnis.
    Tamaras eigentliche Aufgabe bestand darin, dieses Rätsel – und viele andere – für die unabhängige Republik Millennia zu lösen. Der technologische Vorsprung der Maschinenzivilisationen war in den vergangenen achtzig Jahren zu groß geworden. Beim Schwesternrat machte man sich Sorgen und auch beim Konzil der Überlebenden, obwohl man es dort nicht zugab – zu groß war die Abhängigkeit des Dutzends von den Emm-Zetts.
    Ein weiterer Neuer Mensch kam aus einer Wand, die bis eben den Eindruck erweckt hatte, massiv zu sein. Er war unglaublich dürr und fragil, trug einen silbrig glänzenden Overall mit Öffnungen für die Flügel auf dem Rücken. Die Jochbeine in seinem schmalen Gesicht standen weit vor und schienen die sich über ihnen spannende schiefergraue Haut zerreißen zu wollen. Jora hieß dieser Mann, dessen Gewicht Tamara auf höchstens dreißig Kilo schätzte. Er stammte von Nubbia, einem Planeten, dessen dichte Atmosphäre mehr Möglichkeiten bot als die karge Oberfläche. Dort lebten die Nubbi in großen Gemeinschaften, bauten Luftschiffe und züchteten Atmosphärenkrill.
    Zwei Siliziumtentakel folgten Jora, als er sich mit federleichten Schritten durch den Raum bewegte, verbunden mit den Kontaktstellen an Hüfte und Hals. »Ein ungemütlicher Ort, ja«, sagte er und ging damit auf Afraims Frage ein. Das Schiff hatte sie gehört und antwortete über Jora. »Aber ein vorzügliches Versteck. Ich möchte nicht unhöflich sein, Impro Zacharias, aber selbst ein ganzer strategischer Verband des Dutzends würde hier vergeblich suchen. Die Dunkelwolke ist groß, und gewöhnliche Ortungssignale reichen hier nicht weit.«
    »Gewöhnliche nicht«, sagte Tamara langsam und sah in Joras große Augen. »Aber Ihre schon.«
    »Nicht meine. Die von Erasmus.«
    Erasmus , dachte Tamara. Sie haben dem Ding einen Namen gegeben. Als ob es dadurch zu einer Person werden könnte.
    »Gefällt Ihnen mein Name nicht?«, erklang eine neue Stimme. Neben

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