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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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dorthin führenden Wege unterschieden sich durch das Maß an Wahrscheinlichkeit. Doch während Dominique sie noch betrachtete, trug ein Strudel Chaos in die komplexen Strukturen, änderte Wahrscheinlichkeiten, ersetzte alte Ereignisvektoren durch neue und brachte eine Veränderung, die alle Bilder erfasste.
    »Ein großer Wandel«, brachte Dominique hervor und fühlte, wie ihre Müdigkeit wuchs. Das Gerät in ihren Händen fesselte nicht nur den Blick; es schien auch Kraft aus ihr herauszusaugen. Sie begann zu zittern und sank auf die Knie. »Ein großer Wandel, der alle Dominien erfasst. Und wir …«
    Der Strudel ließ auch ihre Gedanken kreisen. Tief unten im fraktalen Sog sah sie, für einen Sekundenbruchteil, die Formel des Realitätsmechanikers, und dann wurde es schwarz vor ihren Augen. Dominique kippte zur Seite und verlor das Bewusstsein.
     
     
    Irgendwann erwachte Dominique, umgeben von einem Heulen, das das ganze Haus erzittern ließ, und für einige Sekunden dachte sie, dass der Schneesturm mehr Erfolg gehabt haben könnte als die Eisenmänner und Dominanten. Düsternis umgab sie, und eine Gestalt bewegte sich darin, kaum mehr als ein Schatten, setzte ihr etwas an die Lippen und sagte: »Trink das.« Dominique schluckte, und dann schlief sie wieder.
     
     
    »Was hast du gesehen?«, fragte Tarweder, als sie in der Küche des Hauses am Tisch saßen. Dominique aß mit Heißhunger und trank Saft.
    »Veränderungen«, sagte sie mit vollem Mund und schluckte. »Große Veränderungen in allen Dominien.«
    Tarweder nickte ernst. »Ich habe es gespürt, unmittelbar nach dem Transfer. Während wir hierher unterwegs waren, ist dort draußen etwas Entscheidendes passiert.«
    Dominique verharrte mit dem Löffel auf halbem Wege zum Mund. »Ich fühlte mich von einem Strudel erfasst, der aus zahlreichen Bildern bestand, und ganz unten habe ich für einen Augenblick die Formel des Realitätsmechanikers gesehen.«
    Tarweder hob den Blick vom Display seines Geräts, und ein Schatten fiel auf das schmale, ausgemergelt wirkende Gesicht des Alten. »Ich verstehe«, sagte er leiser. »Vielleicht ist die Situation noch ernster, als ich dachte.«
    Dominique sah das Gerät, und etwas in ihr erzitterte. Sie hielt an dem Enthusiasmus fest, der sie seit dem Erwachen begleitete, und lenkte ihre Gedanken in eine andere Richtung. »Wo befindet sich der nächste Brunnen?«
    »Direkt hinter dem Haus.«
    Dominique legte den Löffel beiseite, schob den Teller zurück und stand auf. »Dann sollten wir uns sofort auf den Weg machen. Wir befreien Rupert, begeben uns nach Aikla, reisen mit Arn Hannaratts Gruppe nach Zontra und …« Sie unterbrach sich, als sie den seltsamen Ausdruck in Tarweders Gesicht bemerkte.
    »Arn Hannaratt hat uns gestern in Aikla erwartet«, sagte der Alte. »Ich vermute, er ist inzwischen weitergereist. Du hast einen weiteren Tag geschlafen.«
    Kiwitt sprang auf den Tisch und gurrte. Dominique streckte geistesabwesend die Hand aus, um das Tier zu streicheln, aber Kiwitt wich zurück.
    »Was hat er?«, fragte Dominique erstaunt.
    »Ich weiß es nicht. Kiwitt, was ist los mit dir?«
    Das Tier gurrte erneut, aber Dominique achtete gar nicht darauf. Sie neigte den Kopf zur Seite und lauschte. »Es weht kein Wind mehr. Draußen ist alles still.« Von Tatendrang erfasst eilte sie in den Flur und dachte dann daran, dass sie gar nicht wusste, wo sie nach einer Tür suchen sollte.
    Tarweder folgte ihr. »Bevor wir nach draußen gehen, Dominique … Ich muss dir etwas sagen.«
    Sie sah ihn erwartungsvoll an.
    Tarweder zögerte. »Du fühlst dich gut, nicht wahr?«
    Dominique nickte. »Durch den letzten Schlaf habe ich mich erholt.«
    »Du warst dem Tode nahe«, sagte der Alte ernst. »Ich konnte nicht einfach zusehen, wie du stirbst. Ich musste versuchen, dich am Leben zu erhalten. Und deshalb … Ich habe dir vom Gelben gegeben.«
    Dominique erinnerte sich an die Begegnung mit den Turui. »Einmal macht nicht süchtig, hast du gesagt. Auch zweimal nicht.«
    »Du hast vier Dosen bekommen, im Abstand von fünf bis sechs Stunden«, sagte Tarweder. »Erst bei der vierten hast du reagiert.«
    Dominique horchte in sich hinein. Die Müdigkeit war vollständig verschwunden, und das Denken fiel ihr leichter. Hinzu kamen Eifer, Zuversicht und Hoffnung – aber hinter diesem emotionalen Horizont spürte sie eine fremde Präsenz, etwas, das nicht zu ihr gehörte. Als sie es zu sondieren begann, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie

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