Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Diagramme und Szenarien zeigten: neue Werften im Orbit der Ressourcenwelten des Dutzends, allein für den Bau der Schiffe bestimmt, die Golgatha angreifen sollten; neue Ausbildungszentren für die Besatzungen; Einsatzmuster für fast siebentausend Suchschiffe; Umbau militärischer Strukturen, um Reaktionszeiten zu verkürzen; Verlegung und Neustationierung bestehender Verbände. Und die Basis: Restrukturierung der Wirtschaft, mit Priorität für den militärischen Sektor. »Ich weiß, dass es eine große Anstrengung ist, aber wir müssen Opfer bringen, wenn wir den Krieg gewinnen wollen.«
Ein menschlicher Impro wölbte die Brauen und erwiderte: »Den Krieg … gewinnen?«
Nektar gelangte zu einer verblüffenden und sehr bitteren Erkenntnis: Im Oberkommando der Streitkräfte schien es kaum mehr jemanden zu geben, der es für möglich hielt, die Graken tatsächlich zu besiegen. Sie wären gern bereit gewesen, sich mit dem Status quo abzufinden, mit diesem Nichtfrieden, der seit dem Einsatz der Dimensionstunnel-Inhibitoren im Bereich des Dutzends herrschte.
»Sie verlangen von uns, fast siebentausend Suchschiffe in den Graken-Raum zu schicken, damit sie dort nach etwas suchen, das Sie Golgatha nennen«, sagte ein Taruf. »Aber wir wissen nicht einmal, ob Golgatha existiert. Bisher ist die Suche danach erfolglos geblieben.«
»Genau deshalb müssen mehr Schiffe eingesetzt werden«, beharrte Nektar. »Mit siebentausend Einheiten dauert es dreißig Jahre, den gesamten Ophiuchus-Graben zu durchkämmen.«
Der Quinqu Vantoga breitete kurz seine bunten Schwingen aus und faltete sie dann wieder zusammen. »Ich möchte Ihnen noch einmal für den Plan danken, Markant. Und ich versichere Ihnen, dass wir ihn sorgfältig prüfen werden. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald wir eine Entscheidung getroffen haben.«
Nektar begriff, dass er gerade aufgefordert worden war, den Konferenzsaal zu verlassen. Er versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, als er aufstand und ging.
Er wanderte durch das große Gebäude, ohne die Personen wahrzunehmen, die ihm entgegenkamen. Mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen, blieb schließlich vor einem Fenster stehen, blickte auf den Lichterteppich von Kalahos Hauptstadt und das silberne Band des breiten Stroms hinab, der sie in zwei Hälften teilte. Es war spät am Abend, und ein langer Tag lag hinter ihm, aber Nektar war nicht müde. Unter dem Druck der Enttäuschung drohte sich eine alte Tür tief in seinem Innern zu öffnen, hinter der Schmerz wartete, und er musste darauf achten, dass sie verschlossen blieb. Erneut dachte er an den Plan, an dem er zusammen mit seinen Mitarbeitern fünf Jahre gefeilt hatte. Er war in verschiedene Phasen unterteilt und berücksichtigte alle Details: ein perfekter Plan, der erfolgreich sein musste , wenn er wie vorgesehen in die Tat umgesetzt wurde. Aber das war jetzt fraglich.
Er wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, als der Kom-Servo über dem rechten Ohr auf ein Prioritätssignal reagierte. Es stammte von Impro Vantoga. »Ja?«, fragte er.
»Sind Sie noch im Gebäude, Nektar?«
»Ja.«
»Bitte kommen Sie in mein Büro.«
»Ich bin unterwegs.« Mit langen Schritten eilte Nektar durch die Flure und fragte sich, ob die Entscheidung bereits gefallen war.
Vantoga erwartete ihn mit voll ausgebreiteten Schwingen, und er war allein. Langsam faltete er die Flügel wieder, machte aber keine Anstalten, an seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Nektar blieb ebenfalls stehen.
»Der Präsidiale Stab hat sich gegen Ihren Plan entschieden, Nektar«, sagte der Quinqu. »Es tut mir leid für Sie. Ich weiß, mit welcher Hingabe Sie daran gearbeitet haben.«
»Die Entscheidung ist ein großer Fehler.«
»Mag sein. Die Zukunft wird es zeigen.« Vantoga trat am Schreibtisch vorbei und näherte sich Nektar. Er war kleiner als der Mensch und sah zu ihm auf. Die Augen in seinem puppenhaften Gesicht glänzten. »Ich habe einen gewissen Ermessensspielraum und kann bestimmte militärische Ressourcen so einsetzen, wie ich es für richtig halte.« Die zusammengefalteten Flügel des Quinqu knisterten. »Ich habe miterlebt, wie die Feuerstürme begannen, und daher weiß ich, dass es besser ist, gewappnet zu sein. Entwickeln Sie einen zweiten Plan, Markant. Für mich. Einen Plan, der weniger Ressourcen beansprucht. Ich halte es für besser, die Suche nach Golgatha fortzusetzen.«
»Und wenn wir das geheime Projekt der Graken finden? Die Suche allein
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